Ausstellung Schienenverkehr im Deutschen Technikmuseum

Ausstellung Schienenverkehr im Deutschen Technikmuseum


Das Deutsche Technikmuseum informiert in seiner Ausstellung auch über die Mitwirkung der Deutschen Reichsbahn am Holocaust und erinnert durch die Darstellung von Einzelbiographien an das Schicksal deportierter Juden.

Geschichte

Ab Oktober 1941 begann das Berliner Reichssicherheitshauptamt (RSHA) in Zusammenarbeit mit dem Reichsverkehrsministerium mit der Durchführung von Deportationen von Juden aus dem Deutschen Reich in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager in deutsch besetzte Gebiete im Osten. Die transporttechnischen Belange der Deportation plante das Referat IV B 4 des RSHA – das »Judenreferat« Adolf Eichmanns. Bereits seit 1939 hatte das RSHA unter anderem bei der Umsetzung von groß angelegten »Umsiedlungsaktionen« auf die Dienste der Eisenbahn zurückgegriffen. Für die Belange der Deutschen Reichsbahn war das Referat 21 »Massenbeförderungen« im Reichsverkehrsministerium zuständig. Es prüfte die Bestellungen von Sonderzügen durch die Gestapo und gab die Erstellung der entsprechenden Fahrpläne in Auftrag. Eine Unterabteilung dieses Referats koordinierte die Planungen aller an den Deportationen beteiligten Stellen. Die Reichsbahn stellte anfangs ältere Personenzüge für die Deportationen zur Verfügung, ab 1942 setzte sie jedoch vermehrt Güterwaggons ein. Bis zu 1.000 Menschen konnten die Züge in einem Transport mitführen. Die »Beförderung« der Juden stellte die Reichsbahn der jeweiligen jüdischen Gemeinde in Rechnung: pro gefahrenen Kilometer vier Pfennig für Erwachsene und zwei Pfennig für Kinder. Bei mehr als 400 Personen in einem Transport gewährte die Reichsbahn Nachlässe.

Opfergruppen

Etwa 130.000 Juden aus dem Deutschen Reich wurden mit der Eisenbahn in Ghettos und Vernichtungslager im Osten transportiert. Allein von Berliner Bahnhöfen fuhren etwa 180 Züge mit mehr als 50.000 Juden ab.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Über einen langen Zeitraum wurde in der Öffentlichkeit über die Rolle der Eisenbahn in der Zeit des Nationalsozialismus nicht gesprochen. Erst Ende der 1980er Jahre begann eine allmähliche Aufarbeitung dieser Geschichte. Nachdem der öffentliche Druck auf die Deutsche Bahn immer stärker wurde, begann auch sie damit, sich ihrer Vergangenheit zu stellen.
Bereits seit 1988 informiert das Deutschen Technikmuseum über die Deportationen von Juden durch die Deutsche Reichsbahn. Ein ehemaliger Güterwaggon, der für die Deportation von Juden benutzt wurde, ist seither im Museum ausgestellt. Im Oktober 2005 wurde im Lokschuppen 2 eine Dauerausstellung zum Thema eingeweiht. Sie versucht dem Anspruch gerecht zu werden, eine vollständige Übersicht der Deportationen aus dem Deutschen Reich in Ghettos und Vernichtungslager zu geben. Die Ausstellung wurde vom Leiter des Fachgebiets Schienenverkehr Alfred Gottwaldt konzipiert. Unter anderem zeigt sie zwölf Einzelschicksale deportierter Juden aus Berlin und Brandenburg. Besucher können an einer Medienstation Informationen zu sämtlichen »Judentransporten« abrufen, außerdem werden beispielhaft zwölf aus Berlin abgehende Transporte ausführlich erläutert.

Angebote

Allgemeine und spezielle Führungen für Kindergruppen, Schulgruppen und andere Gruppen, Kindergeburtstage, Gruppenaktionen, Vorträge, Tagungen, historisches Archiv, Museumspark

Öffnungszeiten

Dienstags bis freitags 9.00 bis 17.30, samstags und sonntags 10.00 bis 18.00, montags geschlossen

Kontakt

http://www.sdtb.de

info@sdtb.de

+49(0) 30 90 254 0

Trebbiner Straße 9
10963 Berlin