Gedenkpark Vraca

Spomen-Park Vraca


Seit den 1980er Jahren erinnert der »Gedenkpark Vraca« an die Opfer des Zweiten Weltkriegs aus Sarajewo.

Geschichte

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Sarajewo, so wie das gesamte heutige Bosnien-Herzegowina, zu Österreich-Ungarn. An strategisch wichtigen Punkten ließ die österreich-ungarische Verwaltung Befestigungsanlagen errichten, so auch auf dem Berg Trebević im Süden Sarajewos. Die hier 1898 erbaute Festung heißt wie der angrenzende Stadtteil Vraca. Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im April 1941 wurde das nach dem Ersten Weltkrieg gegründete Jugoslawien zerschlagen. Bosnien-Herzegowina wurde dem Unabhängigen Staat Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska, Abkürzung: NDH) angegliedert, einem von der faschistischen Ustascha-Bewegung regierten, eng mit dem Deutschen Reich verbündeten Staat. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Festungsanlage Vraca als Gefängnis und als Hinrichtungsstätte genutzt: Anhänger der Ustascha ermordeten hier tausende Menschen, vor allem Serben, Moslems, Juden, Kommunisten und Partisanen. Viele der Ermordeten wurden in der Nähe der Festung bestattet.

Opfergruppen

An einer Tafel im Vraca Gedenkpark sind mehr als 11.000 Namen von Opfern aus Sarajewo festgehalten. Tausende wurden von Angehörigen der Ustascha hingerichtet. Unter den verzeichneten Namen sind auch die von über 7.000 Juden, die in Lagern der Ustascha ums Leben kamen. Viele Bürger Sarajewos starben bei Luftangriffen der Wehrmacht 1941. In Vraca sind ebenfalls die Namen von über 2.000 Partisanen aus der Stadt verzeichnet.

Erfahre mehr über Bosnien und Herzegowina

In nur wenigen Gebieten Europas sind die Narben des 20. Jahrhunderts so deutlich sichtbar wie im südosteuropäischen Bosnien-Herzegowina. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Land Bestandteil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, das 1929 von König Alexander I. (1888–1934) in eine – meist von serbischen Offizieren gestützte – Diktatur umgewandelt wurde und den Namen Jugoslawien erhielt. Im April 1941 wurde der jugoslawische Staat von deutschen Truppen und ihren italienischen, ungarischen und bulgarischen Verbündeten besetzt und in einzelne annektierte, besetzte und scheinsouveräne Gebiete zerschlagen. Bosnien-Herzegowina gehörte von 1941 bis 1944 zum »Unabhängigen Staat Kroatien«, einem vom Deutschen Reich abhängigen Staat unter dem Terrorregime der Ustascha mit ihrem »Poglavnik« (Führer) Ante Pavelić (1889–1959). Die Ustascha war eine nationalistische Aufstandsbewegung, die den von Serben dominierten jugoslawischen Staat seit 1929 vom Ausland aus bekämpft hatte. Ihre Vernichtungspolitik richtete sich nach 1941 insbesondere gegen die große serbische Minderheit in Kroatien, die vertrieben, interniert und ermordet wurde, und gegen Juden, Roma sowie religiöse und weltanschauliche Systemgegner. Es wird geschätzt, dass fast 12.000 der etwa 14.000 bosnischen Juden einen gewaltsamen Tod fanden. Hinzu kamen heftige Auseinandersetzungen der Ustascha mit verschiedenen Widerstandsbewegungen, die jedoch auch gegeneinander kämpften – mit hohen Opferzahlen auf allen Seiten. Diese ethnischen Konflikte durften nach Kriegsende 1944/45 und während der kommunistischen Diktatur unter dem früheren Partisanenführer Marschall Josip Broz Tito (1892–1980) nicht öffentlich benannt werden. Nach dem Zerfall Jugoslawiens 1991/92 waren sie allerdings auch Ursache für die bis dahin schlimmsten kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa seit 1945. Der heutige föderale Staat Bosnien-Herzegowina gliedert sich in zwei Teile: die kurz vor dem Bosnienkrieg (1992–1995) errichtete Republik Srpska und die Bosnisch-Kroatische Föderation. Im Juli 1995 ermordeten Angehörige der Armee der Republik Srpska, der Polizei und serbischer Kampfgruppen an mehreren Tagen in der Gegend von Srebrenica bis zu 8.000 vor allem bosnische Männer und Jungen. Die Gedenkkultur Bosnien-Herzegowinas war während der Tito-Ära und bis zum Zerfall Jugoslawiens von einer Vielzahl errichteter Widerstandsdenkmäler, Gedenkparks und museal genutzter Synagogen geprägt. Die wichtigsten sind die Synagoge »Il Kal Grandi« in Sarajewo, die Gedenkstätte von Donja Gradina in der Republik Srpska, wo ein Außenlager des größten kroatischen Konzentrationslagers Jasenovac bestand, und der 1981 als zentrale Gedenkstätte Sarajewos für die »Opfer des Zweiten Weltkriegs und die zu Tode gekommenen Partisanen« errichtete Gedenkpark von Vraca. Alle Einrichtungen wurden insbesondere während des Bosnienkrieges beschädigt, zerstört oder geplündert bzw. zeitweise geschlossen und erstanden erst langsam wieder. Die Ereignisse dieses Krieges überschatten das Gedenken an die Opfer während der Jahre 1941 bis 1944/45.

Erinnerung

1981 wurde das ehemalige Festungsgelände in einen Gedenkpark umgewandelt. Dort befinden sich mehrere Denkmäler wie Wände mit Namen der Opfer, verschiedene Skulpturen und im Zentrum der Anlage ein Brunnen. Nach dem Bosnienkrieg (1992-1995) zerstörten serbische Truppen das Gelände auf ihrem Rückzug. Die Stadt Sarajewo begann mit der Restaurierung der Festung und des Gedenkparks 2001, die jedoch wegen fehlender Finanzierung noch nicht abgeschlossen werden konnte. 2005 wurde der Gedenkpark zum Nationaldenkmal erklärt.

Öffnungszeiten

Die Gedenkstätte ist jederzeit zugänglich.

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