Denkmal für die ermordeten Juden von Subotica

Spomenik holokaustu ispred sinagogi u Subotici / Szabadkai holokauszt-emlékművek és a zsinagóga


In Subotica (ungarisch: Szabadka, deutsch bis 1918: Maria-Theresiopel) erinnern mehrere Denkmäler an die deportierten und ermordeten Juden aus Subotica und der Region Batschka (serbisch: Bačka).

Geschichte

Subotica ist nach Neusatz (serbisch: Novi Sad, ungarisch: Újvidék) die zweitgrößte Stadt der autonomen Provinz Wojwodina. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte die Stadt unter dem Namen Maria-Theresiopel zu Österreich-Ungarn, danach zu Jugoslawien.
Die ersten Juden in Subotica ließen sich Mitte des 18. Jahrhunderts nieder. Bis 1830 stieg die Zahl der jüdischen Einwohner auf 464. 1848-49 nahmen viele Juden aus Subotica am ungarischen Freiheitskampf gegen Habsburg teil. 1902 wurde die prunkvolle, im Jugendstil erbaute Synagoge eingeweiht, die mit ihren ungarischen Stilelementen auch als Symbol für die starke Identifizierung vieler Juden mit Ungarn galt.
Im April 1941 griffen die Achsenmächte Jugoslawien an. Zu dieser Zeit lebten 3.549 Israeliten und 360 zum Christentum konvertierte Einwohner mit jüdischen Wurzeln in der Stadt. Die Batschka wurde erneut Teil von Ungarn, womit die antijüdischen Gesetze Ungarns sofort auch für die Juden von Subotica galten. Viele jüdische Männer wurden zur Zwangsarbeit bei der ungarischen Armee einberufen, die für manche von ihnen mit dem Tod endete.
Im März 1944 wurde Ungarn durch die deutsche Wehrmacht besetzt. In den folgenden Monaten wurde beinahe die gesamte jüdische Bevölkerung Ungarns mithilfe der ungarischen Behörden deportiert. In Subotica wurde bereits am 27. April ein Ghetto für die Juden eingerichtet, das am 10. Mai endgültig abgesperrt wurde. Anfangs versuchten christliche Bewohner der Stadt, die Menschen im Ghetto mit Lebensmitteln zu versorgen, was bald unterbunden wurde. Anfang Mai wurden alle zuvor internierten Juden aus der Region Batchka ins Ghetto Subotica oder nach Baja verschleppt. Nachdem am 7. Juni 1944 etwa 500 Männer zur Zwangsarbeit geschickt wurden, sank die Zahl der Gefangenen im Ghetto auf 2.234 Personen. Am 20. Juni wurden alle Juden aus dem Ghetto Subotica nach Almasch (ungarisch: Bácsalmás), und am 26. Juni von dort in deutsche Arbeits- und Vernichtungslager verschleppt.

Opfergruppen

Aus der gesamten Region Batschka deportierten deutsche und ungarische Behörden bis zu 4.000 Juden. Von den etwa 3.500 Juden von Subotica wurden etwa 2.000 im Holocaust ermordet.

Erfahre mehr über Serbien

Nach dem Ersten Weltkrieg ging das Königreich Serbien im gemeinsamen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen auf, das 1929 von Alexander I. (1888–1934) aus der serbischen Königsfamilie Karađorđević in eine – meist von serbischen Offizieren gestützte – Diktatur umgewandelt wurde und den Namen Jugoslawien erhielt. Im April 1941 wurde dieser Staat von deutschen Truppen und ihren italienischen, ungarischen und bulgarischen Verbündeten erobert und in einzelne annektierte, besetzte und scheinsouveräne Gebiete zerschlagen. Die serbische Batschka fiel an Ungarn und Südserbien an Bulgarien, während die übrigen serbischen Landesteile unter deutsche Besatzung gerieten. Der Widerstand wurde von der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (Partisanen) und von königstreuen serbischen Milizen (Tschetniks) unter General Dragoljub Mihailović (1893–1946) getragen; beide Gruppen bekämpften sich auch gegenseitig. Ab Herbst 1941 weitete die deutsche Militärverwaltung ihren Kampf gegen den Untergrund zu einem regelrechten Krieg gegen die Zivilbevölkerung aus. Für jeden getöteten deutschen Soldaten sollten hundert, für jeden verwundeten fünfzig Serben ermordet werden. Binnen weniger Wochen erschossen Angehörige der Wehrmacht als »Vergeltung« nahezu alle jüdischen Männer und Tausende männliche Roma. Auch der kommunistische Widerstand in Serbien wurde zerschlagen oder vertrieben, so dass sich fortan die Tschetniks allein gegen die Fremdherrschaft zur Wehr setzten. Im Oktober 1944 marschierten die Rote Armee und in deren Windschatten Einheiten der »Volksbefreiungsarmee« unter Führung von Marschall Josip Broz Tito (1892–1980) in Serbien ein. Das Gebiet wurde eine von sechs Teilrepubliken im neuen Bundesstaat Jugoslawien. Tito wurde kommunistischer Staatschef und ließ Zehntausende früherer Gegner und Zivilisten – darunter Tschetniks – verfolgen und ermorden. Die staatliche Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg wurde vom Partisanenkampf geprägt; überall entstanden entsprechende Denkmäler, ebenso an Orten von Massenerschießungen von Zivilisten wie Kragujevac. Zugleich nutzte Tito dieses Gedenken, um Gegensätze zwischen den einzelnen Völkern Jugoslawiens, zwischen verschiedenen Formen des Widerstands, des Terrors und der Kollaboration zu überdecken. Die Erinnerung an die Opfer des Holocaust und des Massenmordes an Roma weist immer noch Lücken auf. Nach dem Tod Titos, besonders von 1989 bis 2000 unter Präsident Slobodan Milošević (1941–2006), wandte sich die Erinnerung in Serbien vom »Kroaten« Tito ab; ihm und seinen kommunistischen Partisanen gewidmete Denkmäler wurden abgeräumt, Straßen umbenannt. Statt dessen erlebten die seit 1944/45 geächteten königstreuen Tschetniks und ihr Anführer Mihailović eine starke Aufwertung. Noch während der Auflösung Jugoslawiens begann die serbisch dominierte Jugoslawische Volksarmee im Sommer 1991 einen Krieg gegen Kroatien, der bis Ende 1995 andauerte. Dabei wurde auch die dortige Gedenkstätte Jasenovac durch serbische Einheiten besetzt und stark beschädigt, das Museum geplündert. Im Januar 2009 fand das erste von Serben organisierte Seminar zur Geschichte des Holocaust statt. Diese Veranstaltung stand im Zusammenhang mit einer Feier, bei der Christen und Juden des Massakers an mindestens 3.775 Juden, Roma und Serben Ende Januar 1942 durch ungarische Einheiten in Neusatz (Novi Sad) gedachten. Der wichtigste authentische Ort des Holocaust in Serbien ist das ehemalige Messegelände Sajmište in Belgrad, wo 1942 bis zu 7.500 Juden mit Motorabgasen ermordet worden waren und später das »Anhaltelager Semlin« stand. 2020 beschloss das serbische Parlament, auf dem verfallenden Gelände eine angemessene Gedenkstätte einzurichten.

Erinnerung

Nach 1945 gehörte Subotica wieder zu Jugoslawien, und seit dessen Zerfall zu Serbien. Die etwa 100.000 Einwohner zählende Stadt direkt an der Grenze zu Ungarn ist bis heute multiethnisch: Ungarn und Serben stellen jeweils etwa ein Drittel der Bevölkerung, außer ihnen leben noch Kroaten, Bunjewatzen und Roma. Die jüdische Gemeinde hat etwa 250 Mitglieder.
1948 wurde ein erstes Denkmal an die Opfer des Holocaust auf dem jüdischen Friedhof der Stadt eingeweiht.
1994, fünfzig Jahre nach den Deportationen, wurde in Erinnerung an die schätzungsweise 4.000 im Ghetto gefangenen und deportierten Juden ein Gedenkstein in der Pal-Pap-Straße aufgestellt.
Ebenfalls 1994 wurde im Hof der Synagoge ein Denkmal in Form eines Grabmals für die 4.000 Juden errichtet, die aus Subotica beziehungsweise der Region Batschka deportiert wurden. 2015 fand eine Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Deportation der Juden aus Subotica statt, an der unter anderem Repräsentanten von jüdischen Gemeinden, der Stadt Subotica und der Republik Serbien teilnahmen.
Zwischen 2014 und 2018 wurde die prunkvolle und international bekannte Synagoge komplett restauriert, nachdem das Gebäude jahrzehntelang stark einsturzgefährdet war. Für die nötigen Mittel kamen jüdische Organisationen, die Europäische Union, die Republik Serbien und Ungarn auf. Die Synagoge wurde im März 2018 im Rahmen einer großen Feier vom serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić und dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán gemeinsam der Öffentlichkeit übergeben.
Heute gibt es keinen eigenen Rabbiner in Subotica, dennoch ist die jüdische Gemeinde sehr lebendig und multiethnisch, der Austausch mit anderen jüdischen Gemeinden in der Grenzregion sehr intensiv.

Öffnungszeiten

Öffnungszeiten der Synagoge:
Dienstags bis Freitags 10.00 bis 18.00
Samstags und Sonntags 10.00 bis 14.00

Kontakt

http://www.szabadkaizsinagoga.rs/

info@szabadkaizsinagoga.rs

+381 (0)65 2 788 416