Denkmal für die Opfer des Wehrmacht-Massakers von Borova

Përkujtimore për viktimat e masakrës së Wehrmacht


Im südalbanischen Bergdorf Borova (albanisch: Borovë) erinnern ein großes Denkmal, ein kleines Museum und ein umgestalteter Friedhof an die 107 Einwohner, die am 6. Juli 1943 im Rahmen einer »Vergeltungsmaßnahme« von Angehörigen der deutschen Wehrmacht getötet wurden.

Geschichte

Am späten Nachmittag des 6. Juli 1943 beschossen kommunistische Partisanen in der Gegend von Borova nahe der griechischen Grenze deutsche Einheiten, die sich im italienisch besetzten Albanien aufhielten. Vier Soldaten wurden dabei leicht verwundet. Als »Vergeltung« für diesen Überfall fielen Angehörige der 1. Gebirgsdivision der Wehrmacht in Borova ein und brannten das 1912 gegründete Dorf, bestehend aus 100 Steinhäusern, einer orthodoxen Kirche und einer Schule, mit Flammenwerfern nahezu vollständig nieder. Einige der Bewohner kamen in ihren Häusern um; Flüchtende wurden wieder zurück in die Flammen getrieben. Bei diesem Massaker kamen vor allem Kleinkinder, Frauen und alte Menschen gewaltsam zu Tode. Dieses Massaker wird auch als das »albanische Lidice« in Anlehnung auf die Vernichtung des tschechischen Dorfes 1942 bezeichnet und gilt als schwerstes Verbrechen der Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Albanien.

Opfergruppen

Denkmal und Museum sind den 64 weiblichen und 43 männlichen Einwohnern Borovas gewidmet, die am 6. Juli 1943 im Alter von vier Monaten bis 80 Jahre von Soldaten der Wehrmacht ermordet wurden.

Erfahre mehr über Albanien

Das Königreich Albanien fiel im April 1939 als »Protektorat« unter die Herrschaft Italiens, das seit 1922 von Benito Mussolini (1883–1945) und seiner faschistischen Partei diktatorisch regiert wurde. Zwar führte Mussolini auch in Albanien »Rassegesetze« ein, verweigerte jedoch eine Auslieferung von Juden an das Deutsche Reich. Die jüdische Gemeinde des Landes war klein. 1930 wurden in Albanien 204 Personen jüdischen Glaubens gezählt. Nach 1933 und 1938 kamen einige Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich sowie 1941 aus den zerschlagenen Staaten Jugoslawien und Griechenland hinzu, deren Anzahl nicht bekannt ist. Nachdem sich Italien 1943 von seinem deutschen Partner abgewandt und einen Waffenstillstand mit den Alliierten geschlossen hatte, wurde Albanien – wie alle italienischen Gebiete – von Wehrmacht und SS besetzt. Als sich abzeichnete, dass die Albaner nicht zur Kooperation mit den Deutschen bereit waren, deportierte die SS im Frühjahr 1944 mehr als 300 Juden aus dem 1941 angeschlossenen serbisch-jugoslawischen Kosovo-Gebiet in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. 500 weitere, nichtjüdische Albaner kamen nach Mauthausen nahe dem österreichischen Linz; lediglich 23 von ihnen überlebten die Haft. Bei diesen Verschleppungen wurden die deutschen Besatzer von der SS-Division »Skanderbeg« unterstützt, die aus kosovarischen und albanischen Freiwilligen sowie aus Zwangsrekrutierten bestand und auch in der Partisanenbekämpfung eingesetzt war. Die Einheit trug den Namen des Nationalhelden und Fürsten Georg Kastriota (1405–1468), genannt Skanderbeg, der für die Verteidigung Albaniens gegen die Osmanen verehrt wird. Die meisten christlichen und muslimischen Albaner bemühten sich jedoch, die einheimischen Juden zu schützen. Wegen des stärker werdenden Widerstandes zogen die deutschen Besatzungstruppen im Herbst 1944 ab. Die bisherigen Kenntnisse über den Holocaust in Albanien – ohne das Kosovo-Gebiet – sind spärlich und widersprüchlich. Schätzungen reichen von bis zu hundert oder über 200 Opfern. Insgesamt kostete der Zweite Weltkrieg etwa 30.000 Albaner das Leben. Im Mittelpunkt des albanischen Gedenkens nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand unter Diktator Enver Hoxha (1908–1985) der kommunistische Widerstand. Diese verengte Sichtweise spiegelt sich noch Jahrzehnte nach seinem Tod in einem Raum des monumental gestalteten albanischen nationalen Geschichtsmuseums in Tirana wider, ebenso wie im nationalen Kriegsmuseum in Gjirokastra, der Geburtsstadt Hoxhas im Süden des Landes, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Denkmäler für die Opfer des Holocaust gibt es wenige.

Erinnerung

Nach der Befreiung Albaniens 1945 wurden die Opfer auf dem Friedhof des Ortes beigesetzt. In Borova wurden ein kleines Museum und ein gewaltiges Denkmal im stalinistischen Stil errichtet, dessen Widmung darauf hinwies, dass es im Dorf den ersten albanischen Widerstand gegen das nationalsozialistische Deutschland gegeben habe. Der albanische Komponist Thoma Gaqi schrieb die Symphonie »Poema Simfonike Borova« zur Erinnerung an die Opfer. In den 1990er Jahren errichteten die örtlichen Behörden aus Trümmern der niedergebrannten Häuser eine Umgrenzungsmauer für den Friedhof, auf dem es nunmehr auch einen Grabstein für jedes einzelne Opfer gibt. Im August 1999 wurde die Denkmalanlage von Bundeswehrsoldaten der KFOR-Schutztruppe restauriert und in einem Gedenkakt erneut der Öffentlichkeit übergeben.

Öffnungszeiten

Die Anlage ist jederzeit zugänglich.

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