Gedenkstätte Donja Gradina

Javna ustanova spomen-područje Donja Gradina


Im kleinen Dorf Donja Gradina auf der rechten Seite der Save im heutigen Bosnien-Herzegowina erinnert eine Gedenkstätte an die Massentötungen von Häftlingen des Lagers Jasenovac. Zwischen 1941 und 1945 brachte die kroatische Ustascha Zehntausende nach Jasenovac und tötete viele von ihnen auf der anderen Seite des Flusses in Donja Gradina.

Geschichte

Donja Gradina liegt auf der rechten Seite des Flusses Save gegenüber dem Dorf Jasenovac. Nach dem Angriff der deutschen Wehrmacht und ihrer Verbündeten auf Jugoslawien im Frühjahr 1941 und nach Ausrufung des Unabhängigen Staates Kroatien (USK, kroatisch: Nezavisna Država Hrvatska) durch die faschistische Ustascha-Bewegung entstand in Jasenovac das größte Konzentrations- und Vernichtungslager Kroatiens. Ab Ende Juli 1941 brachte die Ustascha vor allem Serben, Juden und Roma in das Lager. Die Zahlen der inhaftierten Menschen stiegen stetig, unter ihnen waren auch viele Kinder. Viele der Häftlinge wurden nach ihrer Ankunft in Jasenovac sofort ermordet. Dazu brachten Angehörige der Ustascha ab 1942 die Häftlinge mit einer Fähre auf die andere Seite des Flusses nach Donja Gradina. Hier erstachen und erschlugen die Wachen ihre Opfer. Anschließend wurden die Leichen in großen Massengräbern bestattet oder verbrannt.

Opfergruppen

Insgesamt kamen im Lager Jasenovac mindestens 80.000 Menschen, vor allem Serben, Juden, Roma und kroatische Gegner des Ustascha-Regimes, ums Leben. Wie viele Menschen in Donja Gradina ermordet wurden und wie viele Menschen dort in Massengräbern bestattet wurden ist allerdings unklar.

Erfahre mehr über Bosnien und Herzegowina

In nur wenigen Gebieten Europas sind die Narben des 20. Jahrhunderts so deutlich sichtbar wie im südosteuropäischen Bosnien-Herzegowina. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Land Bestandteil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, das 1929 von König Alexander I. (1888–1934) in eine – meist von serbischen Offizieren gestützte – Diktatur umgewandelt wurde und den Namen Jugoslawien erhielt. Im April 1941 wurde der jugoslawische Staat von deutschen Truppen und ihren italienischen, ungarischen und bulgarischen Verbündeten besetzt und in einzelne annektierte, besetzte und scheinsouveräne Gebiete zerschlagen. Bosnien-Herzegowina gehörte von 1941 bis 1944 zum »Unabhängigen Staat Kroatien«, einem vom Deutschen Reich abhängigen Staat unter dem Terrorregime der Ustascha mit ihrem »Poglavnik« (Führer) Ante Pavelić (1889–1959). Die Ustascha war eine nationalistische Aufstandsbewegung, die den von Serben dominierten jugoslawischen Staat seit 1929 vom Ausland aus bekämpft hatte. Ihre Vernichtungspolitik richtete sich nach 1941 insbesondere gegen die große serbische Minderheit in Kroatien, die vertrieben, interniert und ermordet wurde, und gegen Juden, Roma sowie religiöse und weltanschauliche Systemgegner. Es wird geschätzt, dass fast 12.000 der etwa 14.000 bosnischen Juden einen gewaltsamen Tod fanden. Hinzu kamen heftige Auseinandersetzungen der Ustascha mit verschiedenen Widerstandsbewegungen, die jedoch auch gegeneinander kämpften – mit hohen Opferzahlen auf allen Seiten. Diese ethnischen Konflikte durften nach Kriegsende 1944/45 und während der kommunistischen Diktatur unter dem früheren Partisanenführer Marschall Josip Broz Tito (1892–1980) nicht öffentlich benannt werden. Nach dem Zerfall Jugoslawiens 1991/92 waren sie allerdings auch Ursache für die bis dahin schlimmsten kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa seit 1945. Der heutige föderale Staat Bosnien-Herzegowina gliedert sich in zwei Teile: die kurz vor dem Bosnienkrieg (1992–1995) errichtete Republik Srpska und die Bosnisch-Kroatische Föderation. Im Juli 1995 ermordeten Angehörige der Armee der Republik Srpska, der Polizei und serbischer Kampfgruppen an mehreren Tagen in der Gegend von Srebrenica bis zu 8.000 vor allem bosnische Männer und Jungen. Die Gedenkkultur Bosnien-Herzegowinas war während der Tito-Ära und bis zum Zerfall Jugoslawiens von einer Vielzahl errichteter Widerstandsdenkmäler, Gedenkparks und museal genutzter Synagogen geprägt. Die wichtigsten sind die Synagoge »Il Kal Grandi« in Sarajewo, die Gedenkstätte von Donja Gradina in der Republik Srpska, wo ein Außenlager des größten kroatischen Konzentrationslagers Jasenovac bestand, und der 1981 als zentrale Gedenkstätte Sarajewos für die »Opfer des Zweiten Weltkriegs und die zu Tode gekommenen Partisanen« errichtete Gedenkpark von Vraca. Alle Einrichtungen wurden insbesondere während des Bosnienkrieges beschädigt, zerstört oder geplündert bzw. zeitweise geschlossen und erstanden erst langsam wieder. Die Ereignisse dieses Krieges überschatten das Gedenken an die Opfer während der Jahre 1941 bis 1944/45.

Erinnerung

Donja Gradina liegt heute in der Republika Srpska, dem vorwiegend von Serben bewohnten Teilstaat von Bosnien-Herzegowina. Jasenovac am gegenüberliegenden Flussufer liegt in Kroatien. Nach der Eröffnung der Gedenkstätte Jasenovac in den 1960ern wurden Jasenovac und Donja Gradina zusammen als ein Gedenkort verwaltet. Jasenovac, und mit ihm Donja Gradina, wurde während der Regierungszeit Titos zur zentralen Gedenkstätte Jugoslawiens. Die jugoslawische Erinnerungspolitik erklärte, dass allein in Jasenovac 700.000 Menschen ermordet worden seien. Nach den Kriegen in den 1990er Jahren wurden die Gedenkorte voneinander getrennt. Seitdem gibt es keine offizielle Zusammenarbeit zwischen den beiden Gedenkstätten, die nun in unterschiedlichen Staaten liegen. Im kroatischen Jasenovac wurden die Opferzahlen später korrigiert: Die Gedenkstätte sowie Historiker gehen davon aus, dass in Jasenovac mindestens 80.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Im serbisch geprägten Donja Gradina hängen noch immer Schilder, auf denen an 700.000 Opfer von Jasenovac erinnert wird. 500.000 der Opfer sind auf diesen Schildern als Serben ausgewiesen – kroatische Opfer des Lagers Jasenovac werden nicht erwähnt.

Öffnungszeiten

Die Gedenkstätte ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

https://www.jusp-donjagradina.org/

info@jusp-donjagradina.org

+387 (0)52 446 030

Donja Gradina
79290 Donja Gradina