• Mahnmal für Roma und Sinti - »Zigeunerlager« Lackenbach
In Lackenbach, einem Dorf im Südosten Österreichs nahe der Grenze zu Ungarn, richtete die SS im November 1940 ein »Zigeuner-Anhaltelager« ein. Zeitweise waren bis zu 2.350 Roma und Sinti im Lager zusammengepfercht. Die Mehrzahl von ihnen kam später im Ghetto Lodz oder in den deutschen Vernichtungslagern im besetzten Polen ums Leben.
Am 6. Oktober 1984 konnte auf Initiative des Kulturvereins österreichischer Roma ein Mahnmal für die Opfer des Lagers Lackenbach eingeweiht werden.
Bild:Lackenbach, 1940, Ein Polizist bewacht die Einweisung der Roma in das Lager, Sammlung Andreas J. Schröck
Lackenbach, 1940, Ein Polizist bewacht die Einweisung der Roma in das Lager, Sammlung Andreas J. Schröck

Bild:Lackenbach, 2012, Mahnmal für Roma und Sinti, Wikipedia Commons, Hadinger
Lackenbach, 2012, Mahnmal für Roma und Sinti, Wikipedia Commons, Hadinger
Das »Zigeuner-Anhaltelager« Lackenbach war das größte Sammellager für Sinti und Roma in Österreich zwischen 1940 und 1945. Die SS richtete es im November 1940 auf dem Gelände eines ehemaligen Gutshofs ein. Das Lager und seine Verwaltung unterstanden der Kriminalpolizeileitstelle (Kripo) in Wien. In Lackenbach waren überwiegend Roma aus dem Burgenland inhaftiert, hinzu kamen Sinti aus anderen Teilen Österreichs und aus Süddeutschland. Bereits im Frühjahr ließ die Kripo Wien massenhaft Menschen in das Lager einweisen, oftmals ganze Familien. So befanden sich im Herbst 1941 etwa 2.350 Frauen, Männer und Kinder in Lackenbach. Die Häftlinge mussten bei Bauern und Firmen in der Umgebung Zwangsarbeit leisten und waren Misshandlungen durch die Lagerleitung ausgesetzt. Die extrem schlechten Lebensbedingungen – keine sanitären Einrichtungen und mangelnde Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln – führten zu einer Flecktyphusepidemie, an der zwischen 250 und 300 Menschen starben.
Die Mehrzahl der insgesamt etwa 4.000 Lagerhäftlinge verschleppte die SS zwischen 1941 und 1943 in das Ghetto Lodz oder in die deutschen Vernichtungslager im besetzten Polen.
Im April 1945 befreite die sowjetische Armee die Überlebenden des Lagers.
Bild:Lackenbach, 1940, Ein Polizist bewacht die Einweisung der Roma in das Lager, Sammlung Andreas J. Schröck
Lackenbach, 1940, Ein Polizist bewacht die Einweisung der Roma in das Lager, Sammlung Andreas J. Schröck

Bild:Lackenbach, 2012, Mahnmal für Roma und Sinti, Wikipedia Commons, Hadinger
Lackenbach, 2012, Mahnmal für Roma und Sinti, Wikipedia Commons, Hadinger
Von den insgesamt mehr als 4.000 Roma und Sinti, die zwischen 1940 und 1945 im Lager festgehalten wurden, kam über die Hälfte ums Leben.
Im Lager Lackenbach selbst starben mehr als 230 Häftlinge. Etwa 2.000 verschleppte die SS in zwei Transporten in das Ghetto Lodz, wo die meisten von ihnen starben. Die wenigen, die das Ghetto überlebten, wurden im Vernichtungslager Kulmhof (polnisch: Chełmno) ermordet. 1943 ließ die SS weitere etwa 400 Menschen nach Auschwitz-Birkenau verschleppen.
Bild:Lackenbach, um 1940, Appell der Häftlinge in Lackenbach, Sammlung Andreas J. Schröck
Lackenbach, um 1940, Appell der Häftlinge in Lackenbach, Sammlung Andreas J. Schröck

Bild:Lackenbach, 2004, Gedenkveranstaltung in Erinnerung an die ermordeten Roma und Sinti, Kulturverein Österreichischer Roma
Lackenbach, 2004, Gedenkveranstaltung in Erinnerung an die ermordeten Roma und Sinti, Kulturverein Österreichischer Roma
Die Gebäude des ehemaligen »Zigeunerlagers« Lackenbach wurden in den 1970er Jahren abgerissen und das Gelände zum Teil mit Einfamilienhäusern überbaut.
Erst die Initiative des Kulturvereins Österreichischer Roma erwirkte die Errichtung eines Mahnmals für die im Lager umgekommenen Sinti und Roma. Die Einweihung fand am 6. Oktober 1984 statt.
Das von dem Architekten Matthias Szauer geschaffene Mahnmal befindet sich unweit des historischen Lagergeländes. Lange Zeit war es das einzige größere Denkmal in Österreich, das den während des Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Roma und Sinti gewidmet war.
Das Mahnmal trägt die Inschrift: »Sie mussten leiden und sterben nur weil sie anders waren. Hier stand in der Zeit von 1940 – 1945 das von den Nationalsozialisten errichtete Zigeunerlager. Hier starben hunderte unter Qualen und Entbehrungen. Von hier aus wurden einige Tausend Zigeuner in Vernichtungslager deportiert. Gewidmet vom Land Burgenland.«
Bild:Lackenbach, 1999, Mahnmal für Roma und Sinti, Kulturverein Österreichischer Roma
Lackenbach, 1999, Mahnmal für Roma und Sinti, Kulturverein Österreichischer Roma

Bild:Lackenbach, 1999, Inschrift am Mahnmal für Roma und Sinti, Kulturverein Österreichischer Roma
Lackenbach, 1999, Inschrift am Mahnmal für Roma und Sinti, Kulturverein Österreichischer Roma
Name
Mahnmal für Roma und Sinti - »Zigeunerlager« Lackenbach
Adresse
Ecke Ritzinger Straße/ Bergstraße
7322 Lackenbach
Telefon
+43 (0)1 310 642 1
Fax
+43 (0)1 310 642 112
Web
http://www.kv-roma.at
E-Mail
office@kv-roma.at
Öffnungszeiten
Das Mahnmal ist jederzeit zugänglich.