Denkmal der Jüdischen Märtyrer von Ioannina

Mnimeio Ewreon Martyron Ioanninon


Am 25. März 1944 deportierten Einheiten der Wehrmacht alle jüdischen Einwohner Ioanninas. Die meisten von ihnen wurden sofort nach ihrer Ankunft im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in den Gaskammern ermordet. In der Stadt erinnert ein Denkmal an das Schicksal der einstigen jüdischen Gemeinde.

Geschichte

Ioannina ist mit ihren knapp 100.000 Einwohnern die Hauptstadt der Region Epirus im Nordwesten Griechenlands. Bis 1944 lebte hier in einem eigenen Stadtviertel eine jüdische Gemeinde, deren Wurzeln bis in die Antike zurückreichten. Im Unterschied zu der Mehrheit der Juden Griechenlands, den gegen Ende des 15. Jahrhunderts aus Spanien eingewanderten Sepharden, waren die Juden Ioanninas Romanioten. Sie sprachen Griechisch mit Elementen des Hebräischen, Italienischen und Türkischen.
Von Mai 1941 bis September 1943 stand Ioannina unter italienischer Besatzung. Nachdem Italien die Fronten wechselte, übernahm im September 1943 die deutsche Wehrmacht die Kontrolle über dessen Besatzungszone. Kurz darauf begannen die neuen Besatzungsbehörden auch in der Region Epirus alle Juden zu erfassen. Die Deportation der Juden Ioanninas wurde nicht wie anderswo in Griechenland durch das Reichssicherheitshauptamt, sondern vom XXII. Gebirgsarmeekorps der Wehrmacht vorbereitet. Die Juden aus Ioannina wähnten sich jedoch lange in Sicherheit. Viele gingen auch aufgrund deutscher Beteuerungen davon aus, dass nur sephardische Juden deportiert würden. Umso überraschender traf die jüdische Gemeinde der Befehl des Majors der Ordnungspolizei am frühen Morgen des 25. März 1944, binnen drei Stunden ihre Häuser zu verlassen und sich an Sammelplätzen einzufinden. Angehörige der Ordnungspolizei, der Feldgendarmerie und der Geheimen Feldpolizei umstellten mit Hilfe von griechischen Polizisten das jüdische Viertel, um Fluchtversuche zu verhindern. Bei winterlichen Temperaturen zwangen sie die Kinder, Frauen und Männer die bereitstehenden offene Lastwagen zu besteigen, die sie in die Stadt Larissa bringen sollten. Von Larissa aus ging die Deportation nach Auschwitz-Birkenau mit der Eisenbahn weiter. Die Fahrt dauerte Tage. Die meisten Deportierten wurden sofort nach ihrer Ankunft in die Gaskammern geführt und ermordet.

Opfergruppen

Beinahe alle jüdischen Einwohner Ioanninas, etwa 1.750 Kinder, Frauen und Männer deportierte die Wehrmacht im März 1944 nach Auschwitz. Trotz der Drohung der Deutschen, jüdische Geiseln zu erschießen, waren einige Juden in die nahen Berge geflohen. Dort schlossen sich viele Partisanengruppen an. Bereits während der italienischen Besatzung hatten sich über 100 Juden aus der Stadt in die Berge abgesetzt.

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Im April 1941 marschierte die Wehrmacht in das Königreich Griechenland ein. Das Land wurde zwischen dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten Italien und Bulgarien aufgeteilt. Die anschließende Plünderung der Landwirtschaft und der wenigen industriellen Anlagen des Landes verursachte im Winter 1941/42 eine Hungersnot, die vermutlich über 100.000 Griechen das Leben kostete. In der deutschen Besatzungszone bestimmten Raub, öffentliche Misshandlungen, Verhaftungen, Mord und Zwangsarbeit den Alltag der Juden. Zwischen dem 15. März und Mitte August 1943 organisierte ein SS-Sonderkommando – von den örtlichen Militärverwaltungen unterstützt – 19 Transporte mit etwa 46.000 Juden von Saloniki in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Treblinka. Bereits Anfang März hatten die Behörden im bulgarischen Besatzungsgebiet, der griechischen Provinz Thrakien, über 4.000 Juden verhaftet, die die SS daraufhin nach Treblinka verschleppte. Im Herbst 1943 – nach der Kapitulation Italiens – rückte die Wehrmacht in die italienisch besetzte Zone Griechenlands ein. Im März 1944 deportierte die SS auch die dort ansässigen über 8.500 Juden – aus Athen, Ioannina oder von der Insel Rhodos – nach Auschwitz-Birkenau, deren Auslieferung Italien verweigert hatte. Die Zahl der ermordeten griechischen Juden liegt bei etwa 59.000. Das deutsche Besatzungsregime führte zu einer immer stärkeren griechischen Widerstandsbewegung, die 1943/44 von der Wehrmacht durch zahlreiche, brutale Übergriffe, Vergeltungsaktionen und Massenerschießungen bekämpft wurde. Ganze Dörfer, wie zum Beispiel Kalavrita und Distimo, wurden ausgelöscht. Insgesamt fanden wahrscheinlich über 100.000 griechische Zivilisten den Tod. Bereits während der deutschen Besatzung, ab 1944, hatten sich rechte, königstreue und linke, kommunistische Gruppierungen in Griechenland bekämpft. Diese Auseinandersetzung wurde von 1946 bis 1949 in einem Bürgerkrieg fortgeführt. Die siegreiche – von Großbritannien und den USA unterstützte – Rechte verfolgte einen strikt antikommunistischen Kurs. Um einem drohenden Wahlsieg der Linken zuvorzukommen, putschte sich 1967 das Militär an die Macht und regierte das Land in den folgenden sieben Jahren. Erst nach der Aufnahme Griechenlands in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft 1981 kam es zur Anerkennung auch des linken Widerstandes im Zweiten Weltkrieg und nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1990/91 schließlich zur Überwindung des gespaltenen Gedenkens und zu einer Aufarbeitung des Bürgerkriegs 1946–1949. Die griechische Gedenkkultur ist heute in weiten Teilen noch immer durch das Gedenken an den Widerstand gegen die Deutschen dominiert. Inschriften beziehen die Bezeichnung »Holocaust« nicht selten auf den Mord an der Zivilbevölkerung, beispielsweise als »Holocaust von Kalavrita«. Das Gedenken an die Ermordung von 85 Prozent der griechischen Juden blieb lange Zeit den jüdischen Gemeinden überlassen. In Saloniki, der Stadt mit der früher größten Gemeinde, stand bis 1997 auf dem jüdischen Friedhof das einzige Denkmal zur Erinnerung an den Holocaust. Mit den Feierlichkeiten anlässlich der Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt 1997 errichtete die Stadt an zentraler Stelle ein Holocaustdenkmal, das 2005 an eine andere Stelle umgesetzt wurde. 2010 wurde auch in Athen ein neues Holocaustdenkmal enthüllt. Ein Holocaustmuseum in Saloniki, an dem sich auch die Bundesrepublik Deutschland mit zehn Millionen Euro beteiligt, ist im Bau.

Erinnerung

Das Denkmal zur Erinnerung an die deportierten Juden Ioanninas, das an der Mauer zum alten jüdischen Viertel steht, wurde auf Initiative der Stadt errichtet und 1994 eingeweiht. Es besteht aus symbolischen Thorarollen aus Metall. Jedes Jahr am 27. Januar, dem offiziellen Holocaustgedenktag in Griechenland, findet am Denkmal eine Gedenkfeier statt.
Außer dem Denkmal erinnert nur noch wenig an die einst blühende romaniotische Gemeinde Ioanninas. Eine Ausnahme ist die um 1826 in der Zitadelle errichtete Alte Synagoge. Sie ist heute eines der größten und berühmtesten jüdischen Gebetshäuser Griechenlands.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich. Die Synagoge ist nach Vereinbarung zu besichtigen.

Kontakt

+30 (0)26510 25195


452 21 Ioannina