Friedensmuseum Gernika

Fundación Museo de la Paz de Gernika


Am 26. April 1937 wurde die Altstadt von Gernika, der »Heiligen Stadt der Basken«, von der deutschen »Legion Condor« und der italienischen Luftwaffe bombardiert und vollkommen zerstört. Hunderte Zivilisten starben. Pablo Picasso hat die Ereignisse 1937 in einem monumentalen Wandgemälde festgehalten. 1998 eröffnete ein Museum, das über den Luftangriff und den Spanischen Bürgerkrieg informiert.

Geschichte

Gernika (spanisch: Guernica) ist eine Kleinstadt im Baskenland, nordöstlich von Bilbao gelegen. Von den Basken wird sie seit Jahrhunderten als Symbol ihres Kampfes für die Unabhängigkeit verehrt.
Das Baskenland war eines der Schauplätze des Spanischen Bürgerkrieges von 1936 bis 1939. Am 26. April 1937 griffen deutsche und italienische Kampfflieger die Stadt an. Sie sollten die Truppen der Nationalisten von General Franco unterstützen, die kurz vor der Einnahme der Stadt standen. Es hielten sich keine nennenswerten militärischen Einheiten dort auf, dafür aber viele Flüchtlinge sowie Bauern aus den umliegenden Dörfern, die an dem Tag zum Markt kamen. Das taktische Ziel des Luftangriffs war eine Brücke über den Fluss Oca. Die deutsche »Legion Condor« und die italienischen Verbände flogen mehrere Angriffswellen gegen die Stadt. Die durch den Rauch entstehenden Sichtverhältnisse waren genaue Bombenabwürfe immer weniger möglich. Die Flugzeuge, darunter mehr als 20 moderne deutsche Bomber vom Typ Ju 52, warfen unter anderem auch Brandbomben ab. Sie richteten schwerste Zerstörungen an, wären gegen die Brücke selbst jedoch wirkungslos gewesen. Die Altstadt wurde fast vollkommen zerstört, mehrere Hundert Zivilisten kamen um. Die Brücke selbst blieb unbeschädigt.

Opfergruppen

Die damalige baskische Regierung gab die Zahl der Todesopfer des Luftangriffs mit 1.654 an. Diese Zahl wird von Historikern inzwischen angezweifelt, vielen Experten erscheint die Zahl von bis zu 300 als realistischer. Die Stadt war bis zu 80 Prozent zerstört. Vor allem die Brände wirkten sich verheerend aus.

Erfahre mehr über Spanien

Spanien war zu Beginn der 1930er Jahre durch scharfe Gegensätze zwischen Befürwortern der Republik, darunter den Sozialisten, sowie den Anhängern der Monarchie und einer traditionellen, katholischen Gesellschaftsordnung geprägt. Das Land erschütterten zudem Autonomiebestrebungen verschiedener Landesteile, etwa des Baskenlandes und Kataloniens. Die politische Gewalt, die sich in Spanien seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt hatte, steigerte sich 1936 – nach dem Wahlsieg der »Frente Popular« (Volksfront) aus Sozialisten, Linksliberalen und Kommunisten – zu einem blutigen Bürgerkrieg von internationalem Ausmaß. Das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien unterstützten dabei die antirepublikanischen Kräfte. An deren Spitze stand seit Oktober 1936 General Francisco Franco (1892–1975). Die »Legion Condor« der deutschen Luftwaffe unterstützte ihn mit Truppentransporten und bombardierte verschiedene Städte. Die republikanischen Regierungstruppen wiederum wurden von den Internationalen Brigaden, Freiwilligenverbänden ausländischer Kommunisten und Linkssozialisten, unterstützt. Am 1. April 1939 verkündete Franco den Sieg. Tausende republikanische Flüchtlinge gerieten nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im besetzten Nachbarland Frankreich in den Einflussbereich des nationalsozialistischen Deutschland und wurden in Konzentrationslager verschleppt. Über 5.000 Spanier kamen in der Haft zu Tode. Spanien selbst beteiligte sich nicht am Zweiten Weltkrieg. Allerdings kämpften Freiwillige und Angehörige der Armee als »División Azul« (Blaue Division) im Russlandfeldzug an der Seite der Wehrmacht. Die Politik des Franco-Regimes gegenüber Juden war zwiespältig. Wie auch Protestanten und andere Nichtkatholiken konnten sie seit der Machtübernahme des Generals ihre Religion nicht frei ausüben. Zugleich erlaubte die Staatsmacht zwischen 20.000 und 35.000 jüdischen Flüchtlingen aus dem Ausland, das Land zu passieren, um Europa zu verlassen. 1944 konnten etwa 3.500 Juden in der ungarischen Hauptstadt Budapest dank großzügiger spanischer Schutzbriefregelungen vor der Deportation durch die deutschen Besatzer bewahrt werden. Franco blieb bis 1975 an der Macht – zunächst international geächtet, dann jedoch eingebunden in die westliche Staatengemeinschaft. Eine Aufarbeitung der Verfolgung der Republikaner in Spanien und im deutschen Einflussbereich war bis zum Ende der Diktatur nicht möglich. Versuche, an einzelnen Schauplätzen des Bürgerkriegs in den 1970er Jahren kleine Gedenkorte zu errichten, wurden teils geduldet, teils durch Ordnungskräfte verhindert. Erst ab den 1990er Jahren kam zu einer kritischen Auseinandersetzung des Staates mit dem Bürgerkrieg der Jahre 1936 bis 1939. In Guernica, 1937 durch Bomben der »Legion Condor« vollkommen zerstört, entstand 1998 ein Erinnerungszentrum. 2005 besuchte mit José Luis Rodríguez Zapatero (*1960) erstmals ein spanischer Ministerpräsident eine KZ-Gedenkstätte und gedachte in Mauthausen der dort umgekommenen politischen Häftlinge aus Spanien. Im Dezember 2006 wurde das »Erinnerungsgesetz« zur Rehabilitierung von Opfern verabschiedet. Darin wird das diktatorische Regime, das zahllose Hinrichtungen und die Vertreibung Hunderttausender Menschen zu verantworten hat, offiziell verurteilt. 2007 wurde in Madrid ein staatliches Denkmal eingeweiht, das der »Erinnerung an Juden, Spanier, Zigeuner und andere Gruppen, die in den Vernichtungslagern ermordet wurden«, gewidmet ist.

Erinnerung

Die Nachricht von der Zerstörung Gernikas ging sofort um die Welt. Für viele wurde sie zum Symbol für die gerechte Sache der spanischen Republikaner, für andere für die Schrecken des Krieges schlechthin. Es war das erste Mal in der Geschichte der Kriegsführung, dass eine ganze Stadt durch Kampfflugzeuge zerstört wurde.
Die Zerstörung Gernikas inspirierte den Maler Pablo Picasso (1881–1973) zum monumentalen Gemälde »Guernica«, das zu seinen bekanntesten Werken gehört. Es wurde bereits im selben Jahr bei der Weltausstellung in Paris ausgestellt. Nach dem Tod Francos kam das Gemälde 1981 nach Spanien und ist seitdem in Madrid zu sehen. Viele Basken fordern, dass das Gemälde ins Baskenland überstellt werden soll. In Gernika ist das Motiv als Wandgemälde in Originalgröße zu sehen.
1998, 61 Jahre nach der Bombardierung, eröffnete die Stadtverwaltung ein Museum, das über den Luftangriff und den Spanischen Bürgerkrieg informiert. 2002 vergrößerte das Museum sein Aufgabengebiet, es kam zur Gründung der Stiftung Friedensmuseum Gernika. Es arbeitet eng mit einem Zentrum für Friedensforschung zusammen und bietet ein weitgefächertes pädagogisches Angebot nicht nur über Geschichte, sondern auch über Herausforderungen für den Frieden heute.

Angebote

Führungen in mehreren Sprachen, Bildungsprogramme für Kinder, Erwachsene und Gruppen über die Kultur des Friedens, die Bombarierung von Gernika und den spanischen Bürgerkrieg, Dokumentationszentrum, Bibliothek, Organisation von internationalen Konferenzen

Öffnungszeiten

Dienstag bis Samstag 10.00 bis 19.00
Sonntags 10.00 bis 14.00

Kontakt

www.peacemuseumguernica.org

museoa@gernika-lumo.net

+34 (0)94 627 021 3

Plaza de los Fueros, 1
48300 Gernika