Gedenkstätte Westerplatte

Miejsce Pamięci Narodowej Westerplatte


Der Zweite Weltkrieg begann in den frühen Morgenstunden des 1. September 1939 mit Angriffen der deutschen Wehrmacht auf verschiedene polnische Ziele, darunter die Halbinsel Westerplatte vor Danzig (polnisch: Gdańsk). Auf der Westerplatte, die seit 1924 von der polnischen Armee als Munitionsdepot benutzt wurde, hielt die polnische Besatzung bis zum 7. September 1939 der deutschen Übermacht stand und wurde damit zu einem wichtigen Symbol polnischen Widerstands. Obwohl die Westerplatte nicht das erste Ziel der deutschen Kriegsmaschinerie war, gilt in Polen dieser Angriff als der Beginn des Zweiten Weltkrieges. Heute befindet sich eine Gedenkstätte auf dem Gelände.

Geschichte

Nach dem Ersten Weltkrieg beschlossen die Siegermächte im Friedensvertrag von Versailles eine Neuordnung der östlichen Gebiete des Deutschen Reiches. Große Teile Westpreußens, fast die gesamte Provinz Posen und Teile Oberschlesiens wurden dem seit 1918 wieder unabhängigen Polen zugesprochen. Danzig und die umliegenden Gebiete wurden zur Freien Stadt Danzig erklärt, einem unabhängigen Staat unter Schutz des Völkerbundes.
Die Zweite Polnische Republik war anfangs eine parlamentarische Demokratie, danach war sie zunehmend autoritär geprägt. In der Zwischenkriegszeit gehörten etwa 31 Prozent der Bevölkerung Polens zu nationalen und ethnischen Minderheiten, darunter waren auch etwa eine Million Deutsche. Sowohl die polnische Westgrenze als auch die Situation der deutschen Minderheit führten immer wieder zu Spannungen zwischen Berlin und Warschau. Das Verhältnis entspannte sich erst mit einem Anfang 1934 geschlossenen Nichtangriffsvertrag zwischen beiden Ländern. Polen beteiligte sich auch an der Zerschlagung der Tschechoslowakei 1938, indem es das an der Grenze Oberschlesiens gelegene Olsagebiet besetzte.
Unter einem als polnischer Überfall inszenierten Vorwand griff die Wehrmacht am 1. September 1939 etwa 64 polnische Orte an, so auch die Westerplatte. Die Halbinsel gehörte zwar offiziell zur Freien Stadt Danzig, wurde aber ausschließlich vom polnischen Militär benutzt. Kurz vor fünf Uhr morgens wurde sie vom Schulschiff »Schleswig-Holstein« aus unter Beschuss genommen. Da die polnische Besatzung sich noch vor Kriegsausbruch auf dem bewaldeten Gelände verschanzt hatte, konnte sie sich tagelang gegen die deutschen Kräfte verteidigen. Erst als Flugangriffe schwere Schäden verursachten und es an Trinkwasser, Nahrung und Medikamenten fehlte, kapitulierte der polnische Kommandant am 7. September. Mit der Kapitulation der letzten polnischen Verbände am 5. Oktober 1939 endete der Polenfeldzug der Wehrmacht.

Opfergruppen

Insgesamt fielen im September 1939 in ganz Polen über 66.000 polnische Soldaten, davon 3.300 Offiziere. Etwa 133.000 wurden verwundet, 400.000 gerieten in deutsche Gefangenschaft. Auf der Westerplatte fielen während der Kämpfe 15 polnische Soldaten, 13 wurden schwer und 25 bis 40 leicht verletzt. Die Überlebenden gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

In die Einflusssphäre der Sowjetunion geraten, wurde Polen nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer kommunistische Diktatur. In der offiziellen Geschichtsdarstellung wurde die Unterdrückung des polnischen Volkes durch die deutschen Besatzer hervorgehoben, während die sowjetische Besatzung als »Befreiung« galt. Die kommunistischen Machthaber erklärten die Ereignisse des Septembers 1939 als Versagen der Regierungen der Zweiten Republik. Soldaten, die in der Zweiten Republik gedient hatten, wurden während der Zeit des Stalinismus bis 1956 verfolgt.
Den historischen Ort an der Westerplatte ließ das Regime lange Jahre vernachlässigen, an die Schlacht erinnerte lediglich ein bereits im Juli 1946 aufgestelltes Kreuz mit den Namen der gefallenen polnischen Soldaten. 1962 ließen die Machthaber das Kreuz entfernen und an gleicher Stelle einen sowjetischen Panzer des Typs T-34 platzieren, ohne jeglichen Bezug zu den historischen Ereignisses vor Ort. Gleichzeitig wurde die Westerplatte im Laufe der 1960er Jahre zum Symbol des polnischen Widerstands und während der 1970er Jahre zum zentralen Gedenkort des Zweiten Weltkrieges. 1966 wurde ein von Franciszek Duszeńko geschaffenes »Denkmal der Verteidiger der Küste« (polnisch: Pomnik Obrońców Wybrzeża) eingeweiht. Von den Gebäuden des ehemaligen Militärdepots ist heute nur noch ein Elektrizitätswerk, die »Wache Nr 1« (Wartownia Nr. 1) erhalten. 1974 entstand dort ein Gedenkraum, seit 1980 unter Obhut des Historischen Museums der Stadt Danzig, der jahrelang von Veteranen betreut wurde. 1981 ließ die in Danzig gegründete unabhängige Gewerkschaft Solidarność das 1962 geschleifte Kreuz wieder errichten. Nach dem Ende des Kommunismus war es zudem möglich geworden, auch an den jahrzehntelang tabuisierten sowjetischen Einmarsch am 17. September 1939 offen zu erinnern. 2007 wurde der sowjetische Panzer entfernt.

Angebote

Ausstellung im Gebäude der Wache Nr. 1 (Wartownia Nr 1)

Öffnungszeiten

Das Gelände der Gedenkstätte Westerplatte ist jederzeit zugänglich.
Wache Nr. 1: Mai bis September von 9:00 bis 16:00

Kontakt

https://muzeumgdansk.pl/oddzialy-muzeum/wartownia-nr-1-na-westerplatte/

m.jasik@muzeumgdansk.pl

+48 (0)58 343 69 72

ul. Mjr. H. Sucharskiego
80-601 Gdańsk