• Holocaustdenkmal Pressburg
In Pressburg (slowakisch: Bratislava) erinnert seit 1996 am ehemaligen Standort der neologen Synagoge ein Holocaustdenkmal an die ermordeten Juden der Stadt, sowie an die insgesamt etwa 105.000 Juden aus der Slowakei, die während des Holocaust ums Leben gekommen sind.
Bild:Pressburg, 1963, Die später abgerissene neologe Synagoge am Fischerplatz, Fortepan.hu
Pressburg, 1963, Die später abgerissene neologe Synagoge am Fischerplatz, Fortepan.hu

Bild:Pressburg, 2007, Holocaustdenkmal vor dem Standort der ehemaligen neologen Synagoge, cangaroojack
Pressburg, 2007, Holocaustdenkmal vor dem Standort der ehemaligen neologen Synagoge, cangaroojack
Bis zum Ersten Weltkrieg gehörte Pressburg (seit 1919 slowakisch: Bratislava, ungarisch: Pozsony) zum ungarischen Landesteil innerhalb von Österreich-Ungarn. Juden lebten bereits seit dem Mittelalter in der Stadt. Im 19. Jahrhundert wuchs die Gemeinde stark an. Wie auch anderswo in Ungarn gründete eine reformorientierte Strömung des Judentums 1872 die neologe Gemeinde. Die neologe Synagoge am Fischplatz (slowakisch: Rybné námestie) im Stadtzentrum wurde 1895 fertiggestellt. Im 19. und 20. Jahrhundert stieg Pressburg zu einem bedeutenden Zentrum jüdischer Kultur auf, um die Jahrhundertwende lebten hier über 7.000 Juden. Nach dem Ersten Weltkrieg kam das hauptsächlich von Ungarn und Deutschen bewohnte Pressburg zum neu entstandenen Staat Tschechoslowakei.
Im Zuge der stückweisen Zerschlagung der Tschechoslowakei durch die Achsenmächte wurde Pressburg 1939 Hauptstadt der unabhängigen Slowakei, einem Vasallenstaaten des Deutschen Reichs. 1940 lebten in Pressburg etwa 18.000 Juden. Die slowakische Regierung verfolgte Juden ab 1938: Synagogen wurden geschlossen oder beschädigt, jüdische Geschäfte enteignet. 1941 wurden über 6.000 Pressburger Juden in Provinzstädte abgeschoben. Zwischen März und Juli 1942 deportierten slowakische Behörden über 3.100 Pressburger Juden in das besetzte Polen. Die slowakische Regierung zahlte 500 Reichsmark für jeden einzelnen deportierten Juden an das Reichssicherheitshauptamt in Berlin, das die Transporte mit der Bahn koordinierte. Die meisten Pressburger Juden wurden nach ihrer Ankunft in den Vernichtungslagern sofort ermordet. Nach dem slowakischen Nationalaufstand 1944 besetzte die Wehrmacht die Slowakei. Die letzten etwa 2.000 Juden aus Pressburg deportierte die SS im Herbst 1944 nach Auschwitz-Birkenau.
Bild:Pressburg, 1963, Die später abgerissene neologe Synagoge am Fischerplatz, Fortepan.hu
Pressburg, 1963, Die später abgerissene neologe Synagoge am Fischerplatz, Fortepan.hu

Bild:Pressburg, 2007, Holocaustdenkmal vor dem Standort der ehemaligen neologen Synagoge, cangaroojack
Pressburg, 2007, Holocaustdenkmal vor dem Standort der ehemaligen neologen Synagoge, cangaroojack
Insgesamt kamen etwa 13.000 Pressburger Juden im Holocaust ums Leben.
Bild:Pressburg, o.D., Juden warten unter der Aufsicht von slovakischen Milizionären auf ihre Deportation, Yad Vashem
Pressburg, o.D., Juden warten unter der Aufsicht von slovakischen Milizionären auf ihre Deportation, Yad Vashem

Bild:Pressburg, 2007, Inschrift »Erinnere Dich!« auf dem Sockel des Holocaustdenkmals, Douglas Sprott
Pressburg, 2007, Inschrift »Erinnere Dich!« auf dem Sockel des Holocaustdenkmals, Douglas Sprott
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten etwa 7.000 Juden in Pressburg, die meisten Überlebende der Vorkriegsgemeinde. Etwa 4.000 von ihnen verließen 1948/49 die inzwischen stalinistisch geprägte Tschechoslowakei, viele wanderten nach Israel aus. Jüdisches Leben wurde durch das kommunistische Regime stark eingeschränkt, nach und nach verließen immer mehr Juden die Stadt. 1967 beschlossen die Machthaber, die neologe Synagoge, die den Krieg unbeschadet überstanden hatte, wie viele andere Gebäude des Stadtteils abzureißen, um Platz für den Bau einer Autobahnbrücke zu schaffen. Erst 1996 wurde am ehemaligen Standort dieser Synagoge ein Denkmal für die ermordeten Juden der Slowakei errichtet. Es besteht aus einer schwarzen Wand, auf der die Umrisse der Synagoge zu sehen sind. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine abstrakte Metallplastik. Das Werk des Bildhauers Milan Lukáč symbolisiert die gewaltsame Deportation der Juden und den Zerfall ihrer verlassenen Häuser. Das Denkmal erinnert auf diese Weise an die jüdische Gemeinde von Pressburg, sowie an die über 100.000 jüdische Opfer aus der Slowakei. Am Ort selbst befinden sich keine Informationstafeln oder Texte.
Heute gibt es nur noch eine aktive Synagoge in Pressburg.
Bild:Pressburg, 2007, Silhouette der ehemaligen Synagoge an der schwarzen Wand, wizzard
Pressburg, 2007, Silhouette der ehemaligen Synagoge an der schwarzen Wand, wizzard

Bild:Pressburg, 2007, Detailansicht des Holocaustdenkmals, cangaroojack
Pressburg, 2007, Detailansicht des Holocaustdenkmals, cangaroojack
Name
Pamätník holokaustu v Bratislave
Adresse
Rybné námestie
811 02 Bratislava
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.