Gedenktafel Synagoge Stettin

Tablica pamiątkowa w miejscu byłej synagogi


In der bis 1945 deutschen und heute polnischen Großstadt Stettin (polnisch: Szczecin) erinnert eine Gedenktafel an die Synagoge der jüdischen Gemeinde Stettin, die während der Novemberpogrome 1938 durch Nationalsozialisten in Brand gesteckt und zerstört wurde. Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde wurden ab 1940 vertrieben oder später in Vernichtungslagern ermordet.

Geschichte

In der Hauptstadt Pommerns Stettin (polnisch: Szczecin) lebten 1933 etwa 270.000 Menschen, davon etwa 2.300 Juden. Vor 1812 war es Juden untersagt, sich in Stettin niederzulassen, so dass sich eine jüdische Gemeinde erst 1816 bilden konnte. Den Mittelpunkt der Gemeinde bildete die 1875 eingeweihte Neue Synagoge beim Rathausplatz. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann wie im übrigen Reich auch in Stettin die schrittweise Entrechtung und Verfolgung der Juden. Während der Novemberpogrome 1938 verschleppte die Gestapo viele jüdische Männer in das Konzentrationslager Sachsenhausen; diese durften erst nach einigen Wochen nach Stettin zurückkehren. Währenddessen steckten Anhänger der Nationalsozialisten die Stettiner Neue Synagoge in der Nacht vom 9. auf den 10. November in Brand. Erst am folgenden Tag wurde der Brand gelöscht. Das Gebäude war nicht mehr zu retten und die Ruinen mussten abgetragen werden.
Nach dem Pogrom wanderten viele Stettiner Juden aus. Im Februar 1940 ließ die Führung der SS etwa 1.500 Juden aus Pommern und Stettin nach Lublin im besetzten Polen deportieren. Dies war die erste Deportation von Juden aus dem Deutschen Reich. Bis 1942 waren alle Juden aus Stettin ausgewandert oder deportiert worden. Die meisten der aus Stettin deportierten Juden wurden im Vernichtungslager Belzec ermordet.

Opfergruppen

Von der ehemals etwa 2.300 Mitglieder zählenden jüdischen Gemeinde im deutschen Stettin wurden bis zu 1.500 in den Osten deportiert. Die meisten von ihnen wurden in Vernichtungslagern ermordet.

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Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Nach Kriegsende wurde Stettin unter polnische Verwaltung gestellt, wobei noch eine Zeitlang unklar blieb, ob die Stadt endgültig zu Polen gehören würde. In dieser Zeit kamen viele tausend Juden, vor allem polnischer Herkunft, in die Stadt. Die meisten wanderten bald darauf in die USA, nach Westeuropa oder nach Israel aus. Weitere Wellen der Emigration folgten 1956/57 und im Zuge der antisemitischen Politik der kommunistischen Führung der Volksrepublik Polen im Jahr 1968. Heute leben nur noch sehr wenige Juden in Stettin.
Die Überreste der Neuen Synagoge wurden noch 1938 gesprengt, die Trümmer 1940 beseitigt. Seitdem klafft eine Baulücke in der ul. Dworcowa an ihrem ehemaligen Standort. 1999 wurde eine Gedenktafel zur Erinnerung an die einstige jüdische Gemeinde Stettins an einer Mauer am ehemaligen Standort der Synagoge in den Sprachen Polnisch, Deutsch und Englisch angebracht.

Öffnungszeiten

Die Gedenktafel ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

ul. Dworcowa
70-215 Szczecin