Holländisches Theater

Hollandsche Schouwburg


Während des Krieges war das Holländische Theater das einzige jüdische Theater Amsterdams. Von den deutschen Besatzern wurde es 1942 als Sammelpunkt für die späteren Deportationen in Konzentrationslager benutzt.

Geschichte

Das Holländische Theater in Amsterdam (niederländisch: »Hollandsche Schouwburg«) wurde 1892 gegründet. In den seit Mai 1940 besetzten Niederlanden griff das Besatzungsregime auch in das kulturelle Leben direkt ein. Als Teil ihrer Strategie, die Juden in der Gesellschaft zu isolieren, verboten sie im September 1941 Juden den Zutritt zum Theater. Im November 1941 wurde das Holländische Theater in »Joodsche Schouwburg« (»Jüdisches Theater«) umbenannt: nur hier durften jüdische Künstler auftreten oder Juden ins Theater gehen.
Als die Besatzungsbehörden Ende 1941 anfingen, die späteren Deportationen vorzubereiten, befahlen sie den meisten niederländischen Juden den Umzug nach Amsterdam. So wuchs die Zahl der jüdischen Einwohner der Stadt 1942 von etwa 80.000 auf 100.000 an.
Ab dem 18. Juli 1942 wurde das Jüdische Theater als Sammelpunkt für die Deportationen der Amsterdamer Juden benutzt. Der Ablauf wurde vom Leiter der »Zentralstelle für jüdische Auswanderung« in den Niederlanden, Ferdinand Aus der Fünten, in Absprache mit dem Referat IV B 4 des Reichssicherheitshauptamtes unter Adolf Eichmann koordiniert. Die Juden, die entweder verhaftet worden waren oder Befehlen gehorchten, sich im Gebäude einzufinden, wurden im Theater registriert und dann ins Durchgangslager Westerbork verschleppt - manche sofort, andere mussten zum Teil tagelang auf einen Transport warten. Oft waren bis zu 1.300 Personen mehrere Tage im Theater zusammengepfercht.
Gegenüber dem Theater lag eine Kinderkrippe für die Kinder der im Theater festgehaltenen Erwachsenen. Die Widerstandsbewegung verhalf etwa 950 jüdischen Kindern von dort zur Flucht.

Opfergruppen

Dem Holländischen Theater kam eine zentrale Rolle bei der Abwicklung der Deportation der Juden aus Amsterdam zu. Sehr viele in Amsterdam lebende Juden wurden hier registriert und von hier ins Durchgangslager Westerbork überstellt. Von den etwa 100.000 Juden, die damals in Amsterdam wohnten, wurden zwischen 60.000 und 80.000 in Vernichtungslager im besetzten Polen deportiert.

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Als die deutsche Wehrmacht das Königreich der Niederlande im Mai 1940 besetzte, lebten hier knapp 120.000 Juden – davon 75.000 in Amsterdam. Eine von der SS dominierte Zivilverwaltung begann umgehend mit der Durchsetzung antijüdischer Maßnahmen und organisierte Gewaltakte. Bereits Ende März 1941 richtete die SS eine »Zentralstelle für jüdische Auswanderung« in Amsterdam ein. Im Jahr darauf, am 22. Juni 1942, unterrichtete der Leiter des Judenreferats im SS-Reichssicherheitshauptamt, Adolf Eichmann (1906–1962), das Auswärtige Amt in Berlin darüber, dass man sich mit der Deutschen Reichsbahn über den Transport unter anderem von 40.000 Juden aus den Niederlanden geeinigt habe. Sie kamen zunächst in das Durchgangslager Westerbork, wo namentliche Transportlisten erstellt wurden. Ab Mitte Juli 1942 rollten von hier aus die ersten Züge nach Osten. Immer wieder kam es zu Razzien, um Juden für die Verschleppungen zusammenzutreiben. Bis September 1944 gingen um die hundert Transporte von Westerbork in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor, in das Ghetto Theresienstadt und in das Konzentrationslager Bergen-Belsen ab. Die SS deportierte über 100.000 Menschen – mehrheitlich Juden, aber auch Roma. Ebenso wurden Juden mit einer Staatsangehörigkeit der Niederlande aus Frankreich und Belgien in den Tod verschleppt. Die Gesamtzahl der zwischen Mai 1940 und Ende 1944 ermordeten niederländischen Juden liegt bei bis zu 102.000 Personen, etwa 75 Prozent der jüdischen Bevölkerung vor dem Holocaust. Darüber hinaus kamen über 110.000 nichtjüdische Zivilisten während Besatzung und Krieg ums Leben. Die Zahl an Denkmälern, Museen, Gedenkstätten, Gedenktafeln, kleineren Erinnerungsstätten, aber auch Forschungseinrichtungen und Archiven zum Zweiten Weltkrieg ist in den Niederlanden fast unüberschaubar. Bereits 1947 wurde das 22 Meter hohe »Nationaldenkmal op den Dam« in Amsterdam errichtet, das allen niederländischen »Opfern des Zweiten Weltkrieges« gewidmet ist und 1956 seine heutige Gestaltung erhielt. Seit 1960 gibt es das Anne-Frank-Haus. Zentrale staatliche Erinnerungsorte sind die Stätten ehemaliger nationalsozialistischer Konzentrations- oder Durchgangslager. In Westerbork beispielsweise besteht seit 1983 eine Anlage, zu der das historische Lagergelände, ein nationales Denkmal und ein modernes Museum gehören. 1987 wurde in der Großen Synagoge von Amsterdam das »Joods Historisch Museum« (Jüdisch-Historisches Museum) eröffnet, in dem auch die Verfolgung und Ermordung der Juden behandelt wird. 2021 wurde in Amsterdam ein neues Holocaustdenkmal eingeweiht, in das die Namen von 102.000 ermordeten Juden sowie Sinti und Roma eingraviert sind. Nach Kriegsende war die niederländische Erinnerungskultur vor allem durch die Betonung des Widerstands gegen die deutsche Besatzung gekennzeichnet. Insbesondere ab den 1980er Jahren spielte dann auch die Frage, wie sich die Bevölkerungsmehrheit – im Gegensatz zur bewussten Kollaboration – im Besatzungsalltag einrichtete (»Akkomodation«), eine immer größere Rolle in der niederländischen Erinnerungskultur. Ein weiterer Aspekt des niederländischen Gedenkens ist der hervorgehobene Bezug auf die Gegenwart. Er wird in Mahnmalen für verfolgte Sinti und Roma sowie insbesondere bei einem der weltweit bedeutendsten Denkmäler zur Erinnerung an die Verfolgung Homosexueller während des Nationalsozialismus in Amsterdam deutlich.

Erinnerung

Nach dem Krieg widersetzten sich prominente Bürger dem Plan, das Gebäude weiter als Theater zu benutzen. Ein eigens dafür gegründetes Komitee kaufte und übertrug das Haus 1950 in die Hände der Stadt. 1962 könnte das Theater als Gedenkstätte eröffnet werden. Im Theatersaal entstand ein Denkmal an die niederländischen Opfer des Holocausts. 1992 übernahm das Jüdische Historische Museum die Leitung der Gedenkstätte, die 1993 renoviert wurde. Sie wurde dabei um einen Gedenkraum und eine Ausstellung ergänzt. An einer Wand sind die etwa 6.700 Familiennamen der 104.000 aus den Niederlanden deportierten Juden zu sehen.
An der Wand der ehemaligen Kinderkrippe erinnert seit 1982 eine Gedenktafel an die vor der Deportation geretteten jüdischen Kinder.

Angebote

Ausstellung über die Judenverfolgung in den Niederlanden, pädagogische Programme für Kinder und Jugendliche, verschiedene jährliche Gedenkfeiern

Öffnungszeiten

Täglich 9.00 bis 16.00

Kontakt

https://jck.nl/nl/locatie/hollandsche-schouwburg

service@jck.nl

+31(020)5 310 380

Plantage Middenlaan 24
1018 DE Amsterdam