• Denkmal für die Opfer des Ghettos
In der kleinen polnischen Stadt Izbica erinnern mehrere Gedenksteine auf dem jüdischen Friedhof an die etwa 5.000 Juden der Stadt, die von den Deutschen deportiert und ermordet wurden. Für mehr als 12.000 weitere Juden wurde Izbica ab 1940 zum Durchgangsghetto in die Vernichtungslager Sobibor und Belzec.
Bild:Izbica, 1941, Straße im Ghetto von Izbica, Deutsches Historisches Museum, Max Kirnberger
Izbica, 1941, Straße im Ghetto von Izbica, Deutsches Historisches Museum, Max Kirnberger

Bild:Izbica, 2010, Gedenkstein für die ehemalige jüdische Gemeinde und die Opfer des Ghettos, Aung
Izbica, 2010, Gedenkstein für die ehemalige jüdische Gemeinde und die Opfer des Ghettos, Aung
Izbica liegt in Zentralpolen unweit von Lublin. Erstmals wurde der Ort im 15. Jahrhundert erwähnt. Ab dem 18. Jahrhundert siedelten sich dort fast ausschließlich Juden an und Izbica erhielt Stadtrechte. Die Zahl der Einwohner stieg schnell an, Izbica entwickelte sich zu einem typischen Schtetl: Neben anderen religiösen Einrichtungen war die Synagoge der zentrale Ort der überwiegend Jiddisch sprechenden Gemeinde. 1939 hatte Izbica etwa 6.000 Einwohner, über 5.000 von ihnen waren Juden. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs fiel Izbica unter deutsche Besatzung, die gesamte Umgebung Lublins wurde Teil des Generalgouvernements. Wegen des hohen jüdischen Bevölkerungsanteils erklärte die deutsche Verwaltung ganz Izbica zu einem Ghetto. Die Juden mussten im Ghetto Armbinden tragen und Zwangsarbeit leisten. Ab 1940/41 verschleppten die deutschen Besatzungsbehörden Juden aus Lodz (polnisch: Łódź), Glowno (polnisch: Głowno), Kalisch (polnisch: Kalisz) und Lublin nach Izbica. Unter dem Tarnnamen »Aktion Reinhardt« ermordete die SS ab März 1942 fast alle Juden aus dem Generalgouvernement in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka. Um die Opfer zu sammeln, errichteten die SS Durchgangslager. Da Izbica an der Bahnstrecke nach Belzec (polnisch: Bełżec) liegt, wurde der Ort zum Durchgangsghetto für tausende Personen. Juden aus dem Generalgouvernement, aber auch dem Deutschen Reich, Böhmen und der Slowakei wurden ab 1942 nach Izbica transportiert. Im Frühjahr 1942 lebten etwa 12.000 Juden unter schlimmsten Bedingungen im Ghetto Izbica. Zur gleichen Zeit begann die SS mit Massendeportationen nach Belzec. Fast alle ermordete die SS dort.
Bild:Izbica, 1941, Straße im Ghetto von Izbica, Deutsches Historisches Museum, Max Kirnberger
Izbica, 1941, Straße im Ghetto von Izbica, Deutsches Historisches Museum, Max Kirnberger

Bild:Izbica, 2010, Gedenkstein für die ehemalige jüdische Gemeinde und die Opfer des Ghettos, Aung
Izbica, 2010, Gedenkstein für die ehemalige jüdische Gemeinde und die Opfer des Ghettos, Aung
Von den etwa 5.000 jüdischen Mitgliedern der Vorkriegsgemeinde von Izbica überlebten nur 14. Zwischen 12.000 und 15.000 Juden wurden über Izbica in die Vernichtungslager Belzec und Sobibor deportiert und dort ermordet. Hunderte weitere Juden erschossen SS-Männer in Izbica selbst.
Bild:Izbica, 1941, Jüdische Männer mit Armbinde im Ghetto, Deutsches Historisches Museum, Max Kirnberger
Izbica, 1941, Jüdische Männer mit Armbinde im Ghetto, Deutsches Historisches Museum, Max Kirnberger

Bild:Izbica, 2006, Informationstafeln, Bildungswerk Stanislaw Hantz
Izbica, 2006, Informationstafeln, Bildungswerk Stanislaw Hantz
Nur wenige Spuren erinnern an die jüdische Stadt Izbica. Nach dem Krieg wurden auf dem jüdischen Friedhof in Izbica mehrere Gedenksteine errichtet. Dennoch blieb der jüdische Friedhof über Jahrzehnte in einem schlechten Zustand. Erst 2006 ließen die Stiftung zur Erhaltung des kulturellen jüdischen Erbes in Polen (polnisch: Fundacji Ochrony Dziedzictwa Żydowskiego) und die Filmproduktionsfirma Tvschoenfilm das ehemalige Gestapogefängnis in Izbica abreißen: Das Gebäude war 1941 zum Teil aus Grabsteinen vom jüdischen Friedhof errichtet worden. SS-Männer hatten Juden gezwungen, die Grabsteine abzubauen. Die Grabsteine kehrten 2006 zum jüdischen Friedhof von Izbica zurück; ein Teil der Grabsteine wurden an den Mauern eines Grabmals, dem Ohel (hebräisch wörtlich: Zelt), angebracht. Der Abriss des Gestapogebäudes in Izbica sowie die Rückkehr der Grabsteine zum Friedhof wurden von Tvschoenfilm in einem Dokumentarfilm erzählt. Zudem wurde im November 2006 ein Gedenkstein zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde von Izbica eingeweiht.
Bild:Izbica, 2007, Gedenkstein für aus Franken deportierte Juden, Bildungswerk Stanislaw Hantz
Izbica, 2007, Gedenkstein für aus Franken deportierte Juden, Bildungswerk Stanislaw Hantz

Bild:Izbica, 2006, Ohel mit Grabsteinen vom jüdischen Friedhof, Bildungswerk Stanislaw Hantz
Izbica, 2006, Ohel mit Grabsteinen vom jüdischen Friedhof, Bildungswerk Stanislaw Hantz
Name
Pomnik dla ofiar getta
Adresse
Cmentarz żydowski (ul. Fabryczna)
22-475 Izbica
Telefon
+48 (0) 84 6183034
Fax
+48 (0) 84 6183034
E-Mail
ugizbica@mbnet.pl
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.