• Platz der Alten Synagoge
Seit 2017 erinnert ein Wasserspiegel an die im November 1938 zerstörte Alte Synagoge in Freiburg.
Bild:Freiburg, nach 1926, Die Synagoge mit dem westlichen Portalsanbau, Landesarchiv Baden-Württemberg
Freiburg, nach 1926, Die Synagoge mit dem westlichen Portalsanbau, Landesarchiv Baden-Württemberg

Bild:Freiburg, 2017, Platz der Alten Synagoge im Regen, Andreas Schwarzkopf
Freiburg, 2017, Platz der Alten Synagoge im Regen, Andreas Schwarzkopf
Freiburg wurde 1120 das Stadtrecht verliehen. Juden lebten in Freiburg bereits im 13. Jahrhundert. 1349, auf dem Höhepunkt der Pestepidemie, wurden fast alle Juden von Freiburg verbrannt. Später lebten wieder Juden in der Stadt, sie wurden 1424 jedoch endgültig vertrieben, so dass Juden erst 400 Jahre später wieder dort lebten. Die neue Gemeinde wurde 1863 offiziell gegründet. Zuerst benutzte sie einen kleinen Betsaal, doch bereits 1869/1870 errichtete sie ihre eigene Synagoge in der Innenstadt. Sie wurde im maurisch-byzantinischen Stil mit romanischen Elementen auf einem fast quadratischen Grundriss erbaut. Neben der Synagoge wurde auch ein Gemeindehaus errichtet. Mitte der 1920er Jahre wurde die Fassade der Synagoge umgestaltet und durch einen Vorbau ergänzt. Zu diesem Zeitpunkt lebten etwa 1.400 Juden in Freiburg, bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 90.000. Viele jüdische Familien waren im Handel aktiv, aber es gab auch viele jüdische Ärzte, Rechtsanwälte und Hochschullehrer in der Universitätsstadt Freiburg.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschlechterte sich die Situation der Juden auch in Freiburg zusehends. Viele wählten den Weg der Emigration.
Am 10. November 1938 setzten lokale Angehörige der SA und der SS die Synagoge in Brand. Viele Juden wurden gezwungen, der Zerstörung ihres Gotteshauses zuzusehen. Darüber hinaus wurden 140 jüdische Männer verhaftet und für einige Wochen ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Nach dieser traumatischen Erfahrung verließen noch mehr Juden Freiburg.
Knapp zwei Jahre später, am 22. Oktober 1940, wurden in der sogenannten »Wagner-Bürckel-Aktion« die meisten Juden aus Baden und aus der Saar-Pfalz ins südfranzösische Gurs deportiert, darunter fast alle der noch etwa 350 in Freiburg lebenden jüdischen Kinder, Frauen und Männer. Die meisten von ihnen überlebten die Verfolgung nicht: sie starben entweder an den schlechten Lebensbedingungen in Gurs oder wurden 1942/43 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.
Bild:Freiburg, nach 1926, Die Synagoge mit dem westlichen Portalsanbau, Landesarchiv Baden-Württemberg
Freiburg, nach 1926, Die Synagoge mit dem westlichen Portalsanbau, Landesarchiv Baden-Württemberg

Bild:Freiburg, 2017, Platz der Alten Synagoge im Regen, Andreas Schwarzkopf
Freiburg, 2017, Platz der Alten Synagoge im Regen, Andreas Schwarzkopf
Von den mehr als 1.100 Juden, die 1933 in Freiburg lebten, wurden mindestens 314 im Holocaust ermordet.
Bild:Freiburg, 1938, Die Synagoge wenige Tage nach ihrer Zerstörung, Stadtarchiv Freiburg, Nachlass Josef Vollmer
Freiburg, 1938, Die Synagoge wenige Tage nach ihrer Zerstörung, Stadtarchiv Freiburg, Nachlass Josef Vollmer

Bild:Freiburg, 2017, Informationstafel am Denkmal in Erinnerung an die Alte Synagoge, Andreas Schwarzkopf
Freiburg, 2017, Informationstafel am Denkmal in Erinnerung an die Alte Synagoge, Andreas Schwarzkopf
10 Freiburger Juden, die in sogenannten Mischehen lebten, überlebten die Verfolgung in ihrer Heimat. Nach dem Krieg kehrten lediglich fünf gebürtige Freiburger Juden in die Stadt zurück, wo bereits im September 1945 der erste jüdische Gottesdienst stattfand. 1948 schloss die jüdische Gemeinde einen Vergleich mit der Stadt: das Grundstück der zerstörten Synagoge blieb im Besitz der Stadt, im Gegenzug kümmerte sie sich um den Erhalt des 1938 geschändeten jüdischen Friedhofs. Die jüdische Gemeinde wuchs später wieder und errichtete 1985 mithilfe von Stadt und Land eine neue Synagoge in der Nähe des Freiburger Münsters.
Bereits in den 1950er Jahren bemühten sich jüdische Bürger in Freiburg, am Ort der zerstörten Synagoge ein Denkmal zu errichten. 1961 wurde schließlich eine runde bronzene Gedenktafel eingeweiht. Sie trägt die Inschrift: »Hier stand die Synagoge der israelitischen Gemeinde Freiburg / erbaut 1870 – sie wurde am 10. November 1938 unter einer Herrschaft der Gewalt und des Unrechts zerstört«. Am Denkmal wurden jährlich im November Gedenkveranstaltungen abgehalten. Der Platz, der sich inmitten von Universitätsgebäuden befindet, wurde 1996 in »Platz der Alten Synagoge« umbenannt.
Nach 2000 begann eine neue Diskussion um eine Neugestaltung des Platzes. Den 2006 ausgelobten Wettbewerb gewannen die Architekten Volker Rosenstiel und Martin Schedlbauer. Ihr Entwurf sah vor, einen mit Wasser gefüllten Bassin mit den Grundrissen der Alten Synagoge auf dem Platz zu errichten, um das zerstörte Gebäude wieder im Stadtbild sichtbar werden zu lassen. Das Denkmal wurde 2017 eröffnet. Die alte Gedenktafel von 1961 wurde in das Denkmal integriert. Bei den Bauarbeiten wurden noch Reste der Fundamente der zerstörten Synagoge gefunden.
Das Denkmal ist seit seiner Eröffnung umstritten, weil vor allem bei warmem Wetter viele Menschen ins Wasser steigen und planschen.
Bild:Freiburg, 2017, Die in das neue Denkmal integrierte Bronzetafel von 1961, Andreas Schwarzkopf
Freiburg, 2017, Die in das neue Denkmal integrierte Bronzetafel von 1961, Andreas Schwarzkopf

Bild:Freiburg, 2017, Platz der Alten Synagoge mit dem Neubau der Univeritätsbibliothek, Andreas Schwarzkopf
Freiburg, 2017, Platz der Alten Synagoge mit dem Neubau der Univeritätsbibliothek, Andreas Schwarzkopf
Name
Platz der Alten Synagoge
Adresse
Platz der Alten Synagoge
79098 Freiburg im Breisgau
Telefon
+49 (0) 761 201 21 01
Web
https://www.freiburg.de/pb/1154785.html
E-Mail
kulturamt@stadt.freiburg.de
Öffnungszeiten
Der Platz und das Denkmal sind jederzeit zugänglich.