• Mahn- und Gedenkstätte Steinwache
In dem Dortmunder Polizeigefängnis Steinwache inhaftierte, folterte und tötete die Gestapo in der Zeit von 1933 bis 1945 politische Gegner, rassisch Verfolgte sowie tausende ausländische Zwangsarbeiter. An das Schicksal der Opfer erinnert die Dortmunder Mahn- und Gedenkstätte Steinwache.
Bild:Dortmund, 1907, Das Polizeirevier Steinwache, Stadtarchiv Dortmund
Dortmund, 1907, Das Polizeirevier Steinwache, Stadtarchiv Dortmund

Bild:Dortmund, 2007, Außenansicht der Steinwache, Stadtarchiv Dortmund
Dortmund, 2007, Außenansicht der Steinwache, Stadtarchiv Dortmund
1906 wurde in der Dortmunder Steinstraße ein Polizeidienstgebäude errichtet. In Anspielung auf den Straßennamen setzte sich in der Bevölkerung schon bald der Begriff »Steinwache« durch. Mitte der 1920er Jahre ließ die Dortmunder Polizei einen größeren Komplex an das Gebäude anbauen - ein fünfstöckiges Gefängnis und einen Verwaltungstrakt. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme nutzte die Gestapo einige Bereiche des Zellentraktes als Gefängnis. Im Erdgeschoss richtete sie mehrere Räume ein in denen Häftlinge verhört und gefoltert wurden. In den Jahren darauf entwickelte sich die Steinwache zu einer der berüchtigtsten Folterstätten Deutschlands. In der Anfangsphase des Nationalsozialismus nahm die Gestapo vor allem politische Gegner, bald darauf aber auch immer häufiger Personen aus rassischen Gründen fest. In der »Kristallnacht« vom November 1938 verhafteten Angehörige der Gestapo etwa drei Viertel aller volljährigen Dortmunder Juden und hielten sie in der Steinwache gefangen. Von dort wurden viele der jüdischen Männer in das KZ Sachenhausen verschleppt. Während des Zweiten Weltkrieges hielt die Gestapo tausende osteuropäische Zwangsarbeiter in dem Dortmunder Polizeigefängnis gefangen. Für viele der Verhafteten war die Steinwache eine Zwischenstation auf dem Weg in die Konzentrationslager.
Bild:Dortmund, 1907, Das Polizeirevier Steinwache, Stadtarchiv Dortmund
Dortmund, 1907, Das Polizeirevier Steinwache, Stadtarchiv Dortmund

Bild:Dortmund, 2007, Außenansicht der Steinwache, Stadtarchiv Dortmund
Dortmund, 2007, Außenansicht der Steinwache, Stadtarchiv Dortmund
Von 1933 bis 1945 waren schätzungsweise 65.000 Menschen in der Steinwache inhaftiert, etwa die Hälfte von ihnen aus politischen Gründen. Zahlreiche Funktionäre politischer Parteien und von Gewerkschaften, Vertreter der Kirchen, Juden, Sinti und Roma sowie ausländische Zwangsarbeiter wurden im Gefängnis verhört und misshandelt.
Die Anzahl der Todesopfer kann nicht genau beziffert werden, da die Gestapo die Todesfälle lediglich bis 1936 auflistete. Bis zu diesem Jahr waren 17 Gefangene während der Haft gestorben. Mehrere sowjetische und polnische Zwangsarbeiter ließ die Gestapo nach einer kurzen Haftzeit erschießen. Kurz vor Kriegsende erschoss die Gestapo an mehreren Orten in Dortmund die meisten der zu diesem Zeitpunkt in der Steinwache festgehaltenen Häftlinge.
Bild:Dortmund, 1946, Die fast intakt gebliebene Steinwache kurz nach dem Krieg, Stadtarchiv Dortmund
Dortmund, 1946, Die fast intakt gebliebene Steinwache kurz nach dem Krieg, Stadtarchiv Dortmund

Bild:Dortmund, 2005, Innenansicht einer Zelle, Stadtarchiv Dortmund
Dortmund, 2005, Innenansicht einer Zelle, Stadtarchiv Dortmund
Die Steinwache war eines der wenigen Gebäude in der Dortmunder Innenstadt, das nach dem Krieg keine größeren Bombenschäden aufwies. Bis 1976 diente es weiterhin als Polizeidienststelle. 1984 übereignete das Land Nordrhein-Westfalen das Gebäude der Stadt Dortmund. Einige Jahre später ermöglichte die Stadt die Einrichtung einer Gedenkstätte in dem Gefängnistrakt des historischen Gebäudes. 1992 wurde daraufhin die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache eröffnet. Seitdem ist die bereits in den 1980er Jahren erarbeitete Ausstellung »Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945« dort zu sehen. Mittlerweile wurde sie von den Mitarbeitern des Stadtarchivs Dortmund neu konzipiert und moderneren Ausstellungsstandards angepasst.
Bild:Dortmund, 2005, Blick aus einer Zelle, Stadtarchiv Dortmund
Dortmund, 2005, Blick aus einer Zelle, Stadtarchiv Dortmund

Name
Mahn- und Gedenkstätte Steinwache
Adresse
Steinstraße 50
44147 Dortmund
Telefon
+49 (0)231 502 500 2
Fax
+49 (0)231 502 601 1
Web
http://steinwache.dortmund.de
E-Mail
stadtarchiv-dortmund@stadtdo.de
Öffnungszeiten
Dienstags bis sonntags 10.00 bis 17.00 Uhr

Angebot
Führungen, Veranstaltungen, Lesungen, Zeitzeugengespräche