Erinnerung an den Bombenangriff auf Wieluń

Znaki pamięci bombardowania Wielunia


Gleich in den Morgenstunden des 1. September 1939 wurde die polnische Kleinstadt Wieluń durch Bombenangriffe der deutschen Luftwaffe weitgehend zerstört. Viele Historiker halten den Luftangriff auf Wieluń für die erste Kampfhandlung des Zweiten Weltkrieges.

Geschichte

Wieluń ist eine Kleinstadt in Zentralpolen, etwa auf halber Strecke zwischen den Großstädten Breslau und Lodz gelegen. Während der polnischen Teilung gehörte die Stadt zu Preußen. In der Zwischenkriegszeit war die Stadt wieder polnisch und befand sich in unmittelbarer Nähe zur Grenze des Deutschen Reiches.
Am 1. September griff die deutsche Wehrmacht Polen ohne Kriegserklärung vom Norden, Westen und Süden her an. Fast zeitgleich mit dem Angriff auf die Westerplatte bei Danzig flog die Luftwaffe einen Angriff gegen Wieluń, an dem über 30 Sturzkampfflugzeuge des damals neuen Typs Junkers Ju 87B beteiligt waren. Sie warfen Bomben auf die Innenstadt, darunter auch Brandbomben. Der Angriff traf die zum großen Teil noch schlafenden Bewohner auch deshalb völlig unvorbereitet, weil die Stadt keine nennenswerten militärischen Strukturen besaß. Im Laufe des Tages flog die Luftwaffe zwei weitere Angriffswellen. Über 70 Prozent der Stadt wurden zerstört, darunter historische Kirchen, die Synagoge und das Krankenhaus. Der Großteil der Bevölkerung floh; als deutsche Soldaten wenig später eintrafen, fanden sie mehr Leichen als lebendigee Menschen vor.
Während der deutschen Besatzung wurde die Stadt in Welun umbenannt und als Teil des Warthegaus dem Deutschen Reich angegliedert. Die etwa 4.000 Juden der Stadt mussten 1941 in ein Ghetto umziehen. Im August 1942 wurden alle Wieluńer Juden in das Vernichtungslager Kulmhof am Ner (polnisch: Chełmno nad Nerem) deportiert und dort ermordet.

Opfergruppen

Die Zahl der beim Luftangriff getöteten Einwohner der Stadt ist nicht bekannt, meist wird sie mit etwa 1.200 angegeben. Nach ihrem Einmarsch bestatteten die Deutschen viele Leichen in Massengräbern.
Die etwa 4.000 jüdischen Einwohner Wieluńs wurden vor Ende 1942 alle ermordet.

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Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Obwohl sich der genaue Zeitpunkt des Bombenangriffs nicht mehr rekonstruieren lässt, gilt Wieluń für viele Polen als der Ort, an dem der Zweite Weltkrieg begann. Darüber hinaus gibt es in Polen einen breiten Konsens darüber, dass der Angriff nicht militärischen Zielen galt, sondern vielmehr ein Terrorangriff war, bei dem neuartige Waffen und Taktiken der Luftwaffe erprobt werden sollten. Dieser Ansicht schließen sich auch viele deutsche Historiker an.
Die Stadt musste nach dem Krieg wieder aufgebaut werden. Von der Michaelkirche (polnisch: Kościół św. Michała Archanioła), der ältesten Kirche der Stadt, sind nur noch die Fundamente erhalten geblieben. 2004 weihte der damalige polnische Präsident Aleksander Kwaśniewski dort ein Denkmal ein, das an den Angriff vom 1. September 1939 erinnert.
Das ebenfalls beim Angriff zerstörte Krankenhaus, in dem zahlreiche Patienten, Ärzte und Pfleger umkamen, wurde ebenfalls nicht wieder aufgebaut. Jahrzehntelang hing dort eine Gedenktafel, die 2009 durch eine Plastik ergänzt wurde. Die polnische Inschrift auf dem Sockel lautet: »Hier wurde am 1. September 1939 um 4.40 Uhr der unvergessliche Akt des Unrechts, der Gewalt und des Verbrechens an der schutzlosen Bevölkerung der Stadt Wieluń begangen. An dieser Stelle befand sich am 1. September 1939 das Allerheiligen-Krankenhaus, auf das die ersten Bomben des Zweiten Weltkrieges fielen«.
An die ehemaligen jüdischen Einwohner erinnert kaum etwas, auch der jüdische Friedhof wurde während der deutschen Besatzung planiert. Am Standort der beim Bombenangriff zerstörten und wenig später abgetragenen Synagoge steht heute eine Gedenktafel.

Öffnungszeiten

Die Denkmäler sind jederzeit zugänglich

Kontakt

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