Denkmal für die Soproner Opfer des Holocaust

Emlékmű a Holokauszt soproni áldozatainak emlékére


Seit 2004 erinnert ein Denkmal an die ermordeten Juden aus der Stadt Ödenburg.

Geschichte

Ödenburg (ungarisch: Sopron), eine Stadt mit etwa 59.000 Einwohnern, liegt in der Nähe des Neusiedler Sees im Nordwesten Ungarns. 1921 entschied ein Referendum darüber, dass die Stadt bei Ungarn verblieb und nicht zusammen mit dem Burgenland an Österreich abgetreten wurde.
Juden lebten seit dem 14. Jahrhundert in Ödenburg. Im 16./17. Jahrhundert aus der Stadt vertrieben, ließen sich Juden Anfang des 19. Jahrhunderts wieder im Stadtgebiet nieder. Wie in Ungarn üblich, vollzog sich auch in Ödenburg die Spaltung der jüdischen Gemeinde in eine neologe und eine orthodoxe Richtung, die jeweils ihre eigenen Einrichtungen unterhielten. 1941 lebten 1.860 Juden in der Stadt, etwa 4,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Immer mehr Gesetze und Verordnungen schränkten ihr Leben in diesen Jahren ein.
Die offene Verfolgung der Juden begann nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im März 1944. Die mit der SS zusammenarbeitende ungarische Verwaltung ging in Ödenburg nach dem gleichen Muster wie überall im Land vor: Jüdisches Eigentum wurde beschlagnahmt, die Gemeinden wurden aufgelöst und ein Judenrat zur Durchsetzung der antijüdischen Maßnahmen gebildet. Juden mussten ab Anfang April den Gelben Stern tragen, Mitte Mai mussten sie in Ghettos umziehen. In Ödenburg wurden mehrere kleinere Ghettos eingerichtet. An mehreren Stellen der von kleinen Gassen geprägten Stadt wurden die Eingänge von Durchgangshäusern zugemauert, so dass Juden die Hauptstraßen nicht mehr betreten konnten. Am 29. Juni löste die ungarische Gendarmerie die Ghettos auf und brachte die Juden in Industriebauten am Stadtrand unter. Am 5. Juli folgte die Deportation der Ödenburger Juden: Zusammen mit Juden aus der Umgebung trieb sie die Gendarmerie zum Bahnhof, von dem die etwa 3.000 Juden in Viehwaggons ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt wurden.

Opfergruppen

Die genaue Zahl der jüdischen Opfer aus Ödenburg ist unklar. Mindestens 1.600 wurden in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet, darunter alle unter 16-jährigen jüdischen Kinder und Jugendlichen der Stadt.

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Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie musste Ungarn 1920 zwei Drittel seines Staatsgebietes und sechzig Prozent seiner Bevölkerung an seine Nachbarstaaten abtreten. Diese Verluste traumatisierten das Land und führten dazu, dass sich Ungarn unter seinem Staatschef Nikolaus von (Miklós) Horthy (1868–1957) ab 1937 allmählich dem nationalsozialistischen Deutschen Reich annäherte. Es gelang Ungarn in mehreren Schritten, sein Staatsgebiet zwischen 1938 und 1941 fast zu verdoppeln. Im März 1944 war das Land angesichts der vorrückenden Roten Armee kurz davor, sich von Deutschland abzuwenden und wurde deshalb von der Wehrmacht besetzt. Horthy blieb zunächst Staatsoberhaupt. Unter Mithilfe der ungarischen Verwaltung begann die SS beinahe sofort mit Deportationen von Juden in das Vernichtungslager Auschwitz, die Ungarn trotz antijüdischer Gesetze zuvor noch verweigert hatte. Von den etwa 825.000 Juden aus »Groß-Ungarn« wurden weit über eine halbe Million Menschen dort ermordet, allein bis zu 300.000 kamen aus den Regionen des heutigen Ungarn. Darüber hinaus fanden um die 140.000 Soldaten sowie etwa 170.000 nichtjüdische Zivilisten den Tod. Nach 1945 war Ungarn Teil der sowjetischen Einflusssphäre. Bis 1989 erinnerte das offizielle Ungarn nicht an den Krieg, sondern an sein Ende – als »Befreiung vom Faschismus«. Die Mehrheit der Bevölkerung dagegen empfand das Jahr 1945 als Beginn einer langen Unterdrückung. Der niedergeschlagene Volksaufstand von 1956 hat die Erinnerungen vieler Ungarn an den Zweiten Weltkrieg überdeckt. Der Krieg galt fortan als unrühmliche Vorgeschichte zum Leiden unter kommunistischer Herrschaft. Unterdessen zelebrierten zahlreiche staatliche Denkmäler die »ungarisch-sowjetische Freundschaft«. Zu kommunistischer Zeit wurde offiziell kaum an die Menschen erinnert, die während des Krieges an der Front, in der Heimat und während des Völkermordes umgekommen waren. Orte des Gedenkens an den Holocaust existierten außerhalb von jüdischen Institutionen nicht; allein das 1932 eingeweihte Jüdische Museum Budapest wurde bereits 1947 wiedereröffnet. 1985 richtete die jüdische Gemeinde Budapest neben der großen, am Rande des ehemaligen Ghettos stehenden Synagoge einen »Raoul-Wallenberg-Gedenkpark« ein. 1987, in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Reise des kommunistischen Staatschefs János Kádár (1912–1989) nach Schweden, entstand schließlich ein staatliches Denkmal für Wallenberg (*1912–?), der als schwedischer Gesandter Tausenden Budapester Juden das Leben rettete, 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht verschleppt wurde und seither verschollen ist. Dieses Denkmal markierte einen Wendepunkt nach einem jahrzehntelangen Verschweigen des Holocaust. Erst zur Jahrtausendwende entstanden in ganz Ungarn zahlreiche Holocaustdenkmäler und -gedenkstätten. Hierzu gehört das Denkmal »Schuhe am Donauufer« in Budapest, das am 16. April 2005 – dem 2000 eingeführten ungarischen Holocaustgedenktag – eingeweiht wurde. Es erinnert an die Ermordung von bis zu 20.000 Juden aus dem Budapester Ghetto im Januar 1945 durch »Pfeilkreuzler«, Angehörige einer rechtsradikalen Partei, die am 15. Oktober 1944 die Macht in Ungarn übernommen hatte. Ein nationales Holocaustmuseum wurde 2004 in der Hauptstadt eröffnet. Erinnerungszeichen für andere Opfer gibt es bislang allerdings kaum. Sinnbildhaft für den Umgang des postkommunistischen Ungarn mit seiner Vergangenheit im 20. Jahrhundert ist das viel diskutierte »Haus des Terrors«, das – 2002 im Zentrum Budapests eröffnet – die Geschichte »beider totalitärer Diktaturen« behandelt. Die Mitwirkung von Ungarn bei der Deportation ihrer jüdischen Mitbürger tritt dabei oft in den Hintergrund.

Erinnerung

Unmittelbar nach dem Krieg lebten etwa 400 Juden in Ödenburg, darunter einige, die aus anderen Orten stammten. Bis Ende der 1950er Jahre nahm die Zahl der jüdischen Einwohner stark ab, die orthodoxe Gemeinde wurde aufgelöst.
Nach und nach entstanden mehrere Gedenktafeln in Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung der Ödenburger Juden. Im Juli 2004, 60 Jahre nach der Deportation, weihten die Jüdische Gemeinde und die Stadt gemeinsam ein Denkmal auf dem Platz vor der – leer stehenden – orthodoxen Synagoge ein. Die vom ungarischen Bildhauer László Kutas gestaltete Skulptur zeigt eine Wand, die die letzte Station der Opfer vor dem Eintritt in die Gaskammer symbolisiert: An nummerierten Haken hängen Kleidungsstücke, am Boden befinden sich Schuhe, Brillen und Kinderspielzeug.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

Paprét
9400 Sopron