Friedhof Stalag III C

Cmentarz i teren obozu Stalag IIIc


In der Nähe der kleinen Stadt Küstrin (polnisch: Kostrzyn nad Odrą) erinnert auf dem Kriegsgefangenenfriedhof Alt-Drewitz (polnisch: Kostrzyn-Drzewice) ein Denkmal an die Opfer des dortigen Kriegsgefangenenlagers Stalag III C. Zwischen 1939 und 1945 kamen tausende Kriegsgefangene durch Zwangsarbeit und unmenschliche Lebensbedingungen ums Leben.

Geschichte

Die kleine Stadt Küstrin liegt im Oderbruch, weniger als hundert Kilometer östlich von Berlin, auf der rechten Seite der Oder. 1939 wurde in der Nähe von Küstrin, in Alt-Drewitz, ein Kriegsgefangenenlager errichtet, das Stalag III C. Es wird geschätzt, dass sich bis zu 70.000 Häftlinge in diesem Lager aufhielten. Die Kriegsgefangenen, Polen, Franzosen, ab 1941 auch sowjetische Gefangene und ab 1943 italienische Militärinternierte mussten in der Umgebung von Küstrin Zwangsarbeit leisten. Über das Lager und die internierten Kriegsgefangenen ist nicht viel bekannt. Das Lager wurde im Januar 1945 von der Roten Armee befreit.

Opfergruppen

Schätzungen zufolge kamen im Stalag III C etwa 12.000 Kriegsgefangene ums Leben. Sie fielen den unmenschlichen Bedingungen im Lager, Zwangsarbeit und Misshandlungen zum Opfer. Die größten Gruppen im Lager waren Franzosen und sowjetische Kriegsgefangene, sie hatten auch die meisten Toten zu beklagen. Im Stalag III C waren ab 1941 allein über 19.000 Rotarmisten interniert. Ab 1943 kamen mehr als 14.000 italienische Militärinternierte hinzu.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs gehört die Stadt zu Polen und heißt Kostrzyn nad Odrą. Sie liegt unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze. Die einstige Altstadt, an einer Insel an der Oder gelegen, wurde im Krieg zerstört. Bis 1991 war die Insel militärisches Sperrgebiet, in dieser Zeit wurden die Überreste der Altstadt dem Erdboden gleichgemacht. Heute ist die Ruinenlandschaft für Besucher geöffnet; die ehemalige Festung Küstrin wird teilweise restauriert.
Der Kriegsgefangenenfriedhof Alt-Drewitz wurde 1962 angelegt. Auf ihm wurde ein Denkmal für die verstorbenen Kriegsgefangenen errichtet: Auf einem Relief sind drei Büsten von Männern zu sehen, die symbolisch für die Kriegsgefangenen stehen. Auf der Gedenktafel am Denkmal steht: »Friedhof der Kriegsgefangenen aus den Jahren 1939-1945 Stalag III C in Alt Drewitz. Hier wurden von Hitlerfaschisten etwa 7.000 alliierte Kriegsgefangene ermordet, Ehre sei ihnen.« Eine weitere Gedenktafel stifteten französische Veteranen 1966. 1989 wurde das Denkmal um ein Kreuz aus Metall ergänzt. Eine kleine Ausstellung über das Lager befindet sich im Gimnazjum Nr. 2 an der Straße ul. Mikołaja Reja Nr. 32.

Kontakt

http://www.tourist-info-kostrzyn.de

stalagIIIc@kostrzyn.travel