Denkmal für die ermordeten Juden von Kramatorsk

Меморіал жертвам фашизму у Краматорську


Am Fuße eines Kreidebergs nahe der Stadtgrenze der Industriestadt Kramatorsk erinnert seit 1968 ein Denkmal an die Einwohner der Stadt und Umgebung, die während der deutschen Besatzung ermordet wurden. Viele von ihnen waren Juden.

Geschichte

Die Stadt Kramatorsk, im nördlichen Teil des sogenannten Donezkbeckens gelegen, entstand 1868 mit der Gründung einer gleichnamigen Eisenbahnstation. Die Stadt entwickelte sich zu einem bedeutenden Industriezentrum. Um die Jahrhundertwende zogen auch viele Juden nach Kramatorsk.
1939 lebten in der Stadt 1.849 Juden bei insgesamt 94.114 Einwohnern. Die deutsche Wehrmacht besetzte die Stadt Ende Oktober 1941. Zuvor konnte die Mehrheit der jüdischen Einwohner ins Innere der Sowjetunion fliehen, es blieben nur noch wenige hundert Juden in der Stadt.
Am 1. November 1941 brachten die deutschen Besatzungsbehörden 150 sowjetische Kriegsgefangene in ein neuerrichtetes Lager nordwestlich der Stadt. In den darauffolgenden Monaten brachten sie Juden, Kriegsgefangene und weitere Einwohner, die sie der Kollaboration mit den Sowjets verdächtigten, in das Lager. Im Rahmen einer »Groß-Aktion« am 25. und 26. Januar 1942 erschoss das Sondereinsatzkommando 4b 139 Juden zusammen mit weiteren Gefangenen im nahegelegenen Tonabbaugebiet am Kreideberg. Weitere Opfer wurden an einer Schlucht Nahe der Siedlung Krasnogorka (heute Jasnohirka) erschossen.
Am 5. Februar 1943 wurde die Stadt von der Roten Armee befreit, jedoch wenige Wochen später erneut von der Wehrmacht besetzt. Erst im September 1943 brachte die Rote Armee die Stadt endgültig unter ihre Kontrolle.

Opfergruppen

An der Grube am Kreideberg wurden bis zu 3.500 Menschen erschossen, darunter viele Juden. Die genaue Anzahl der jüdischen Opfer lässt sich nicht mehr ermitteln, die sowjetische Untersuchungskommission gab ihre Zahl mit 2.000 an. Eine weitere Erschießungsstätte befand sich in der fünf Kilometer weiter entfernten Siedlung Krasnogorka.

Erfahre mehr über Ukraine

Die Ukraine, die zweitgrößte Republik der ehemaligen Sowjetunion, war einer der Hauptschauplätze des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Die Zahl der ukrainischen Todesopfer wird auf fünf bis sechs Millionen Menschen geschätzt, darunter Hunderttausende Juden. Mitte September 1939, nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens entsprechend einem deutsch-sowjetischen Geheimabkommen – dem Hitler-Stalin-Pakt –, kamen die südöstlichen Regionen Polens zur Sowjetukraine. Repressionen gegen die einheimische Bevölkerung gehörten fortan zum Alltag. Im Sommer 1941 traf der deutsche Angriff auf die Sowjetunion zunächst genau diese Gebiete. Schon in den ersten Tagen wurde die jüdische Bevölkerung als angebliche Stütze der Sowjetmacht Ziel blutiger Übergriffe. Sie gingen häufig von national gesinnten Ukrainern aus, die den Vormarsch der Wehrmacht zunächst begrüßten. Bald darauf begannen deutsche SS-Einsatzgruppen und verbündete rumänische Einheiten mit Massenerschießungen von Juden. Die Schlucht von Babij Jar (ukrainisch Babyn Jar) nahe Kiew, wo deutsche Einheiten und ukrainische Miliz an zwei Tagen im September 1941 mehr als 33.700 Juden ermordeten, ist heute ein weltweites Symbol für den Völkermord an den Juden. Auch die nichtjüdische Bevölkerung geriet ins Visier der Verfolger. In der nationalsozialistischen Rassenideologie galten Ukrainer wie alle »Slawen« als »Untermenschen«. Die Besatzer plünderten das Land, verschleppten weit über eine Million Zivilisten zur Zwangsarbeit und verübten öffentliche Geiselmorde. Ab 1943 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die Wehrmacht, sondern auch der Kampf der nationalistischen »Ukrajinska Powstanska Armija« (Ukrainische Aufstandsarmee = UPA) gegen die Sowjets und die polnische Bevölkerung der Westukraine. Weit über 100.000 Polen fanden hierbei den Tod. 1944 wurde die Ukraine wieder sowjetisch und umfasst seitdem auch ehemals ostpolnische Regionen. Die UPA setzte ihren Kampf bis Mitte der 1950er Jahre fort. Die sowjetischen Behörden verschleppten rund 300.000 Ukrainer nach Sibirien, um diesen Widerstand zu brechen. Die Gedenkkultur war an der sowjetischen Symbolsprache ausgerichtet. Es entstanden monumentale Gedenkanlagen zur Feier des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Erst in jüngerer Zeit trat neben die Heldenverehrung auch das Opfergedenken. In der Westukraine hat sich zudem eine Erinnerungskultur an den Kampf der UPA entwickelt, der als Unabhängigkeitskampf interpretiert wird. Eine Aufarbeitung der Kollaboration mit den deutschen Besatzern und des Antisemitismus hat erst um 2000 begonnen. Die Massenerschießungen an Juden wurden, mit wenigen Ausnahmen, bis in die 1980er Jahre übergangen. Erst die Regierung der unabhängigen Ukraine erkannte 1991 Babyn Jar als »Symbol jüdischen Märtyrertums« an. Die Ukraine war auch lange nach der Erlangung der Unabhängigkeit auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Die Dokumentation der sowjetischen Verbrechen – wie die staatlich herbeigeführte Hungerkatastrophe 1932/33 mit Millionen Toten (Holodomor) – hat größere Bedeutung als die Aufklärung über den Holocaust. Dennoch entstanden überall im Land neue Gedenkorte in Erinnerung an die ermordeten Juden, wie etwa die Gedenkstätte Drobizkij Jar in Charkiw oder das Holocaustmuseum in Odessa. An zahlreichen Massengräbern entstanden neue Denkmäler, teils mit Unterstützung aus Deutschland. In Kiew sollte bei der ehemaligen Massenerschießungsstätte Babyn Jar eine große Holocaustgedenkstätte mit weltweiter Ausstrahlung entstehen. Diese Pläne wurden mit dem großangelegten russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 auf Eis gelegt. Welche Auswirkungen der Verteidigungskrieg in Zukunft auf die Holocausterinnerung haben wird, bleibt abzuwarten.

Erinnerung

Nachdem die Rote Armee Kramatorsk befreite, wurden die Leichen der Ermordeten exhumiert und anschließend in einem Massengrab am Kreideberg bestattet. An dieser Stelle steht heute ein Denkmal mit der Inschrift »Den Opfern des Faschismus: 1941–1943«. Es wurde 1968 aufgestellt, ohne Erwähnung der Identität der Opfer.
Heute hat die Stadt etwa 160.000 Einwohner. Die jüdische Gemeinde zählt etwa 2.000 Mitglieder.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

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