• Gedenktafel Kerestinec
Im Dorf Kerestinec unweit von Zagreb erinnert eine Gedenktafel an Dutzende Häftlinge, die 1941 von Angehörigen der Ustascha im dortigen Lager getötet wurden.
Bild:Kerestinec, 1880, Das Schloss wurde bei einem Erdbeben schwer beschädigt, Ministerium für Kultur Republik Kroatien
Kerestinec, 1880, Das Schloss wurde bei einem Erdbeben schwer beschädigt, Ministerium für Kultur Republik Kroatien

Bild:Kerestinec, 2010, Gedenktafel, Tamara Banjeglav
Kerestinec, 2010, Gedenktafel, Tamara Banjeglav
Kerestinec ist ein kleines Dorf in der Nähe von Zagreb. Im 16. Jahrhundert ließ die ungarische Adelsfamilie Erdődy, die damals über das Gebiet herrschte, hier ein Schloss errichten. Nach dem Ersten Weltkrieg baute das Königreich Jugoslawien das Schloss zum Gefängnis um.
Nach dem Angriff der Achsenmächte auf Jugoslawien Anfang April 1941 übernahm die faschistische Ustascha die Macht in Zagreb und rief den Unabhängigen Staat Kroatien (USK, kroatisch: Nezavisna Država Hrvatsk, NDH) aus. Nur kurze Zeit später richtete die Ustascha im ganzen Land Lager für ihre Gegner ein. Ab dem 19. April 1941 nutzte die Ustascha das Erdődy-Schloss in Kerestinec als Konzentrationslager für Serben, Juden und Kommunisten aus Zagreb. Die Verwaltung des Lagers Kerestinec wurde der von der Ustascha kontrollierten Zagreber Polizei unterstellt. Das Lager teilte die Ustascha in drei Bereiche: Einen »jüdischen«, einen »serbisch-jugoslawischen« und einen »kommunistischen«. Die Häftlinge wurden auf die drei Bereiche verteilt, zuvor nahmen ihnen die Wachen Geld und Wertgegenstände ab. In der Nacht des 13. Juli 1941 unternahmen 89 Häftlinge aus dem kommunistischen Lagerteil einen Fluchtversuch: 14 Gefangene konnten fliehen, 31 wurden auf der Flucht erschossen, 44 Häftlinge wurden von der Ustascha zum Tode verurteilt und hingerichtet. Nur wenige Tage nach der Flucht löste die Ustascha das Lager auf. Die verbliebenen jüdischen Häftlinge wurden in das Lager Gospić und von dort zur Mordstätte Jasenovac verschleppt. Etwa 900 Menschen durchliefen das Lager in den drei Monaten seines Bestehens, die überwiegende Mehrheit waren Juden.
Bild:Kerestinec, 1880, Das Schloss wurde bei einem Erdbeben schwer beschädigt, Ministerium für Kultur Republik Kroatien
Kerestinec, 1880, Das Schloss wurde bei einem Erdbeben schwer beschädigt, Ministerium für Kultur Republik Kroatien

Bild:Kerestinec, 2010, Gedenktafel, Tamara Banjeglav
Kerestinec, 2010, Gedenktafel, Tamara Banjeglav
Wie viele Menschen tatsächlich in Kerestinec inhaftiert waren ist nicht klar, da die Ustascha nur die Häftlinge registrierte, denen sie Geld oder Wertsachen abnahm. Im Lager waren vor allem Juden, Serben und politische Gegner des Ustascha-Regimes aus Zagreb gefangen.
Bild:Kerestinec, 2010, Namen auf der Gedenktafel, Tamara Banjeglav
Kerestinec, 2010, Namen auf der Gedenktafel, Tamara Banjeglav

Nach der Auflösung des Lagers nutzte die Ustascha das Schloss als Schulungsort für Angehörige ihrer Miliz. In den 1990er Jahren hat die kroatische Seite während der post-jugoslawischen Kriege das Schloss wieder als Gefängnis und Folterstätte genutzt. Das Schloss selbst ist heute eine Ruine, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.
Auf der Hauptstraße von Kerestinec, unmittelbar am Eingang zum Schlossgelände, steht eine Gedenktafel, die an die Opfer der Ustascha erinnert. Sie war während der 1990er Jahre zerstört worden, so dass sie 2010 wieder in Stand gesetzt werden musste.

Bild:Kerestinec, 1880, Der beschädigte Innenhof des späteren Konzentrationslagers, Ministerium für Kultur Republik Kroatien
Kerestinec, 1880, Der beschädigte Innenhof des späteren Konzentrationslagers, Ministerium für Kultur Republik Kroatien

Bild:Kerestinec, 2010, Detailansicht der Gedenktafel, Tamara Banjeglav
Kerestinec, 2010, Detailansicht der Gedenktafel, Tamara Banjeglav
Name
Gedenktafel Kerestinec
Adresse
Kerestinečka cesta 59
10431 Kerestinec
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich