Okkupationsmuseum Lettland

Latvijas Okupācijas muzejs


Das Okkupationsmuseum im Zentrum der lettischen Hauptstadt Riga erinnert an die Zeit der sowjetischen und nationalsozialistischen Besatzungen von 1940 bis 1991.

Geschichte

1940 wurde das unabhängige Lettland gemäß einem deutsch-sowjetischen Vertrag – dem sogenannten Hitler-Stalin-Pakt – von der Roten Armee besetzt und anschließend von der Sowjetunion annektiert. Zehntausende Letten, darunter schätzungsweise 23.000 Juden, verschleppte der sowjetische Geheimdienst NKWD nach Sibirien.
Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 überrollte die Wehrmacht das Land innerhalb kurzer Zeit. Die Aufgabe, Lettland »judenfrei« zu machen, übernahm die SS-Einsatzgruppe A. Zusammen mit Angehörigen des lettischen »Selbstschutzes« ermordete sie im ersten Jahr der deutschen Besatzung beinahe die gesamte jüdische Bevölkerung des Landes.
1944 eroberte die Rote Armee das Gebiet Lettlands zurück. Es folgte die zweite sowjetische Besatzung des Landes, das – wie bereits 1940 – als Lettische Sozialistische Sowjetrepublik der UdSSR angegliedert wurde. Vielen Letten wurde von den sowjetischen Besatzern Kollaboration mit den Nationalsozialisten vorgeworfen. Unter diesem Vorwand wurden im Zuge der Sowjetisierung Lettlands Zehntausende Menschen verhaftet und in Zwangsarbeits- und Straflager im asiatischen Teil der Sowjetunion interniert. Während dessen wurde im Land gezielt eine große russischsprachige Bevölkerung angesiedelt.
Erst 1991 errang Lettland seine Unabhängigkeit wieder.

Opfergruppen

Bis Kriegsende wurden bis zu 70.000 Juden aus Lettland ermordet, fast die gesamte jüdische Bevölkerung des Landes. Etwa 120.000 nichtjüdische Zivilisten kamen als Folge des Zweiten Weltkrieges in Lettland um.
Insgesamt kamen schätzungsweise 550.000 Letten in den Jahren 1940 bis 1991 infolge der deutschen und der sowjetischen Besatzungen gewaltsam ums Leben. Dies entspricht etwa einem Viertel der Vorkriegsbevölkerung Lettlands.

Erfahre mehr über Lettland

1940 wurde das seit 1918 unabhängige Lettland gemäß einem deutsch-sowjetischen Vertrag – dem so genannten Hitler-Stalin-Pakt – von der Roten Armee besetzt. Am 22. Juni 1941, als deutsche Truppen die Sowjetunion angriffen, lebten noch etwa 70.000 Juden im Land. Über 23.000 waren – wie Zehntausende andere Letten – kurz zuvor vom sowjetischen Geheimdienst NKWD nach Sibirien verschleppt worden oder hatten in das Landesinnere fliehen können. Der kämpfenden Wehrmacht folgte die SS-Einsatzgruppe A, die unter aktiver Beihilfe von Angehörigen des lettischen »Selbstschutzes« zwischen Juli und Anfang Dezember 1941 etwa 30.000 Juden erschoss. Die Ortskommandanturen der Wehrmacht richteten noch im Spätsommer 1941 zwei Ghettos ein: in der Hauptstadt Riga mit 30.000 und in Dünaburg (Daugavpils) mit 14.000 jüdischen Häftlingen. In zwei großen Massenerschießungen Ende 1941 im Wald von Rumbula bei Riga ermordeten deutsche und lettische Sondereinheiten 25.500 Juden aus dem dortigen Ghetto. Das leergeräumte »Große Ghetto« in Riga war ab Dezember 1941 Ziel von Deportationszügen mit 25.000 deutschen, österreichischen und tschechischen Juden. Anfang 1942 fanden erneut Massenerschießungen im Wald von Bikernieki bei Riga statt, denen Tausende Juden zum Opfer fielen. Bis Kriegsende kamen 95 Prozent der jüdischen Vorkriegsbevölkerung Lettlands und etwa 120.000 nichtjüdische Zivilisten gewaltsam zu Tode. Mit der Rückeroberung Lettlands durch die Rote Armee 1944 wurde das Gebiet erneut Teilrepublik der Sowjetunion. Es entstanden zahlreiche Denkmäler zur Erinnerung an den »Sieg« im »Großen Vaterländischen Krieg«. Erst 1990/91 erkämpfte Lettland seine staatliche Unabhängigkeit von Moskau auch gegen sowjetische Panzer. Anschließend wurden viele sowjetische Monumente abgebaut, die jahrzehntelange Besatzung und der Widerstand rückten ins Zentrum der nationalen Erinnerung. Die Annexion Lettlands durch die Sowjetunion 1940/41 sowie 1944 bis 1990 und die deutsche Besetzung wurden gleichgesetzt; wie in Litauen und Estland Okkupationsmuseen eingerichtet, deren inhaltlicher Schwerpunkt die Jahre des sowjetischen Terrors ist. Während des Krieges hatten um die 160.000 Letten – freiwillig oder gezwungen – in der Lettischen Legion der Waffen-SS gedient und waren bei Massenerschießungen, Brandschatzungen und der Bewachung von Lagern, aber auch im Krieg und gegen Partisanen eingesetzt. Zu sowjetischen Zeiten ausgegrenzt und verfolgt, wurden die früheren »Legionäre« nach 1990/91 von vielen als Freiheitskämpfer gegen die kommunistische Fremdherrschaft angesehen und geehrt. Gegen diese einseitige Sichtweise regte sich Protest im Ausland. Ende 1998 wurde eine internationale Historikerkommission zum Thema »Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der zwei Okkupationen 1940–1956« beim Präsidenten der Republik eingerichtet. Stätten des Gedenkens an den Holocaust gibt es vor allem auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Salaspils seit 1967 und seit 2001 in Bikernieki. Im Wald von Rumbula stellten jüdische Dissidenten bereits 1962 einen Davidstern zur Erinnerung auf. Das Gedenkzeichen wurde von den sowjetischen Behörden beseitigt und durch ein Ehrenmal für die »Opfer des Faschismus« ersetzt. Im November 2002 konnte ein neues Denkmal eingeweiht werden. In der Hauptstadt Riga gründeten Holocaustüberlebende 1989 ein jüdisches Museum. 2005/06 entstand auf den Fundamenten der ehemaligen Choralsynagoge in Riga eine Gedenkstätte zur Erinnerung an alle Opfer des Holocaust und an alle Juden, die auf lettischem Boden ermordet wurden. Seit 2010 gibt es ein Museum des Rigaer Ghettos.

Erinnerung

Das Okkupationsmuseum in Riga wurde 1993 im Gebäude des früheren »Museums der Lettischen Schützen« eingerichtet. Das Gebäude befindet sich mitten in der historischen Altstadt. Durch seine aus der Breschnew-Zeit stammende Architektur erinnert es unweigerlich an die sowjetische Ära. Die Ausstellung befindet sich zu einem großen Teil in einem kastenförmigen Überbau, der sich über dem Eingang zum Museum befindet. Um die Ausstellungsfläche zu vergrößern, ist ein Erweiterungsbau geplant.
Das Okkupationsmuseum konzentriert sich auf die Geschichte Lettlands und das Schicksal des lettischen Volkes während der 51 Jahre langen Periode unter sowjetischer und deutscher Besatzung. Den Auftakt bildet der Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939, der das Schicksal Lettlands besiegelte. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt allerdings auf der Zeit der zweiten sowjetischen Besatzung ab 1944. Die Museumsbetreiber haben sich zum Ziel gesetzt, nach Jahrzehnten der bewussten Verfälschung der neueren Geschichte des Landes den Besuchern Einblick in lange tabuisierten Aspekte der lettischen Geschichte zu geben.
Außer durch Zuwendungen des lettischen Staates wird das Okkupationsmuseum mit Spenden von Privatpersonen aus dem Ausland, von lettischen Organisationen und von der Stiftung Okkupationsmuseumsfonds (OMF) finanziert.

Angebote

Führungen auf lettisch, deutsch und englisch, Wanderausstellungen

Öffnungszeiten

Oktober bis April dienstags bis sonntags 11.00 bis 17.00 montags geschlossen, Mai bis September täglich 11.00 bis 18.00

Kontakt

http://www.occupationmuseum.lv

omf@latnet.lv

+371 (0) 672 127 15

Strēlnieku laukums 1
LV-1050 Rīga