Denkmal für die ermordeten Juden in Uman - Suchij Jar
Пам'ятник убитим євреям в Умані - Сухий Яр
In der Nähe der ukrainischen Stadt Uman, 180 Kilometer südlich von Kiew gelegen, erinnert ein Denkmal am Erschießungsort Suchij Jar (russisch: Suchoj Jar) an die 1941 und 1942 ermordeten Juden.
Geschichte
Im Jahr 1939 lebten etwa 13.000 Juden in Uman. Am 1. August 1941 eroberte die deutsche Wehrmacht die Stadt. Der Armee folgten Verbände der SS-Einsatzgruppe C. Ein Teil der Juden hatte zuvor fliehen können. Das Einsatzkommando (EK) 5 der Einsatzgruppe C plante die systematische Ermordung der auf 8.000 geschätzten Juden für den 22. und 23. September 1941. Doch schon am 21. September 1941 verübten Angehörige der ukrainischen Miliz und Wehrmachtsoldaten gewaltsame Angriffe gegen die Umaner Juden: Wahllos erschlugen sie Juden, demolierten Wohnungen und plünderten jüdischen Besitz. Viele Juden fassten die Gewalt als Auftakt für weitere Gräuel auf und flohen. Das EK 5 meldete daher in seinem Bericht, dass es bei der »Aktion« am 22. und 23. September »nur« etwa 1.400 Juden erschoss. Vermutlich fanden am 8. Oktober 1941 und im April 1942 noch weitere Mordaktionen statt, bei denen Angehörige der Einsatzgruppe C mehrere Tausend Juden ermordeten.
Opfergruppen
Die Zahl der in Uman ermordeten Juden ist unklar: Der Bericht der Einsatzgruppe erwähnt 1.400 Juden aus Uman, die erschossen wurden. Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens weitere 6.000 Juden im Uman ermordet wurden, viele von ihnen am 8. Oktober 1941. In einigen Quellen wird eine Gesamtzahl von 14.000 bis 17.000 jüdischen Opfern angegeben, in anderen ist von bis zu 28.000 Opfern die Rede.
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Ukraine
Die Ukraine, die zweitgrößte Republik der ehemaligen Sowjetunion, war einer der Hauptschauplätze des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Die Zahl der ukrainischen Todesopfer wird auf fünf bis sechs Millionen Menschen geschätzt, darunter Hunderttausende Juden.
Mitte September 1939, nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens entsprechend einem deutsch-sowjetischen Geheimabkommen – dem Hitler-Stalin-Pakt –, kamen die südöstlichen Regionen Polens zur Sowjetukraine. Repressionen gegen die einheimische Bevölkerung gehörten fortan zum Alltag. Im Sommer 1941 traf der deutsche Angriff auf die Sowjetunion zunächst genau diese Gebiete. Schon in den ersten Tagen wurde die jüdische Bevölkerung als angebliche Stütze der Sowjetmacht Ziel blutiger Übergriffe. Sie gingen häufig von national gesinnten Ukrainern aus, die den Vormarsch der Wehrmacht zunächst begrüßten. Bald darauf begannen deutsche SS-Einsatzgruppen und verbündete rumänische Einheiten mit Massenerschießungen von Juden. Die Schlucht von Babij Jar (ukrainisch Babyn Jar) nahe Kiew, wo deutsche Einheiten und ukrainische Miliz an zwei Tagen im September 1941 mehr als 33.700 Juden ermordeten, ist heute ein weltweites Symbol für den Völkermord an den Juden. Auch die nichtjüdische Bevölkerung geriet ins Visier der Verfolger. In der nationalsozialistischen Rassenideologie galten Ukrainer wie alle »Slawen« als »Untermenschen«. Die Besatzer plünderten das Land, verschleppten weit über eine Million Zivilisten zur Zwangsarbeit und verübten öffentliche Geiselmorde. Ab 1943 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die Wehrmacht, sondern auch der Kampf der nationalistischen »Ukrajinska Powstanska Armija« (Ukrainische Aufstandsarmee = UPA) gegen die Sowjets und die polnische Bevölkerung der Westukraine. Weit über 100.000 Polen fanden hierbei den Tod. 1944 wurde die Ukraine wieder sowjetisch und umfasst seitdem auch ehemals ostpolnische Regionen. Die UPA setzte ihren Kampf bis Mitte der 1950er Jahre fort. Die sowjetischen Behörden verschleppten rund 300.000 Ukrainer nach Sibirien, um diesen Widerstand zu brechen.
Die Gedenkkultur war an der sowjetischen Symbolsprache ausgerichtet. Es entstanden monumentale Gedenkanlagen zur Feier des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Erst in jüngerer Zeit trat neben die Heldenverehrung auch das Opfergedenken. In der Westukraine hat sich zudem eine Erinnerungskultur an den Kampf der UPA entwickelt, der als Unabhängigkeitskampf interpretiert wird. Eine Aufarbeitung der Kollaboration mit den deutschen Besatzern und des Antisemitismus hat erst um 2000 begonnen. Die Massenerschießungen an Juden wurden, mit wenigen Ausnahmen, bis in die 1980er Jahre übergangen. Erst die Regierung der unabhängigen Ukraine erkannte 1991 Babyn Jar als »Symbol jüdischen Märtyrertums« an. Die Ukraine war auch lange nach der Erlangung der Unabhängigkeit auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Die Dokumentation der sowjetischen Verbrechen – wie die staatlich herbeigeführte Hungerkatastrophe 1932/33 mit Millionen Toten (Holodomor) – hat größere Bedeutung als die Aufklärung über den Holocaust. Dennoch entstanden überall im Land neue Gedenkorte in Erinnerung an die ermordeten Juden, wie etwa die Gedenkstätte Drobizkij Jar in Charkiw oder das Holocaustmuseum in Odessa. An zahlreichen Massengräbern entstanden neue Denkmäler, teils mit Unterstützung aus Deutschland. In Kiew sollte bei der ehemaligen Massenerschießungsstätte Babyn Jar eine große Holocaustgedenkstätte mit weltweiter Ausstrahlung entstehen. Diese Pläne wurden mit dem großangelegten russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 auf Eis gelegt. Welche Auswirkungen der Verteidigungskrieg in Zukunft auf die Holocausterinnerung haben wird, bleibt abzuwarten.
Erinnerung
An einem der Erschießungsorte, Suchoj Jar, steht ein Denkmal zur Erinnerung an die ermordeten Juden von Uman. Jedes Jahr findem dort am 8. Oktober, dem Jahrestag der Erschießung, sowie am 9. Mai, dem »Tag des Sieges«, Gedenkveranstaltungen statt.