Denkmal für die Opfer des Rybnizer Ghettos

Monumentul Victimelor din Ghetoul Evreiesc Rîbniţa


In der Industriestadt Rybniza (rumänisch: Rîbnița), seit 1992 zur abtrünnigen und vorwiegend russischsprachigen Region »Transnistrien« gehörend, erinnern mehrere Denkmäler an die Juden aus Rybniza die während des Holocaust zwischen 1941 und 1944 ums Leben kamen.

Geschichte

Rybniza liegt am östlichen Ufer des Flusses Dnister in Norden der heutigen Republik Moldau, in unmittelbarer Nähe zur historischen Region Bessarabien. Zwischen den beiden Weltkriegen gehörte die Stadt zur Sowjetunion. 1930 lebten in Rybniza etwa 3.600 Juden, etwas mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Am 5. August 1941 besetzten deutsche und rumänische Truppen nach ihrem Angriff auf die Sowjetunion die Stadt. Viele Juden waren zuvor mit den sich zurückziehenden sowjetischen Truppen nach Osten geflohen. Vermutlich 1.500 Juden blieben in Rybniza zurück, die nun zum rumänisch besetzten Gebiet »Transnistrien« gehörte. Aus anderen Regionen kamen etwa 1.500 weitere Juden hinzu, die von rumänischen Behörden über Rybniza anschließend in weiter östlich gelegene Teile Transnistriens deportiert wurden. Sie alle wurden gezwungen, in einem Ghetto zu leben. Das weitere Schicksal der Juden im Ghetto ist nicht klar: Viele wurden ermordet oder kamen durch Hunger und Krankheiten um.

Opfergruppen

Wie viele Juden in Rybniza ums Leben kamen ist nicht klar. Bis zu 3.000 Juden, zur Hälfte aus anderen Regionen Rumäniens, mussten in einem Ghetto leben. Zudem war in Rybniza ein Durchgangsort für Juden, die aus anderen Teilen Rumäniens und Bessarabiens über den Dnister nach »Transnistrien« deportiert wurden: Über 24.000 Juden mussten ab 1941 auf dem Weg in Ghettos und Zwangsarbeitslager in »Transnistrien« Rybniza durchqueren.

Erfahre mehr über Republik Moldau

Die heutige Republik Moldau umfasst den größten Teil der historischen Provinz Bessarabien östlich des Flusses Pruth sowie einen kleinen Streifen östlich des Dnjestr, der zur Region Transnistrien (»jenseits des Dnjestr«) gehört. Die Landessprache ist rumänisch. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte diese Landschaft zum Russischen Zarenreich, danach jedoch, ohne den transnistrischen Teil, zum Königreich Rumänien. 1939 lebten hier etwa 205.000 Juden. Nachdem das Deutsche Reich und die Sowjetunion in einem Geheimabkommen – dem so genannten Hitler-Stalin-Pakt – ihre »Interessensphären« zwischen Ostsee und Schwarzem Meer abgesteckt hatten, marschierte die Rote Armee im Sommer 1940 in Bessarabien ein. Der sowjetische Geheimdienst NKWD verschleppte anschließend 11.000 »unliebsame« Personen, darunter über Tausend Juden, nach Sibirien. Rumänien suchte nach diesen umfangreichen Gebietsverlusten verstärkt die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland. Im Sommer 1941 marschierten seine Truppen an der Seite der deutschen Wehrmacht auf sowjetisches Gebiet vor, Bessarabien und das gesamte zur Ukraine gehörende transnistrische Gebiet bis zum Fluss Bug kamen unter rumänische Hoheit. Zwischen Juli und August 1941 ermordeten Angehörige der Wehrmacht und der SS-Einsatzgruppe D, rumänische Sonderkommandos und Polizeieinheiten über 150.000 Juden der Region, plünderten die verlassenen Häuser und Geschäfte. Die Überlebenden wurden in Ghettos und Lager gepfercht und ab dem 15. September über den Djnestr nach Transnistrien verschleppt, ebenso wie politische Gefangene, die der Kollaboration mit den sowjetischen Behörden verdächtigt wurden. Ab 1945 kehrten 7.000 bis 10.000 in die Sowjetunion geflohene oder verschleppte Juden zurück. Nach dem Krieg wurde Bessarabien erneut zur Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Gedacht wurde der Befreiung durch die Rote Armee und des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Alles »Rumänische« wurde systematisch getilgt. Nach der Unabhängigkeit der Republik Moldau 1991 wurde lange über eine Wiedervereinigung mit Rumänien gestritten. Die mehrheitlich russische Bevölkerung im transnistrischen Teil verhinderte dies aber. Der Grundkonflikt zwischen dem größeren bessarabisch-rumänischsprachigen und dem kleineren, seit 1992 nach einem kurzen Bürgerkrieg abtrünnigen transnistrisch-russischsprachigen Gebiet, verbunden mit großen wirtschaftlichen und sozialen Problemen des Landes, drängen das Erinnern an Holocaust und Zweiten Weltkrieg in den Hintergrund. In verschiedenen Städten Moldaus erinnern seit Beginn der 1990er Jahre dennoch Denkmäler, Gedenktafeln oder -steine an die Massaker im Sommer 1941 und an die ermordeten Juden – so in Dubossary und der heutigen Hauptstadt Kischinau, auf dem jüdischen Friedhof von Tighina oder in Dörfern wie Vertujeni und Pepeni.

Erinnerung

Auf dem Gelände des ehemaligen Ghettos erinnert ein Denkmal an die »Märtyrer und Opfer des Rybnizer Ghettos«. Das Denkmal wurde am 60. Jahrestag seiner Befreiung, dem 30. März 2004 eingeweiht.

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