Denkmal für die ermordeten Juden von Kamenez-Podolsk
Братські могили закатованих євреїв
In der alten Festungsstadt Kamenez-Podolsk (ukrainisch: Kamjanez-Podilskyj) am Ufer des Smotritsch erinnern mehrere Denkmäler an die im Sommer 1941 dort ermordeten Juden.
Geschichte
Vor dem zweiten Weltkrieg lebten etwa 12.000 Juden in Kamenez-Podolsk. Im Sommer 1941 besetzten deutsche und ungarische Truppen die Stadt. Zur gleichen Zeit begann Ungarn Juden aus der Karpatenukraine in die eroberte Ukraine abzuschieben. Dadurch erhöhte sich die Zahl der Juden in Kamenez-Podolsk auf 26.000. Auf Initiative des Höheren SS- und Polizeiführers Friedrich Jeckeln, wurden die Juden von Kamenez-Podolsk ab dem 26. August 1941 vor die Stadt geführt. An einer Grube warteten das Polizeibataillon 320 und verschiedene andere Einheiten, die zu einem »Sonderaktionsstab« umgebildet worden waren. Dort töteten die Männer alle Juden von Kamenez-Podolsk durch Genickschuss. Das Morden dauerte noch die nächsten beiden Tage an. Insgesamt ermordeten die SS-Männer etwa 23.000 jüdischen Kinder, Frauen und Männer.
Was die Zahl der Todesopfer und die Umstände des Massenmords angeht, war das Massaker von Kamenez-Podolsk bis dahin beispiellos. Es markiert den Übergang hin zum Versuch der systematischen Ermordung der europäischen Juden.
Opfergruppen
Etwa 12.000 der vom 26. bis 28. August ermordeten Juden stammten aus Kamenez-Podolsk. Etwa 10.000 Juden wurden aus Ungarn in die besetzte Ukraine deportiert, ab Kolomea mussten sie zu Fuß bis Kamenez-Podolsk laufen. Insgesamt ermordete die SS mindestens 23.000 Juden bei Kamenez-Podolsk.
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Ukraine
Die Ukraine, die zweitgrößte Republik der ehemaligen Sowjetunion, war einer der Hauptschauplätze des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Die Zahl der ukrainischen Todesopfer wird auf fünf bis sechs Millionen Menschen geschätzt, darunter Hunderttausende Juden.
Mitte September 1939, nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens entsprechend einem deutsch-sowjetischen Geheimabkommen – dem Hitler-Stalin-Pakt –, kamen die südöstlichen Regionen Polens zur Sowjetukraine. Repressionen gegen die einheimische Bevölkerung gehörten fortan zum Alltag. Im Sommer 1941 traf der deutsche Angriff auf die Sowjetunion zunächst genau diese Gebiete. Schon in den ersten Tagen wurde die jüdische Bevölkerung als angebliche Stütze der Sowjetmacht Ziel blutiger Übergriffe. Sie gingen häufig von national gesinnten Ukrainern aus, die den Vormarsch der Wehrmacht zunächst begrüßten. Bald darauf begannen deutsche SS-Einsatzgruppen und verbündete rumänische Einheiten mit Massenerschießungen von Juden. Die Schlucht von Babij Jar (ukrainisch Babyn Jar) nahe Kiew, wo deutsche Einheiten und ukrainische Miliz an zwei Tagen im September 1941 mehr als 33.700 Juden ermordeten, ist heute ein weltweites Symbol für den Völkermord an den Juden. Auch die nichtjüdische Bevölkerung geriet ins Visier der Verfolger. In der nationalsozialistischen Rassenideologie galten Ukrainer wie alle »Slawen« als »Untermenschen«. Die Besatzer plünderten das Land, verschleppten weit über eine Million Zivilisten zur Zwangsarbeit und verübten öffentliche Geiselmorde. Ab 1943 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die Wehrmacht, sondern auch der Kampf der nationalistischen »Ukrajinska Powstanska Armija« (Ukrainische Aufstandsarmee = UPA) gegen die Sowjets und die polnische Bevölkerung der Westukraine. Weit über 100.000 Polen fanden hierbei den Tod. 1944 wurde die Ukraine wieder sowjetisch und umfasst seitdem auch ehemals ostpolnische Regionen. Die UPA setzte ihren Kampf bis Mitte der 1950er Jahre fort. Die sowjetischen Behörden verschleppten rund 300.000 Ukrainer nach Sibirien, um diesen Widerstand zu brechen.
Die Gedenkkultur war an der sowjetischen Symbolsprache ausgerichtet. Es entstanden monumentale Gedenkanlagen zur Feier des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Erst in jüngerer Zeit trat neben die Heldenverehrung auch das Opfergedenken. In der Westukraine hat sich zudem eine Erinnerungskultur an den Kampf der UPA entwickelt, der als Unabhängigkeitskampf interpretiert wird. Eine Aufarbeitung der Kollaboration mit den deutschen Besatzern und des Antisemitismus hat erst um 2000 begonnen. Die Massenerschießungen an Juden wurden, mit wenigen Ausnahmen, bis in die 1980er Jahre übergangen. Erst die Regierung der unabhängigen Ukraine erkannte 1991 Babyn Jar als »Symbol jüdischen Märtyrertums« an. Die Ukraine war auch lange nach der Erlangung der Unabhängigkeit auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Die Dokumentation der sowjetischen Verbrechen – wie die staatlich herbeigeführte Hungerkatastrophe 1932/33 mit Millionen Toten (Holodomor) – hat größere Bedeutung als die Aufklärung über den Holocaust. Dennoch entstanden überall im Land neue Gedenkorte in Erinnerung an die ermordeten Juden, wie etwa die Gedenkstätte Drobizkij Jar in Charkiw oder das Holocaustmuseum in Odessa. An zahlreichen Massengräbern entstanden neue Denkmäler, teils mit Unterstützung aus Deutschland. In Kiew sollte bei der ehemaligen Massenerschießungsstätte Babyn Jar eine große Holocaustgedenkstätte mit weltweiter Ausstrahlung entstehen. Diese Pläne wurden mit dem großangelegten russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 auf Eis gelegt. Welche Auswirkungen der Verteidigungskrieg in Zukunft auf die Holocausterinnerung haben wird, bleibt abzuwarten.
Erinnerung
In Kamenez-Podolsk und am Ort der Massenerschießungen erinnern mehrere Denkmale an die ermordeten Juden der Stadt. An einem zur Erinnerung an ermordete Kinder auf dem jüdischen Friedhof aufgestellten Gedenkstein steht die hebräische Inschrift: »Lasst Generationen unserer Väter und Mütter, Brüder und Schwestern, den besten Söhnen und Töchtern unseres Volkes gedenken, die am fünften Tag des Elul (28. August) im Jahr 1941 von den deutschen Faschisten ermordet wurden.«