• Mémorial de la Shoah
Das Denkmal und Museum »Mémorial de la Shoah« in Paris ist einer der meistbesuchtesten Erinnerungsorte in Frankreich. Es beherbergt mehrere Denkmäler wie die Mauer der Namen und das 1956 fertig gestellte Denkmal für den unbekannten jüdischen Märtyrer sowie das Centre de Documentation Juive Contemporaine (CDJC). Das CDJC wurde bereits 1943 von Mitgliedern jüdischer Gemeinden im Untergrund gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Verfolgung der Juden in Frankreich im Detail zu dokumentieren.
Bild:Paris, August 1941, Festgenommene ausländische Juden im Sammellager, Bundesarchiv, Bild 183-B10920
Paris, August 1941, Festgenommene ausländische Juden im Sammellager, Bundesarchiv, Bild 183-B10920

Bild:Paris, 2009, Davidstern an der Fassade des Gebäudekomplexes, Pierre Mondain-Monval
Paris, 2009, Davidstern an der Fassade des Gebäudekomplexes, Pierre Mondain-Monval
Im Juni 1940 besetzten deutsche Truppen zunächst den Norden Frankreichs mit der Hauptstadt Paris, ab 1942 auch den größten Teil des Südens. In die südöstliche Region des Landes (Grenoble, Nizza) rückten 1942 italienische Truppen ein. In den unter deutscher Kontrolle stehenden Gebieten begann die SS im März 1942 mit der Deportation von Juden in die Vernichtungslager im besetzten Polen. Italien hingegen beteiligte sich zu diesem Zeitpunkt nicht aktiv an der tödlichen Verfolgungspolitik der Nationalsozialisten. Zahlreiche französische Juden flohen daher in die italienische Besatzungszone. Am 28. April 1943 kamen dort, in der Stadt Grenoble, etwa 40 Widerstandskämpfer und Vertreter unterschiedlicher jüdischer Strömungen zusammen. Auf ihrem Treffen in der Privatwohnung des früheren Rabbiners und Industriellen Isaac Schneersohn beschlossen sie, aus dem Untergrund heraus die Mordpolitik der Nationalsozialisten zu dokumentieren und Beweise für eine gerichtliche Ahndung der Verbrechen nach dem Krieg zu sammeln. Zu diesem Zweck gründeten sie das Centre de Documentation Juive Contemporaine (CDJC, deutsch: Zentrum der zeitgenössischen jüdischen Dokumentation). Nach der Befreiung der Stadt Paris von den deutschen Besatzern im Sommer 1944 zog das CDJC in die französische Hauptstadt um.
Bild:Paris, August 1941, Festgenommene ausländische Juden im Sammellager, Bundesarchiv, Bild 183-B10920
Paris, August 1941, Festgenommene ausländische Juden im Sammellager, Bundesarchiv, Bild 183-B10920

Bild:Paris, 2009, Davidstern an der Fassade des Gebäudekomplexes, Pierre Mondain-Monval
Paris, 2009, Davidstern an der Fassade des Gebäudekomplexes, Pierre Mondain-Monval
Die Gedenkstätte »Mémorial de la Shoah« erinnert an die verfolgten und ermordeten Juden Frankreichs. Etwa 76.000 Menschen – etwa ein Fünftel der jüdischen Bevölkerung des Landes – wurden zwischen März 1942 und Sommer 1944 verschleppt und ermordet.
Bild:Paris, Juni 1942, Jüdische Frauen mit Stern, Bundesarchiv, Bild 183-N0619-506
Paris, Juni 1942, Jüdische Frauen mit Stern, Bundesarchiv, Bild 183-N0619-506

Bild:Paris, 2005, Mauer mit den Namen von 76.000 deportierten französischen Juden, Centre de Documentation Juive Contemporaine
Paris, 2005, Mauer mit den Namen von 76.000 deportierten französischen Juden, Centre de Documentation Juive Contemporaine
Forschungsleiter des CDJC wurde nach dem Umzug nach Paris Léon Poliakow, dessen spätere Arbeiten bis heute zu den Grundlagen der Antisemitismusforschung zählen. Isaac Schneersohn setzte sich seit 1950 für den Bau eines Denkmals für die Opfer des Holocaust ein. Das »Mémorial du Martyr Juif Inconnu« (deutsch: Denkmal für den unbekannten jüdischen Märtyrer) wurde 1956 in Paris eingeweiht. Es besteht aus einem Gebäudekubus mit einer hebräischen und einer französischen Inschrift sowie einer Krypta, in der sich ein symbolisches Grab für sechs Millionen ermordete Juden befindet. Gleichzeitig zog das CDJC in das Gebäude bei diesem Denkmal ein. Im Vorhof des Gebäudes, das von den Architekten Alexandre Persitz und Georges Goldberg (Mitarbeit: Louis Arretche) entworfen wurde, befindet sich unter anderem die »Mauer der Namen« mit Angaben zu 76.000 deportierten französischen Juden. Die 2005 mit staatlicher Unterstützung erweiterte Gedenkstätte zeigt eine Dauerausstellung zur Geschichte der Juden in Frankreich und Europa während des Holocaust, bezieht aber auch die Zeit vor und nach dem Verbrechen mit ein. Es stehen ein Auditorium und ein multimediales Lernzentrum bereit. Das CDJC, das seit der Befreiung 1944 zahlreiche Originaldokumente der deutschen Besatzer verwahrt, enthält durch Schenkungen mittlerweile über eine Million Archivstücke und besitzt eine Fotosammlung mit 90.000 Aufnahmen.
Die Einrichtung wird unter anderem von der im Jahr 2000 gegründeten »Fondation pour la mémoire de la Shoah« getragen; diese wiederum beruht auf sichergestellten Werten, die den französischen Juden während der deutschen Besatzung geraubt wurden. Weitere ständige Zuschüsse erhält die Gedenkstätte unter anderem von der Stadt Paris und von französischen Ministerien. Es besteht ein Partnerschaftsvertrag mit den französischen Eisenbahnen SNCF.
Bild:Paris, 2009, Denkmal im Hof mit den Namen von Konzentrationslagern, Pierre Mondain-Monval
Paris, 2009, Denkmal im Hof mit den Namen von Konzentrationslagern, Pierre Mondain-Monval

Bild:Paris, 2009, Denkmal für den unbekannten jüdischen Märtyrer, Pierre Mondain-Monval
Paris, 2009, Denkmal für den unbekannten jüdischen Märtyrer, Pierre Mondain-Monval
Name
Mémorial de la Shoah
Adresse
17, rue Geoffroy l'Asnier
75004 Paris
Telefon
+33 (0)1 427 744 72
Fax
+33 (0)1 530 117 44
Web
http://www.memorialdelashoah.org
E-Mail
contact@memorialdelashoah.org
Öffnungszeiten
Täglich außer Samstag von 10.00 bis 18.00, donnerstags 10.00 bis 22.00. An jüdischen und nationalen Feiertagen geschlossen.
Angebot
Dauer- und Wechselausstellungen zur Verfolgung und zum Widerstand in Frankreich, Programme für Kinder, pädagogische Angebote für Schulklassen, Lehrer und andere Multiplikatoren, Organisation von Auschwitz-Fahrten und Themenführungen zur jüdischen Geschichte von Paris, Archiv, Bibliothek, Buchhandlung