• Gedenkanlage Stalag I A
In der Nähe der ostpreußischen, heute russischen Stadt Preußisch-Eylau befand sich das Stalag I A, in dem vor allem polnische, belgische und französische Kriegsgefangene festgehalten wurden. Jahrzehnte später entstand auf dem ehemaligen Lagerfriedhof eine Gedenkanlage.
Bild:Stablack, o.D., Gruppe polnischer Kriegsgefangener im Stalag I A, Janusz Kaminski
Stablack, o.D., Gruppe polnischer Kriegsgefangener im Stalag I A, Janusz Kaminski

Bild:Stablack, 2013, Gedenktafel am Eingang zum Friedhof, Andrej Lewtschenkow
Stablack, 2013, Gedenktafel am Eingang zum Friedhof, Andrej Lewtschenkow
Der Stablack ist eine hügelige Waldlandschaft in der ehemaligen Provinz Ostpreußen an der Grenze zwischen Polen und dem Königsberger Gebiet der Russischen Föderation. Im Sommer 1934 begann das nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wiedererstarkende deutsche Militär damit, 10 Kilometer westlich von Preußisch Eylau (heute russisch: Bagrationowsk) einen etwa 10.000 Hektar großen Truppenübungsplatz herzurichten. In den 1930er Jahren entstand dort eine Siedlung mit dem Namen Gartenstadt Stablack, die vor allem von Angehörigen der Wehrmacht bewohnt wurde.
In den Wochen nach dem deutschen Angriff auf Polen brachte die Wehrmacht polnische Kriegsgefangene auf dem Gelände unter. Sie mussten in der Folge Baracken für ein Lager bauen, das Stalag I A. Nach 1940 wurden belgische und französische Kriegsgefangene hierher gebracht. Die Zahl der Gefangenen ging in die Zehntausende. Sie wurden zu Arbeitseinsätzen überall im nördlichen Ostpreußen verteilt.
Anfang 1945 griff die Rote Armee Ostpreußen an. Viele Kriegsgefangene, die in Außenkommandos eingesetzt wurden, befanden sich plötzlich hinter sowjetischen Linien – sie sollten es später sehr schwer haben, in ihre Heimat zurückzukehren. Die im Stalag I A verbliebenen Kriegsgefangenen wurden in Richtung Westen verlegt, gleichzeitig mit der chaotisch verlaufenden Flucht und Evakuierung von hunderttausenden Ostpreußen. Viele der Kriegsgefangenen kamen dabei um.
Bild:Stablack, o.D., Gruppe polnischer Kriegsgefangener im Stalag I A, Janusz Kaminski
Stablack, o.D., Gruppe polnischer Kriegsgefangener im Stalag I A, Janusz Kaminski

Bild:Stablack, 2013, Gedenktafel am Eingang zum Friedhof, Andrej Lewtschenkow
Stablack, 2013, Gedenktafel am Eingang zum Friedhof, Andrej Lewtschenkow
Fast 50.000 polnische Kriegsgefangene durchliefen das Lager 1939 bis 1941, viele von ihnen wurden bis Ende 1941 entlassen bzw. ihr Status in Zivilarbeiter geändert. 1940/41 kamen 23.000 belgische und 37.500 französische Kriegsgefangenen dazu. Nach dem Angriff auf die Sowjetunion brachte die Wehrmacht etwa 1.000 sowjetische Kriegsgefangene hier unter. Die Zahl der Todesfälle im Lager ist unklar.
Bild:Stablack, o.D., Lagerfriedhof, Janusz Kaminski
Stablack, o.D., Lagerfriedhof, Janusz Kaminski

Bild:Stablack, 2013, Gedenkkreuze, Andrej Lewtschenkow
Stablack, 2013, Gedenkkreuze, Andrej Lewtschenkow
Unmittelbar nach dem Krieg sollen deutsche Zivilisten im Barackenlager interniert worden sein. Das Truppenübungsgelände der Wehrmacht wurde von der Roten Armee übernommen und jahrzehntelang als solches weiterbenutzt. Das ehemalige Stalag I A, dessen Gelände sich nun teilweise auf sowjetischem und auf polnischen Gebiet befand, geriet in Vergessenheit.
1971 wurden die sterblichen Überreste von Kriegsgefangenen, die auf dem Lagerfriedhof begraben worden waren, exhumiert. Später entstand hier eine Gedenkanlage, in deren Zentrum sich eine große Steinskulptur befindet. Gedenkveranstaltungen für die ehemaligen Gefangenen der Stalag I A finden aber auch im Dorf Kamińsk (ehemals Stablack-Süd) auf polnischem Gebiet statt.
Bild:Stablack, 2013, Detailansicht des Denkmals, Andrej Lewtschenkow
Stablack, 2013, Detailansicht des Denkmals, Andrej Lewtschenkow

Bild:Stablack, 2013, Ansicht der Gedenkanlage, Andrej Lewtschenkow
Stablack, 2013, Ansicht der Gedenkanlage, Andrej Lewtschenkow
Name
Memorialnyj kompleks Stalag I A
Adresse
An der A195
238430 Dolgorukowo
Öffnungszeiten
Die Gedenkanlage ist jederzeit zugänglich. Allerdings benötigen Besucher derzeit eine Sondergenehmigung der russischen Behörden, da sich das ehemalige Lagergelände im Grenzgebiet befindet.