Lagerfriedhof Heydekrug

Macikų koncentracijos stovyklos vieta ir kapai


In der Nähe der kleinen litauischen, ehemals ostpreußischen Stadt Heydekrug (litauisch: Šilutė) erinnern mehrere Gedenksteine an die Soldaten verschiedener Nationen, die zwischen 1939 und 1944 im Kriegsgefangenenlager Stalag Luft VI ums Leben kamen.

Geschichte

Die kleine Stadt Heydekrug (litauisch: Šilutė) liegt im Memelland, das bis zum Ende des Ersten Weltkriegs an der Grenze des Deutschen Reichs zu Litauen lag. Juden siedelten sich dort Anfang des 19. Jahrhunderts an. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Memelland unter Kontrolle des Völkerbundes gestellt und 1923 von Litauen besetzt. Das Deutsche Reich beendete die litauische Besatzung im März 1939. Nach dem Angriff auf Polen im September 1939 entstand in der Nähe von Heydekrug das nordöstlichste Kriegsgefangenenlager des Deutschen Reiches, vor allem für polnische Kriegsgefangene. Die Wehrmacht wandelte das Lager ab 1942 in das so genannte »Stalag Luft VI« um, ein Kriegsgefangenenlager für Piloten und Luftwaffensoldaten. 1944 wurde das Lager vor der herannahenden Front nach Westen verlegt. Die meisten der etwa 10.000 Häftlinge im Lager waren Briten, Amerikaner und Kanadier. Über ihr weiteres Schicksal ist nur wenig bekannt.
In der Stadt Heydekrug und Umgebung errichtete die örtliche SS ab Juni 1941 zudem mehrere Arbeitslager für Juden aus dem Ort und dem gesamten Landkreis Heydekrug. Arbeitsunfähige Juden wurden später von SS-Männern erschossen. Auch über diese Lager ist wenig bekannt. Diese »wilden« Arbeitslager wurden 1943 wieder aufgelöst. Die SS deportierte anschließend alle inhaftierten Juden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Opfergruppen

Die meisten Häftlinge des »Stalags« in der Nähe von Heydekrug kamen aus Großbritannien, den USA oder Kanada, sie machten etwa 9.000 Mann aus. Weitere 300 bis 500 Kriegsgefangene in Heydekrug waren Polen. Im Stalag Heydekrug gab es auch Todesopfer, die Zahlen und näheren Umstände sind jedoch nicht bekannt. Auch über die jüdischen Zwangsarbeiter in Heydekrug gibt es kaum Erkenntnisse: Vermutlich mussten mehrere Hundert Juden in den Lagern um Heydekrug Zwangsarbeit leisten.

Erfahre mehr über Litauen

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges erlangte Litauen 1918 seine Unabhängigkeit vom Russischen Reich. Im Juni 1940 wurde das Land gemäß einem deutsch-sowjetischen Vertrag – dem so genannten Hitler-Stalin-Pakt – von der Roten Armee besetzt. Viele katholische Litauer machten pauschal Juden für den Verlust der Eigenstaatlichkeit und den sowjetischen Terror verantwortlich. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 überrollte die Wehrmacht das Land binnen kurzem. Bereits zwei Tage später führten deutsche Einheiten im grenznahen Garsden die erste Massenerschießung von Juden in diesem Feldzug durch. Litauische Nationalisten erschlugen in den ersten Kriegstagen hunderte Juden. Anschließend überfiel das deutsch-litauische »Rollkommando Hamann« Tag für Tag Ortschaften in Litauen und erschoss bis Ende 1941 beinahe sämtliche Juden auf dem Land und in Kleinstädten. Litauische SS-Einheiten und Polizeibataillone waren auch an Mordaktionen insbesondere auf belarussischem Gebiet beteiligt. Die Zahl der bis Sommer 1944 ermordeten litauischen Juden liegt zwischen 140.000 und 150.000 – fast 99 Prozent der jüdischen Bevölkerung des Landes in der Zwischenkriegszeit. Hinzu kommen etwa 70.000 jüdische Opfer aus dem Wilna-Gebiet, das nach der Zerschlagung PolensW im Herbst 1939 an Litauen zurückgegeben worden war. Der Terror richtete sich ab Sommer 1941 auch gegen meist kommunistische Kritiker und andere Minderheiten. Verschleppungen von Zwangsarbeitern in das Deutsche Reich setzten ein. Insgesamt etwa 170.000 nichtjüdische litauische Zivilisten fanden den Tod. Mit der Rückeroberung durch die Rote Armee 1944 wurde das Land erneut Teil der Sowjetunion. Tausende Litauer emigrierten, Tausende andere kämpften noch bis Ende der 1950er Jahre als Partisanen (»Waldbrüder«) gegen die sowjetische Besatzung. Insgesamt verschleppte der sowjetische Geheimdienst NKWD etwa 500.000 Litauer in das Innere der Sowjetunion. Das offizielle Litauen der Sowjetzeit gedachte vor allem der Helden des »Großen Vaterländischen Kriegs« und der prosowjetischen litauischen Patrioten, aber auch der ermordeten »friedliebenden Sowjetbürger und Kommunisten«. An einem der wichtigsten Orte des Massenmordes, dem IX. Fort in Kaunas, wurde 1958 ein Museum eingerichtet und 1984 ein monumentales Denkmalensemble aus Beton eröffnet. Seine Unabhängigkeit von Moskau erkämpfte sich das Land 1990/91 auch gegen russische Panzer mit 14 Toten. Anschließend wurden viele Monumente aus sowjetischer Zeit abgebaut, die jahrzehntelange Besatzung und der Widerstand rückten ins Zentrum der nationalen Erinnerung. Die Annexion Litauens durch die Sowjetunion 1940/41 und 1944 bis 1990 sowie die deutsche Besetzung wurden gleichgesetzt; wie in Lettland und Estland Okkupationsmuseen eingerichtet, deren inhaltlicher Schwerpunkt die Jahre des sowjetischen Terrors ist. Erst in den 1990er Jahren kam es zu einer breiten Diskussion über die litauische Beteiligung am Holocaust und 1998 zur Gründung einer Internationalen Kommission zur Bewertung der Verbrechen während des nationalsozialistischen und des sowjetischen Besatzungsregimes. Mittlerweile ist die litauische Erinnerungskultur immer vielfältiger. Eines der wichtigsten Institutionen ist das Jüdische Museum »Gaon von Wilna«. Am ehemaligen Massenerschießungsort Ponary (Paneriai) soll neben den Denkmälern auch ein Museumsbau entstehen. Bereits seit 2014 gibt es eine neue Dauerausstellung im Fort IX, während das Internetprojekt »Holocaust Atlas of Lithuania« detaillierte Informationen über die Orte der Massenerschießungen im ganzen Land anbietet.

Erinnerung

Ab 1944, nachdem die Rote Armee das Memelland eroberte und das Gebiet anschließend in die Sowjetunion eingegliedert wurde, nutzen die sowjetischen Behörden das Kriegsgefangenenlager weiter: Bis 1947 wurden dort deutsche Kriegsgefangene inhaftiert. Ab 1948 nutzte ebenfalls der sowjetische Geheimdienst NKWD das Gelände unter dem Namen »GULAG 3«, dort inhaftierte der NKWD Regimegegner, vor allem ortsansässige Litauer. Das Lager wurde 1955 aufgelöst und die Geschichte der Lager in Heydekrug geriet in den folgenden Jahren in Vergessenheit. Die vielschichtige Erinnerung an die Lager hätte nicht zur sowjetischen Geschichtspolitik gepasst, die eher den antifaschistischen Widerstand und den Sieg im »Großen Vaterländischen Krieg« in den Mittelpunkt stellte. Seit der Wende und der Unabhängigkeit Litauens in den frühen 1990ern entstand in Heydekrug zumindest für das ehemalige Stalag und das GULAG eine Erinnerungskultur: Der Lagerfriedhof wurde 1995 wieder zugänglich und sichtbar gemacht, seit den 2000er Jahren entstanden mehrere Denkmäler und Gedenksteine, die den verschiedenen Opfergruppen der Kriegsgefangenenlager in Heydekrug gewidmet sind. Er befindet sich unter der Obhut des lokalen Hugo Scheu Museums in Šilutė. Um vorherige Anmeldung wird gebeten.
Die Zwangsarbeitslager für Juden sind hingegen völlig in Vergessenheit geraten.

Öffnungszeiten

Die Gedenksteine sind jederzeit zugänglich. Um vorherige Anmeldung wird gebeten.

Kontakt

https://www.silutesmuziejus.lt/

info@silutesmuziejus.lt

99156 Heydekrug/Šilutė