Jüdischer Friedhof Kawala

Evraïkó Nekrotafeío Kaválas Εβραϊκό Νεκροταφείο Καβάλας


Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt Kawala bulgarisch besetzt. Unter dem Druck des Berliner Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) stimmte Bulgarien der Deportation aller Juden aus den besetzten griechischen Gebieten zu. Die meisten wurden im Vernichtungslager Treblinka ermordet. An die einstige jüdische Gemeinde in diesem Gebiet erinnert ein Denkmal auf dem jüdischen Friedhof in Kawala.

Geschichte

Die Hafenstadt Kawala liegt am ägäischen Meer im Westteil der historischen Region Thrakien, die sich auch auf türkisches und bulgarisches Gebiet erstreckt. Schon in der Zwischenkriegszeit erhob Bulgarien Ansprüche auf das Gebiet, vor allem um Zugang zum Ägäischen Meer zu erhalten. 1941 unterstütze Bulgarien den deutsch-italienischen Aufmarsch gegen Griechenland und annektierte anschließend Westthrakien. Die neue bulgarische Verwaltung versuchte das neue Gebiet so schnell wie möglich mit dem Kernland zu verschmelzen. Ein Gesetz forderte die Einwohner des Gebiets auf, bis zum April 1943 die bulgarische Staatsbürgerschaft anzunehmen oder anderenfalls das Land zu verlassen. Daraufhin flohen viele Griechen oder wurden gewaltsam vertrieben. Den dort lebenden Juden wurde jedoch die Möglichkeit grundsätzlich verwehrt, die bulgarische Staatsangehörigkeit anzunehmen. So war ihre Lage bereits sehr unsicher, noch bevor Anfang des Jahres 1943 das Berliner Reichsicherheitshauptamt (RSHA) Bulgarien aufforderte, die im Land lebenden Juden zu deportieren. Nach Interventionen und Protesten verschonte die Regierung zwar die Juden im bulgarischen Kernland, doch die Juden aus den besetzten Gebieten lieferte sie an die Deutschen aus.
In Kawala lebte die größte jüdische Gemeinde Thrakiens mit etwa 1.650 Mitgliedern. Anfang März 1943 verhaftete die bulgarische Polizei etwa 1.500 von ihnen und beschlagnahmte ihr Eigentum. Unter bulgarischer Bewachung wurden die Juden in Fußmärschen und Zügen quer durch Bulgarien in den Donauhafen Lom verschleppt. Hier wurden etwa 4.200 Juden aus ganz Thrakien unter Aufsicht von Mitarbeitern des RSHA auf Schiffe gezwängt und nach Wien gebracht. Von dort deportierte sie die SS in Güterwaggons in das Vernichtungslager Treblinka bei Warschau.

Opfergruppen

Etwa 4.200 Juden aus dem bulgarisch annektierten Teil des griechischen Thrakiens ermordete die SS im Vernichtungslager Treblinka. Allein 1.500 von ihnen stammten aus Kawala.

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Im April 1941 marschierte die Wehrmacht in das Königreich Griechenland ein. Das Land wurde zwischen dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten Italien und Bulgarien aufgeteilt. Die anschließende Plünderung der Landwirtschaft und der wenigen industriellen Anlagen des Landes verursachte im Winter 1941/42 eine Hungersnot, die vermutlich über 100.000 Griechen das Leben kostete. In der deutschen Besatzungszone bestimmten Raub, öffentliche Misshandlungen, Verhaftungen, Mord und Zwangsarbeit den Alltag der Juden. Zwischen dem 15. März und Mitte August 1943 organisierte ein SS-Sonderkommando – von den örtlichen Militärverwaltungen unterstützt – 19 Transporte mit etwa 46.000 Juden von Saloniki in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Treblinka. Bereits Anfang März hatten die Behörden im bulgarischen Besatzungsgebiet, der griechischen Provinz Thrakien, über 4.000 Juden verhaftet, die die SS daraufhin nach Treblinka verschleppte. Im Herbst 1943 – nach der Kapitulation Italiens – rückte die Wehrmacht in die italienisch besetzte Zone Griechenlands ein. Im März 1944 deportierte die SS auch die dort ansässigen über 8.500 Juden – aus Athen, Ioannina oder von der Insel Rhodos – nach Auschwitz-Birkenau, deren Auslieferung Italien verweigert hatte. Die Zahl der ermordeten griechischen Juden liegt bei etwa 59.000. Das deutsche Besatzungsregime führte zu einer immer stärkeren griechischen Widerstandsbewegung, die 1943/44 von der Wehrmacht durch zahlreiche, brutale Übergriffe, Vergeltungsaktionen und Massenerschießungen bekämpft wurde. Ganze Dörfer, wie zum Beispiel Kalavrita und Distimo, wurden ausgelöscht. Insgesamt fanden wahrscheinlich über 100.000 griechische Zivilisten den Tod. Bereits während der deutschen Besatzung, ab 1944, hatten sich rechte, königstreue und linke, kommunistische Gruppierungen in Griechenland bekämpft. Diese Auseinandersetzung wurde von 1946 bis 1949 in einem Bürgerkrieg fortgeführt. Die siegreiche – von Großbritannien und den USA unterstützte – Rechte verfolgte einen strikt antikommunistischen Kurs. Um einem drohenden Wahlsieg der Linken zuvorzukommen, putschte sich 1967 das Militär an die Macht und regierte das Land in den folgenden sieben Jahren. Erst nach der Aufnahme Griechenlands in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft 1981 kam es zur Anerkennung auch des linken Widerstandes im Zweiten Weltkrieg und nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1990/91 schließlich zur Überwindung des gespaltenen Gedenkens und zu einer Aufarbeitung des Bürgerkriegs 1946–1949. Die griechische Gedenkkultur ist heute in weiten Teilen noch immer durch das Gedenken an den Widerstand gegen die Deutschen dominiert. Inschriften beziehen die Bezeichnung »Holocaust« nicht selten auf den Mord an der Zivilbevölkerung, beispielsweise als »Holocaust von Kalavrita«. Das Gedenken an die Ermordung von 85 Prozent der griechischen Juden blieb lange Zeit den jüdischen Gemeinden überlassen. In Saloniki, der Stadt mit der früher größten Gemeinde, stand bis 1997 auf dem jüdischen Friedhof das einzige Denkmal zur Erinnerung an den Holocaust. Mit den Feierlichkeiten anlässlich der Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt 1997 errichtete die Stadt an zentraler Stelle ein Holocaustdenkmal, das 2005 an eine andere Stelle umgesetzt wurde. 2010 wurde auch in Athen ein neues Holocaustdenkmal enthüllt. Ein Holocaustmuseum in Saloniki, an dem sich auch die Bundesrepublik Deutschland mit zehn Millionen Euro beteiligt, ist im Bau.

Erinnerung

Lediglich 42 Juden lebten in den ersten Jahren nach dem Krieg in Kawala. Heute gibt es dort keine jüdische Gemeinde mehr. Die einzige Erinnerung daran, dass es in der Stadt einst jüdisches Leben gab, ist der noch vorhandene jüdische Friedhof. Auf dem Friedhof ließ die jüdische Gemeinde 1954 ein schlichtes Denkmal in Erinnerung an die ermordeten Juden von Kawala errichten.

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