• Erinnerung an die ermordeten Juden von Gorodeja
Im belarussischen Gorodeja erinnert seit 2004 eine Gedenkstätte an etwa 1.140 Juden, die während der Massenerschießung am 17. Juli 1942 ermordet wurden.
Bild:Gorodeja, 1896, Alte Kirche im Ort, gemeinfrei
Gorodeja, 1896, Alte Kirche im Ort, gemeinfrei

Bild:Gorodeja, 2017, Ansicht des Denkmals, Avner
Gorodeja, 2017, Ansicht des Denkmals, Avner
Gorodeja (belarussisch: Haradseja, polnisch: Horodziej), etwa 90 Kilometer südwestlich von Minsk gelegen, wurde 1530 das erste Mal namentlich erwähnt. Ende des 19. Jahrhunderts stellten im Dorf die etwa 690 Juden die Mehrheit, 1921 stieg die Zahl auf 800. Die Siedlung gehörte vor dem Zweiten Weltkrieg zu Polen und wurde im September 1939 gemäß dem Hitler-Stalin-Pakt sowjetisch.
Ende Juni 1941 marschierte die deutsche Wehrmacht nach ihrem Angriff auf die Sowjetunion in Gorodeja ein. Die Besatzungsbehörden stellten eine lokale Hilfspolizei auf, die später aktiv an der Ermordung der Juden teilnahm. Wenige Tage später wurden 15 Juden ermordet, denen vorgeworfen wurde, die Sowjets unterstützt zu haben. Die anderen Juden, mehrere hundert Personen, wurden gezwungen, in einem aus wenigen Häusern bestehenden Ghetto auf engstem Raum zu leben. Das Ghetto war mit Stacheldraht umzäunt und streng bewacht.
Am 17. Juli 1942 trieben Mitglieder der lokalen Hilfspolizei alle Juden des Ghettos auf dem Hauptplatz Gorodejas zusammen. Wer den Befehl nicht befolgte, wurde mit Gewalt aus den Häusern gezerrt. Danach erschien ein deutsches Sonderkommando, das aus 50 Mitgliedern der SS bestand. Sie trieben die Juden in die Nähe eines christlichen Friedhofs im Norden der Stadt und erschossen sie dort Die jüdische Gemeinde Gorodejas war ausgelöscht.
Bild:Gorodeja, 1896, Alte Kirche im Ort, gemeinfrei
Gorodeja, 1896, Alte Kirche im Ort, gemeinfrei

Bild:Gorodeja, 2017, Ansicht des Denkmals, Avner
Gorodeja, 2017, Ansicht des Denkmals, Avner
Mitglieder der SS ermordeten am 17. Juli 1942 mithilfe der lokalen Hilfspolizei etwa 1.140 Juden des Dorfes Gorodeja. Sie erschossen die Juden an zuvor ausgehobenen Gruben und verscharrten sie dort. Laut dem Bericht der sowjetischen Untersuchungskommission, die nach dem Ende der Besatzung vor Ort war, gelang es einer Frau, sich zusammen mit ihrem Kind aus der Grube zu retten.
Bild:Gorodeja, 2009, Gedenkstein mit dem Denkmal im Hintergrund, Stiftung Denkmal
Gorodeja, 2009, Gedenkstein mit dem Denkmal im Hintergrund, Stiftung Denkmal

Bild:Gorodeja, 2009, Ansicht des Denkmals, Stiftung Denkmal
Gorodeja, 2009, Ansicht des Denkmals, Stiftung Denkmal
Die Rote Armee befreite Gorodeja am 4. Juli 1944.
Das erste Denkmal, das an die Opfer der Massenerschießung erinnerte, wurde erst 1990 in der Nähe des Friedhofs errichtet.
Am 18. Juli 2004 wurde eine neue Gedenkstätte eingeweiht. Sie befindet sich an der Massenerschießungsstätte und wurde nach den Plänen des Architekten Leonid Lewin (1936–2014) entworfen. Das Hauptelement ist eine gepflasterte Fläche, die ein zerstörtes jüdisches Haus nachahmt. In die Fassade sind drei verbogene Fensterbögen eingelassen. Ein 150 Meter langer Pfad, der von 1.137 Felsbrocken gesäumt wird, weist den Weg zum Massengrab. Die Zahl der Steine entspricht der Anzahl der ermordeten Juden. Die Steine wurden von den Einwohnern der umliegenden Dörfer zusammengetragen. Am Anfang des Pfades befindet sich ein Gedenkstein mit der belarussischen Inschrift, die den Architekten Lewin wie folgt zitiert: »An dieser Stelle am 17. Juli 1942 ermordeten die Faschisten 1.137 friedliche Bürger der Dorfes Haradseja, Opfer des Holocausts«. Leonid Lewin wirkte bereits 1969 an der Nationalen Gedenkstätte Chatyn und 2000 an der Erweiterung des Minsker Denkmals »Jama« mit. Das Denkmal in Gorodeja gilt als eines der bedeutendsten Denkmäler für die Opfer des Holocaust in Belarus.
Bild:Gorodeja, 2017, Gedenkstein am Anfang des Pfades, Avner
Gorodeja, 2017, Gedenkstein am Anfang des Pfades, Avner

Bild:Gorodeja, 2017, Pfad zum Massengrab aus 1.137 Steinen, Avner
Gorodeja, 2017, Pfad zum Massengrab aus 1.137 Steinen, Avner
Name
Memorial zhertwam holokosta w Gorodeje
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.