• Mahnmal Levetzowstraße
In der Levetzowstraße in Berlin-Moabit befand sich eine der größten Synagogen Berlins. Die Nationalsozialisten richteten dort 1941 ein Sammellager für Berliner Juden ein, die sie anschließend in den Osten deportierten. Am Standort der im Krieg zerstörten Synagoge erinnert seit 1988 ein Mahnmal an die deportierten Berliner Juden.
Bild:Berlin, um 1935, Die Liberale Synagoge in der Levetzowstraße, Landesarchiv Berlin
Berlin, um 1935, Die Liberale Synagoge in der Levetzowstraße, Landesarchiv Berlin

Bild:Berlin, 2010, Mahnmal in der Levetzowstraße, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Mahnmal in der Levetzowstraße, Stiftung Denkmal
Die Liberale Synagoge in der Levetzowstraße wurde 1914 eingeweiht, sie bot für über 2.000 Menschen Platz. Bei den Novemberpogromen 1938 zerstörten Nationalsozialisten einen Teil der Einrichtung, die Synagoge wurde jedoch nicht zerstört. Als die nationalsozialistische Führung im Herbst 1941 begann, Juden aus dem Deutschen Reich massenhaft zu deportieren, zwang die Gestapo die Jüdische Gemeinde in der Synagoge ein Sammellager einzurichten. Die Gestapo holte die jüdischen Familien meist mitten in der Nacht aus ihren Wohnungen in den angrenzenden Stadtbezirken, um sie anschließend in die Levetzowstraße zu verschleppen. Im streng bewachten Sammellager verbrachten die Juden meist nur wenige Tage, bevor sie in Ghettos und Vernichtungslager im besetzten Osten deportiert wurden. Für ihre Verpflegung musste die jüdische Gemeinde aufkommen. Vor der »Evakuierung« zwangen die Behörden die Juden ein Formular zur Angabe ihres Vermögens auszufüllen. Daraufhin bemächtigte sich der Staat ihres Besitzes. Mitgeführte Wertsachen sammelte die Gestapo ein. Nach der Zusammenstellung eines Transportes in den Sammellagern trieben Polizei und SS die Juden zum Deportationsbahnhof, oft schlugen sie mit Schlagstöcken und Peitschen auf die Opfer ein. Dort mussten sie Sonderzüge der Deutschen Reichsbahn besteigen. Wahrscheinlich bis zum Frühjahr 1942 fuhren die Deportationszüge vom Bahnhof Grunewald ab; wegen der kürzeren Entfernung von Sammellagern wie in der Levetzowstraße fuhren sie danach vom Güterbahnhof Moabit und vom Anhalter Bahnhof.
Bild:Berlin, um 1935, Die Liberale Synagoge in der Levetzowstraße, Landesarchiv Berlin
Berlin, um 1935, Die Liberale Synagoge in der Levetzowstraße, Landesarchiv Berlin

Bild:Berlin, 2010, Mahnmal in der Levetzowstraße, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Mahnmal in der Levetzowstraße, Stiftung Denkmal
Über 50.000 der aus Berlin deportierten Juden überlebten den Krieg nicht. Viele Transporte endeten in den Ghettos Theresienstadt, Minsk, Riga, Kaunas (russisch: Kowno) und Lodz. Ab Juli 1942 fuhren viele Transporte mit Berliner Juden direkt nach Auschwitz-Birkenau und in andere Vernichtungslager.
Bild:Berlin, 2010, Daten der Deportationen aus Berlin, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Daten der Deportationen aus Berlin, Stiftung Denkmal

Bild:Berlin, 2010, Metallwand mit den Daten der Deportationen aus Berlin, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Metallwand mit den Daten der Deportationen aus Berlin, Stiftung Denkmal
Die Reste der 1944 von Bombentreffern zerstörten Synagoge wurden Mitte der 1950er Jahre abgerissen. Das Deportationsmahnmal am ehemaligen Standort der Synagoge entstand 1988 auf Initiative des Berliner Senats. Zwei Architekten, Jürgen Wenzel und Theseus Bappert sowie der Bildhauer Peter Herbrich errichteten eine stilisierte Deportationsrampe mit einem Güterwaggon sowie eine Stahlwand, an der Daten zu den einzelnen Deportationen aus Berlin eingefräst sind. An der Rampe und im Inneren des Waggons sind zusammengeschnürte Menschengruppen aus Marmor sichtbar. Darüber hinaus befinden sich an der Stelle des ehemaligen Synagogeneingangs in den Boden eingelassene Metalltafeln, auf denen die Reliefs von nicht mehr existierenden Berliner Synagogen abgebildet sind.
Bild:Berlin, 2010, Bodentafeln mit Bildern von nicht mehr existierenden Synagogen, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Bodentafeln mit Bildern von nicht mehr existierenden Synagogen, Stiftung Denkmal

Bild:Berlin, 2010, Detailansicht des Deportationsmahnmals, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Detailansicht des Deportationsmahnmals, Stiftung Denkmal
Name
Mahnmal Levetzowstraße
Adresse
Levetzowstraße 7-8
10555 Berlin
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.