• Denkmal für die ermordeten Juden von Busk
In der Kleinstadt Busk erinnert ein Denkmal auf einem der ältesten jüdischen Friedhöfe der Ukraine an die ermordeten Juden der Stadt.
Bild:Busk, o.D., Alte Ortsaufnahme vom Marktplatz, gemeinfrei
Busk, o.D., Alte Ortsaufnahme vom Marktplatz, gemeinfrei

Bild:Busk, 2015, Denkmal für die ermordeten Juden auf dem jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Busk, 2015, Denkmal für die ermordeten Juden auf dem jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Busk, in der historischen Region Galizien unweit von Lemberg gelegen, gehörte vor dem Ersten Weltkrieg zu Österreich-Ungarn, bevor das Gebiet 1920 polnisch wurde und 1939 infolge des Hitler- Stalin Paktes sowjetisch. Die erste Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1097, Juden lebten ab dem 16. Jahrhundert dort. Anfang des 20. Jahrhunderts wanderten viele Busker Juden in die USA aus. 1931 zählte die jüdische Gemeinde etwa 2.600 Mitglieder bei einer Gesamtbevölkerung von 8.000.
Die Wehrmacht besetzte die Stadt am 30. Juni 1941. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch etwa 1.800 Juden vor Ort. Die Besatzer zwangen die Juden zur Bildung eines Judenrats und zur Zwangsarbeit. Außerdem stellten sie eine ukrainische Schutzpolizei auf, die wenig später aktiv an der Verfolgung und der Ermordung der Juden beteiligt war.
Im Herbst 1941 gab es antisemitische Ausschreitungen in der Stadt. Einheiten der SS ermordeten anschließend 30 Juden und einen Rabbi unter dem Vorwand, sie seien Unterstützer des sowjetischen Systems gewesen.
Am 21. September 1942 erschossen deutsche und ukrainische Polizeieinheiten weitere Busker Juden im Dorf Zabuzhe in der Nähe der 25 Kilometer weit entfernten Stadt Kamjanka- Strumilowa (heute: Kamjanka- Buska). Am 1. Dezember 1942 richteten die Deutschen ein abgeriegeltes Ghetto ein. Einen Monat später ermordeten sie alle Patienten des zugehörigen Spitals.
Im Mai 1943 wurde das Ghetto gewaltsam aufgelöst. Einheiten der SS erschossen etwa 1.200 Juden, vor allem Frauen und Kinder und verscharrten ihre Leichen am jüdischen Friedhof in der Stadt. 300 jüdische Männer wurden in das 36 Kilometer entfernte Zwangsarbeitslager Janowska in Lemberg verschleppt. Die jüdische Gemeinde von Busk war ausgelöscht.
Bild:Busk, o.D., Alte Ortsaufnahme vom Marktplatz, gemeinfrei
Busk, o.D., Alte Ortsaufnahme vom Marktplatz, gemeinfrei

Bild:Busk, 2015, Denkmal für die ermordeten Juden auf dem jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Busk, 2015, Denkmal für die ermordeten Juden auf dem jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Mitte September 1941 ermordeten Einheiten der SS etwa 30 Juden, die zur Elite der jüdischen Gemeinde gehörten und ihren Rabbi. Zeitzeugenberichten nach hatten ukrainische Einwohner Busks die Liste zusammengestellt.
Im September 1942 Jahres erschossen deutsche und ukrainische Polizeieinheiten bis zu 800 Busker Juden im etwa 25 Kilometer entfernten Dorf Zabuzh.
Am Jahresanfang 1943 wurden alle Patienten des Spitals im Ghetto ermordet. Im Mai 1943 lösten deutsche Einheiten mithilfe der ukrainischen Schutzpolizei das Ghetto auf und ermordeten dabei etwa 1.200 Juden, fast ausschließlich Frauen und Kinder, am jüdischen Friedhof. Am 7. Juni 1943 erklärte der Kreishauptmann Nehring sein Verwaltungsgebiet für »judenfrei«. Für die Ermordung der Busker Juden war SS-Gruppenführer Fritz Katzmann (1906–1957) verantwortlich.
Bild:Busk, o.D., Ansicht des Ghetto in Busk, Yizkor Buch
Busk, o.D., Ansicht des Ghetto in Busk, Yizkor Buch

Bild:Busk, o.D., Sohn neben dem Grab seines Vaters im krieg ermordeten Vaters, Yizkor Buch
Busk, o.D., Sohn neben dem Grab seines Vaters im krieg ermordeten Vaters, Yizkor Buch
Der Hauptverantwortliche für die Ermordung der Busker Juden war SS-Gruppenführer Fritz Katzmann (1906–1957). Er wurde nie zur Verantwortung gezogen.
Nach dem Krieg bildeten sich in New York und Israel Gemeinschaften von Busker Überlebenden. In der Stadt selbst erinnert heute nur wenig an die einst blühende jüdische Gemeinde. Heute leben keine Juden in der Stadt.
Die ehemalige Synagoge wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zweckentfremdet. Heute dient ein Teil der Synagoge als Wohnhaus, während der andere Teil als evangelisches Gebetshaus genutzt wird.
Der 1521 gegründete jüdische Friedhof gehört zu den ältesten jüdischen Friedhöfen in der Ukraine. Er liegt östlich der Stadt an den Ufern des Flusses Slotwina. Das Gelände ist über die Jahre hinweg verwildert, viele der Grabsteine sind umgefallen und zerbrochen.
Jahrzehntelang gab es kein Erinnerungszeichen an die Opfer der Massenerschießung im Mai 1943. Der Standort des Massengrabs neben dem jüdischen Friedhof blieb unmarkiert, die Fläche wurde als Weideplatz genutzt. So geriet das Verbrechen langsam in Vergessenheit. Erst 2004 wurde auf Initiative einer jüdischen Organisation ein Denkmal auf dem Friedhof errichtet. Im folgenden Jahr ließ die Organisation Yahad-In Unum die 15 Massengräber am jüdischen Friedhof für eine forensische Untersuchung öffnen. Ergebnisse dieser Untersuchung wurden 2007 in der Gedenkstätte »Mémorial de la Shoah« in Paris vorgestellt.
Bild:Busk, 2015, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann
Busk, 2015, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann

Bild:Busk, 2015, Das Gebäude der Synagoge heute, Christian Herrmann
Busk, 2015, Das Gebäude der Synagoge heute, Christian Herrmann
Bild:Busk, 2015, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann
Busk, 2015, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann
Bild:Busk, 2015, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann
Busk, 2015, Jüdischer Friedhof, Christian Herrmann
Bild:Busk, 2015, Ort der Massenerschießung am jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Busk, 2015, Ort der Massenerschießung am jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Bild:Busk, 2015, Seitenansicht der ehemaligen Synagoge, Christian Herrmann
Busk, 2015, Seitenansicht der ehemaligen Synagoge, Christian Herrmann
Bild:Busk, o.D., Davidstern an der Tür der ehemaligen Synagoge, Objedinennaja ewrejskaja obschtschina ukrainy, Jewgennij Schnajder
Busk, o.D., Davidstern an der Tür der ehemaligen Synagoge, Objedinennaja ewrejskaja obschtschina ukrainy, Jewgennij Schnajder
Bild:Busk, o.D., Grabstein am Jüdischen Friedhof, Objedinennaja ewrejskaja obschtschina ukrainy, Jewgennij Schnajder
Busk, o.D., Grabstein am Jüdischen Friedhof, Objedinennaja ewrejskaja obschtschina ukrainy, Jewgennij Schnajder
Name
Pamjatnyk schertwam holokostu w Busku
Adresse
vulitsa Tarasa Shevchenka
80501 Busk
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.