In Eiksmarka, einer Vorstadt von Oslo, richtete die deutsche Besatzungsmacht 1941 ein »Polizeihäftlingslager« ein, genannt nach dem weiter westlich liegendem Ort Grini. Es diente zur Inhaftierung politischer Gefangener, Widerstandskämpfer und als Durchgangslager für Häftlinge, die nach Deutschland verschleppt werden sollten.
Heute befindet sich dort ein kleines Museum, das von ehemaligen Häftlingen betrieben wird.
Geschichte
In dem ursprünglich als Frauengefängnis gebauten und ab April 1940 als Wehrmachtsgefängnis für Kriegsgefangene genutzten Gebäude richtete die SS am 14. Juni 1941 das Polizeihäftlingslager Grini ein. Das Lager diente sowohl als Haftstätte für politische Gegner, aber auch als Durchgangslager für Häftlinge, die in Konzentrationslager in Deutschland verschleppt werden sollten. Zudem wurden in Grini Todesurteile vollstreckt.
Zwischen 1941 und 1945 waren insgesamt 19.788 Menschen in Grini als Häftlinge registriert, davon 6.000 bis 7.000 Frauen. Das Lager wurde bis zur Befreiung Norwegens im Mai 1945 betrieben. Unter den Gefangenen befanden sich auch die späteren norwegischen Premierminister Einar Gerhardsen und Trygve Bratteli.
Opfergruppen
Insgesamt waren zwischen 1941 und 1945 in Grini 19.788 Häftlinge registriert, hauptsächlich politische Häftlinge, aber auch einige wenige Juden. Acht zum Tode verurteilte Häftlinge wurden in Grini hingerichtet. 786 Gefangene überlebten die Haftbedingungen nicht.
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Norwegen
Im April 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht nach mehrwöchigen Gefechten das Königreich Norwegen. Hier lebten zu diesem Zeitpunkt über 1.300 norwegische Juden und etwa 600 jüdische Flüchtlinge, vor allem in Oslo und Trondheim. Die Mehrheit der norwegischen Bevölkerung stand den Deutschen ablehnend gegenüber. Bis zum deutschen Einmarsch besaß auch die seit 1933 existierende norwegische Partei »Nasjonal Samling« (Nationale Einheit) unter Vidkun Quisling (1887–1945) mit ihrem judenfeindlichen Kurs keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Ab Juni 1941 betrieben deutsche Besatzer und Quislings Nationalisten die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung und die Verfolgung von Regimegegnern immer radikaler. Im Februar 1942 wurde eine Kollaborationsregierung mit Quisling als Ministerpräsident eingesetzt, die unter Kontrolle des deutschen Reichskommissars Josef Terboven (1898–1945) stand und die den Terror – insbesondere gegen Juden – weiter verschärfte. Im Oktober 1942 wurden alle Juden in Norwegen verhaftet. Ende November 1942 und Ende Februar 1943 deportierte die SS 690 von ihnen – Kinder, Frauen und Männer – auf Schiffen nach Stettin in Pommern (heute: Polen) und von dort direkt oder über Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz. Insgesamt wurden mindestens 765 Juden aus Norwegen Opfer des Massenmords – mehr als vierzig Prozent der jüdischen Bevölkerung des Landes.
In Norwegen entstanden mehrere Widerstandsgruppen, die zivilen Ungehorsam leisteten und Sabotageakte durchführten. Verhaftete Untergrundkämpfer kamen in die Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, Neuengamme und Sachsenhausen. Beim Rückzug der Wehrmacht im Frühjahr 1945 wurden viele Orte und Industrieanlagen in Nordnorwegen vollständig niedergebrannt, Quisling am 8. Mai 1945 verhaftet und am 24. Oktober 1945 in der Festung Akershus in Oslo hingerichtet. Der Name Quisling ist in mehrere Sprachen als der Inbegriff von Kollaboration und Verrat eingegangen. Bis 1945 hatten sich etwa 45.000 Norweger seiner Partei angeschlossen. Im Akershus befindet sich seit 1970 das zentrale norwegische Widerstandsmuseum und ein Denkmal für die norwegischen Patrioten, die an dieser Stelle während des Zweiten Weltkrieges erschossen wurden. Seit den 1990er Jahren entstanden mehrere Holocaustdenkmäler in Trondheim und Oslo. In Quislings früherem Osloer Dienstsitz (»Villa Grande«) ist seit 2005 das Zentrum zur Erforschung des Holocaust und der religiösen Minderheiten untergebracht. Zum Symbol des norwegischen Widerstands und der Nachkriegsdemokratie wurde die Königsfamilie unter Haakon VII. (1872–1957). König und Kronprinz hatten sich gemeinsam der Kapitulation verweigert und waren ins britische Exil gegangen. In der Nähe einer Birke, an der sie im April 1940 Zuflucht gesucht hatten, wurde 1997 ein »Friedenshain« angelegt, der einen »dauerhaften Kampf für Freiheit, Frieden und Menschenwürde in der gegenwärtigen und zukünftigen Wirklichkeit« anmahnen soll. Diese Orientierung auf Gegenwart und Zukunft sowie eine entsprechende Friedens- und Menschenrechtserziehung ist vielen norwegischen Gedenkeinrichtungen eigen. Seit den 1980er Jahren hat auch die kritische Auseinandersetzung mit der Kollaboration und dem Alltag unter deutscher Besatzung ihren Platz in der Erinnerungskultur gefunden.
Erinnerung
Nach dem Ende des Krieges wurde das Gefängnis zunächst als Haftanstalt für norwegische Kollaborateure und Nationalsozialisten benutzt. Seit 1951 befindet sich auf dem Gelände ein Gefängnis.
Auf dem ehemaligen Lagergelände wurde am 27. September 1990 in Anwesenheit von Kronprinz Harald ein von Solveyg W. Schafferer entworfenes Denkmal enthüllt. 1997 eröffneten die »Freunde des Grini-Museums«, eine Vereinigung von Überlebenden des Lagers, das Museum über die Geschichte des Polizeihäftlingslagers Grini. Es ist wegen der Justizvollzugsanstalt nur eingeschränkt zugänglich.
Öffnungszeiten
Während des Sommers täglich von 11.00 bis 14.00 Uhr. Weitere Besichtigungstermine nach Vereinbarung.