Gedenkstätte Salaspils

Salaspils memoriāls


Salaspils (deutsch auch: Kirchholm) befindet sich knapp zwanzig Kilometer von der lettischen Hauptstadt Riga entfernt. Das sogenannte »Arbeitserziehungslager« und »erweiterte Polizeigefängnis« Salaspils errichteten aus dem Deutschen Reich deportierte jüdische Männer im Winter 1941/42 unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Im baltischen Raum galt Salaspils von 1942 bis 1944 als das größte Lager für lettische Zivilgefangene, aber auch für politische Gefangene aus mehreren Ländern.

Geschichte

Die SS setzte im Winter 1941/42 ungefähr 1.000 jüdische Männer aus dem Konzentrationslager Jungfernhof und dem Ghetto Riga zum Aufbau des Polizeihaftlagers Salaspils ein. Bei den Männern handelte es sich um deportierte Juden aus dem Deutschen Reich. Sie hatten die Aufgabe, in Salaspils Baracken und Wachtürme zu errichten sowie die Umzäunung des Lagers fertig zu stellen. Eine große Anzahl der jüdischen Zwangsarbeiter starb aufgrund der extremen Arbeits- und Lebensbedingungen. Bei eisigen Temperaturen mussten die Gefangenen schwerste Arbeiten verrichten. Für sie gab es anfangs keine Unterkünfte und kaum Essensvorräte. Die SS-Bewacher gingen äußerst brutal vor und bestraften die jüdischen Zwangsarbeiter bei kleinsten »Vergehen«. Aufgrund der hohen Todesrate unter den Gefangenen rekrutierte die SS bis zur Fertigstellung des Lagers weitere 500 bis 800 Juden aus dem Rigaer Ghetto zum Arbeitseinsatz.
Das entstehende Lager unterstand dem Kommandeur der Sicherheitspolizei. Ab Sommer 1942 diente es ungefähr ein Jahr lang als Polizeihaftlager und Arbeitserziehungslager für Letten, Russen, Roma und andere Personen, die auf ihre Verurteilung in Riga warteten. Darüber hinaus diente Salaspils ab 1943 als Durchgangslager für Zwangsarbeiter, aber auch für etwa 2.300 verhaftete »partisanenverdächtige« Personen, darunter viele Frauen und Kinder. Sie stammten vor allem aus dem Gebiet Lettgallen und aus Weißrussland. Viele der Lagerinsassen setzte die SS in Salaspils und Umgebung zur Zwangsarbeit ein, unter anderem in einem Steinbruch und in einer Zementfabrik. Bis Sommer 1944 bestand Salaspils. Die zu diesem Zeitpunkt im Lager befindlichen Häftlinge verbrachte die SS in das Konzentrationslager Stutthof.

Opfergruppen

In Salaspils kamen schätzungsweise 1.000 Juden aus dem Deutschen Reich beim Bau des Lagers ums Leben.
Die genaue Zahl der ab Sommer 1942 im sogenannten Polizeihaftlager Ermordeten ist nicht genau bekannt. Es wird von 2.000 bis 3.000 weiteren Opfern ausgegangen.
Unklar ist auch die tatsächliche Anzahl der Personen, die das Lager Salaspils durchliefen. Neueste Quellen gehen von bis zu 12.000 Gefangenen aus.

Erfahre mehr über Lettland

1940 wurde das seit 1918 unabhängige Lettland gemäß einem deutsch-sowjetischen Vertrag – dem so genannten Hitler-Stalin-Pakt – von der Roten Armee besetzt. Am 22. Juni 1941, als deutsche Truppen die Sowjetunion angriffen, lebten noch etwa 70.000 Juden im Land. Über 23.000 waren – wie Zehntausende andere Letten – kurz zuvor vom sowjetischen Geheimdienst NKWD nach Sibirien verschleppt worden oder hatten in das Landesinnere fliehen können. Der kämpfenden Wehrmacht folgte die SS-Einsatzgruppe A, die unter aktiver Beihilfe von Angehörigen des lettischen »Selbstschutzes« zwischen Juli und Anfang Dezember 1941 etwa 30.000 Juden erschoss. Die Ortskommandanturen der Wehrmacht richteten noch im Spätsommer 1941 zwei Ghettos ein: in der Hauptstadt Riga mit 30.000 und in Dünaburg (Daugavpils) mit 14.000 jüdischen Häftlingen. In zwei großen Massenerschießungen Ende 1941 im Wald von Rumbula bei Riga ermordeten deutsche und lettische Sondereinheiten 25.500 Juden aus dem dortigen Ghetto. Das leergeräumte »Große Ghetto« in Riga war ab Dezember 1941 Ziel von Deportationszügen mit 25.000 deutschen, österreichischen und tschechischen Juden. Anfang 1942 fanden erneut Massenerschießungen im Wald von Bikernieki bei Riga statt, denen Tausende Juden zum Opfer fielen. Bis Kriegsende kamen 95 Prozent der jüdischen Vorkriegsbevölkerung Lettlands und etwa 120.000 nichtjüdische Zivilisten gewaltsam zu Tode. Mit der Rückeroberung Lettlands durch die Rote Armee 1944 wurde das Gebiet erneut Teilrepublik der Sowjetunion. Es entstanden zahlreiche Denkmäler zur Erinnerung an den »Sieg« im »Großen Vaterländischen Krieg«. Erst 1990/91 erkämpfte Lettland seine staatliche Unabhängigkeit von Moskau auch gegen sowjetische Panzer. Anschließend wurden viele sowjetische Monumente abgebaut, die jahrzehntelange Besatzung und der Widerstand rückten ins Zentrum der nationalen Erinnerung. Die Annexion Lettlands durch die Sowjetunion 1940/41 sowie 1944 bis 1990 und die deutsche Besetzung wurden gleichgesetzt; wie in Litauen und Estland Okkupationsmuseen eingerichtet, deren inhaltlicher Schwerpunkt die Jahre des sowjetischen Terrors ist. Während des Krieges hatten um die 160.000 Letten – freiwillig oder gezwungen – in der Lettischen Legion der Waffen-SS gedient und waren bei Massenerschießungen, Brandschatzungen und der Bewachung von Lagern, aber auch im Krieg und gegen Partisanen eingesetzt. Zu sowjetischen Zeiten ausgegrenzt und verfolgt, wurden die früheren »Legionäre« nach 1990/91 von vielen als Freiheitskämpfer gegen die kommunistische Fremdherrschaft angesehen und geehrt. Gegen diese einseitige Sichtweise regte sich Protest im Ausland. Ende 1998 wurde eine internationale Historikerkommission zum Thema »Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der zwei Okkupationen 1940–1956« beim Präsidenten der Republik eingerichtet. Stätten des Gedenkens an den Holocaust gibt es vor allem auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Salaspils seit 1967 und seit 2001 in Bikernieki. Im Wald von Rumbula stellten jüdische Dissidenten bereits 1962 einen Davidstern zur Erinnerung auf. Das Gedenkzeichen wurde von den sowjetischen Behörden beseitigt und durch ein Ehrenmal für die »Opfer des Faschismus« ersetzt. Im November 2002 konnte ein neues Denkmal eingeweiht werden. In der Hauptstadt Riga gründeten Holocaustüberlebende 1989 ein jüdisches Museum. 2005/06 entstand auf den Fundamenten der ehemaligen Choralsynagoge in Riga eine Gedenkstätte zur Erinnerung an alle Opfer des Holocaust und an alle Juden, die auf lettischem Boden ermordet wurden. Seit 2010 gibt es ein Museum des Rigaer Ghettos.

Erinnerung

Das Denkmal stammt aus der sowjetischen Zeit Lettlands. Es wurde 1967 errichtet. Auf dem ehemaligen Appellplatz des Lagers stehen weithin sichtbar sieben überlebensgroße Skulpturen, die das Leid, die Zähheit und den Erfolg des Antifaschismus im Kampf gegen das NS-Regime verkörpern sollen.

Angebote

Dauerausstellung, Führungen (Lettisch, Russisch, Englisch)

Öffnungszeiten

Das ehemalige Lagergelände ist jederzeit zugänglich.

Ausstellung:

November bis März täglich 10.00 bis 15.00

April bis Oktober täglich 10.00 bis 17.00

Kontakt

https://salaspilsmemorials.lv/

salaspils.memorials@gmail.com

+371 (0)67216367

Rīgas raj.
2121 Salaspils