Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in Düsseldorf

Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in Düsseldorf


Im Düsseldorfer Stadthaus besteht seit 1987 die »Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf«, die allen Düsseldorfer Opfern des Nationalsozialismus gewidmet ist. Im selben Gebäude befanden sich 1926 bis 1934 das Düsseldorfer Polizeipräsidium sowie ab 1934 die 20. SS-Standarte, die Heeresstandortverwaltung und verschiedene städtische Ämter.

Geschichte

Im Gebäude an der Mühlenstraße 29 in Düsseldorf, das Ende des 17. Jahrhunderts von Jesuiten erbaut wurde, befand sich von 1926 bis 1934 das Düsseldorfer Polizeipräsidium. Im Dezember 1933 zog die 20. SS-Standarte ein, musste im September 1935 die Räume jedoch wieder verlassen. Ab 1934 erhielten auch verschiedene städtische Ämter dort ihren Sitz, darunter das Zentralarbeiter-Amt, das statistische und Wahlamt, das städtische Liegenschaftsamt und das Stadtpolizeiamt. 1935 zog auch die Heeresstandortverwaltung in das Gebäude. Alle diese Ämter führten neben ihren bisherigen Verwaltungsaufgaben auch für die Nationalsozialisten wichtige Unterstützungsarbeit durch: Sie zählten Juden sowie Sinti und Roma im Raum Düsseldorf, wirkten bei der »Arisierung« jüdischen Eigentums mit, entließen jüdische Angestellte aus dem öffentlichen Dienst und verwalteten den Einsatz von Zwangsarbeitern.

Opfergruppen

Das Düsseldorfer Verwaltungsgebäude in der Mühlenstraße 29 war kein Ort, an dem Menschen gefoltert oder getötet wurden, sondern ein Ort der Täter: Von hier aus schufen die verschiedenen Ämter durch ihre Arbeit wichtige Voraussetzungen, die nationalsozialistischen Verbrechen durchführen zu können. Auf diese Weise waren sie an der Verfolgung von politischen Gegnern, Juden, Sinti und Roma, Zwangsarbeitern, Homosexuellen, psychisch Kranken und Deserteuren beteiligt.

Erfahre mehr über Deutschland

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Nach 1945 bezogen wieder kommunale Ämter das von nun an »Stadthaus« genannte Gebäude. Auf Initiative des Düsseldorfer Jugendringes, einem Zusammenschluss verschiedener Jugendorganisationen, beschloss der Düsseldorfer Stadtrat eine Gedenkstätte einzurichten. Die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf wurde am 17. September 1987 mit einer Dauerausstellung eröffnet. Der Titel der Dauerausstellung lautet »Verfolgung und Widerstand in Düsseldorf 1933 - 1945«.

Angebote

Führungen, Lesungen, Vorträge, Pädagogische Angebote, Filmvorführungen, Exkursionen

Öffnungszeiten

Sonntag und Dienstag bis Freitag: 11.00 bis 17.00 Sonnabend: 13.00 bis 17.00

Kontakt

https://www.duesseldorf.de/mahn-und-gedenkstaette.html

gedenkstaette@duesseldorf.de

+49 (0)211 899 620 5

Mühlenstraße 29
40213 Düsseldorf