An dem Platz, an dem früher das Dorf Chatyn stand, 60 Kilometer nördlich von Minsk im Logojskij Kreis befindet sich die Staatliche Gedenkstätte Chatyn. 1943 hatten zwei SS-Kommandos das Dorf überfallen und in einer »Vergeltungsaktion« vollständig niedergebrannt. Fast alle Dorfbewohner starben in den Flammen.
Am 22. März 1943 überfielen das Schutzmannschafts-Bataillon 118 und das SS-Sonderbataillon »Dirlewanger« das kleine Dorf Chatyn im Gebiet Minsk. Im März 1943 stieß das Schutzmannschafts-Bataillon 118, eine in Kiew aus deutschen Polizisten und Ukrainern zusammengestellte Polizeieinheit von 500 Mann, in der Nähe von Minsk auf Partisanen. Bei den nachfolgenden Gefechten mit den Partisanen musste sich das Schutzmannschafts-Bataillon 118 zurückziehen, der Truppführer des Bataillons wurde getötet. Daraufhin forderte die Einheit Verstärkung an und ihnen wurde das SS-Sonderbataillon »Dirlewanger« zur Seite gestellt. Das SS-Sonderbataillon, benannt nach ihrem Kommandeur Oskar Dirlewanger, war ein 1940 zusammengestellter Verband aus Wilddieben, ehemaligen (kriminellen und »asozialen«) KZ-Häftlingen und Helfern aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion. Diese Einheit wurde im Januar 1942 nach Belarus versetzt und ermordete dort unter dem Vorwand der »Partisanenbekämpfung« unzählige Zivilisten. Oftmals brannten die Männer des Sonderbataillons ganze Dörfer mitsamt ihrer Bewohner nieder.
Als sich die Partisanen im März 1943 in Richtung Chatyn zurückzogen, suchten die SS-Einheiten nach einem weiteren kurzen Gefecht mit den Partisanen eine Möglichkeit Vergeltung zu üben. Das Schutzmannschafts-Bataillon 118 und SS-Sonderbataillon »Dirlewanger« umstellten das Dorf Chatyn. Daraufhin plünderten sie das Dorf, trieben die etwa 149 Bewohner des Dorfes zusammen und sperrten sie in eine Scheune. Die SS-Leute zündeten das Gebäude an und feuerten mit Gewehren auf diejenigen, die versuchten den Flammen zu entkommen. Vor ihrem Abzug brannten die SS-Einheiten das gesamte Dorf nieder.
Im Dorf Chatyn ermordete die SS ungefähr 145 Menschen in einer brennenden Scheune. Unter den Opfern waren etwa 76 Kinder. Nur ein Mann, der Schmied Josif Kaminskij, sowie drei Kinder überlebten das Massaker.
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Nach dem Krieg wurde ein Gedenkstein für die ermordeten Bewohner von Chatyn aufgestellt. 1965 wurde auf Initiative der Kommunistischen Partei von Belarus ein Wettbewerb zur Neugestaltung einer Gedenkstätte ausgeschrieben. Den Wettbewerb gewann ein Architektenteam, das aus Ju. Gradow, W. Sankowitsch und Leonid Lewin bestand. Anlässlich des 25. Jahrestages der Befreiung von Belarus von deutschen Truppen wurde am 5. Juli 1969 die Staatliche Gedenkstätte am Ort des früheren Dorfes eröffnet. Das etwa 30 ha große Gelände der Gedenkstätte empfindet das ehemalige Dorf nach: Auf der Erde symbolisieren Betonbalken die Umrisse der ehemaligen 26 Häuser des Dorfes an ihren jeweiligen Standorten. Auf jedem dieser angedeuteten Häuser steht ein stilisierter Schornstein aus Beton. Auf Tafeln sind die Zahl und das Alter der Opfer des Hauses genannt. Auch eine aus Beton stilisierte Scheune befindet sich auf dem Gelände, sowie ein Brunnen und ein Zauntor. Im Zentrum der Gedenkstätte steht eine sechs Meter hohe Bronzeplastik, die den Überlebenden Josif Kaminskij darstellt. In seinen Armen trägt er seinen toten Sohn. In der Nähe befindet sich auf dem Gelände eine große liegende Betonstele, auf der ein Appell an die »Nachgeborenen« zu lesen ist, sie markiert das Massengrab für die Dorfbewohner. Zudem gibt es einen »Friedhof der Dörfer«, 185 Betonblöcke tragen die Namen von 185 belarussischen Dörfern, die niedergebrannt und nicht wiederaufgebaut wurden. »Symbolische Bäume des Lebens« nennen dagegen auf ihren »Ästen« die Namen von 433 belarussichen Dörfern, die abgebrannt, jedoch wieder aufgebaut wurden.
Eine mehrere Meter lange »Andenkenwand« aus Beton nennt zudem über 260 Vernichtungsstätten und Zwangslager auf belarussischem Boden. Ein weiteres Element der Gedenkstätte ist die ewige Flamme, die daran erinnert, dass jeder vierte Einwohner von Belarus dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel. In regelmäßigen Abständen läuten auf dem Gelände Glocken. Heute ist die Anlage eine der wichtigsten Gedenkstätten von Belarus.
Die Gedenkstätte ist durchgängig geöffnet. Fotoausstellung: Dienstag bis Sonntag: 9.00 bis 17.00
khatyn@mail.ru
+375 (80)177 455 787
Logojskij Kreis, Minskaja Gebiet
223110 Chatyn