• Jüdisches Museum und Toleranzzentrum Moskau
Im November 2012 eröffnete in Moskau das vermutlich größte jüdische Museum der Welt. Es vermittelt seinen Besuchern die Geschichte der Juden in Russland vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart und informiert allgemein über jüdische Kultur und Geschichte.
Bild:Moskau, 2013, Interaktive Inszenierung des Sabbats einer Familie im Schtetl, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Moskau, 2013, Interaktive Inszenierung des Sabbats einer Familie im Schtetl, Barbara Kirshenblatt-Gimblett

Bild:Moskau, 2013, Die denkmalgeschützte Bachmetewskij-Garage, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Moskau, 2013, Die denkmalgeschützte Bachmetewskij-Garage, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Bis zum 18. Jahrhundert lebten kaum Juden in Russland, erst mit der Expansion des russischen Zarenreichs Richtung Westen kam die zahlenmäßig größte jüdische Bevölkerung Europas unter russische Herrschaft. Die Juden lebten vor allem in den Gebieten des heutigen Ostpolens, der Ukraine, Weißrusslands und dem Baltikum, dem damaligen Polen-Litauen. Mit den Teilungen Polens wurde dieses Gebiet dem russischen Zarenreich angegliedert. Zarin Katharina II. verfügte, dass Juden nur in diesem sogenannten Ansiedlungsrayon im Westen Russlands leben und arbeiten durften. Viele Juden lebten dort weitestgehend selbstbestimmt in Kleinstädten und Dörfern auf dem Land, den Schtetls. Immer wieder gab es im Zarenreich Pogrome gegen Juden. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durften Juden den Ansiedlungsrayon verlassen und ihre Berufe frei wählen. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde Juden nach und nach die Religionsausübung erschwert, Synagogen wurden geschlossen. Während der stalinistischen Säuberungen (1937/38) wurden viele jüdische Geistliche verhaftet.
Nach dem Angriff auf die Sowjetunion 1941 ermordeten die Nationalsozialisten fast alle Juden, die auf dem Gebiet des ehemaligen Ansiedlungsrayons gelebt hatten.
Auch lange nach dem Krieg und dem Tod Stalins (1953) setzte sich die sowjetische Führung dafür ein, Synagogen zu schließen und religiöse Traditionen zu unterdrücken. Dies änderte sich erst mit der Entspannungspolitik unter Michail Gorbatschow.
Bild:Moskau, 2013, Interaktive Inszenierung des Sabbats einer Familie im Schtetl, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Moskau, 2013, Interaktive Inszenierung des Sabbats einer Familie im Schtetl, Barbara Kirshenblatt-Gimblett

Bild:Moskau, 2013, Die denkmalgeschützte Bachmetewskij-Garage, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Moskau, 2013, Die denkmalgeschützte Bachmetewskij-Garage, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Juden wurden im russischen Zarenreich immer wieder Opfer von Unterdrückung und Pogromen, später in der Sowjetunion wurden Juden oft aus religiösen oder aus politischen Gründen verfolgt. Die über fünf Millionen Juden, die im ehemaligen Ansiedlungsrayon lebten, fielen ab 1941 unter deutsche Besatzung. Fast alle von ihnen wurden von den Nationalsozialisten ermordet.
Bild:Moskau, 2013, Ein zentrales Thema in der Ausstellung ist das Leben im Schtetl, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Moskau, 2013, Ein zentrales Thema in der Ausstellung ist das Leben im Schtetl, Barbara Kirshenblatt-Gimblett

Bild:Moskau, 2013, Ausstellungsabschnitt über den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Moskau, 2013, Ausstellungsabschnitt über den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Im Jahr 2012 eröffnete das erste jüdische Museum in Moskau: Es ist ein kleineres Museum der jüdischen Gemeinde, das über die Geschichte des russischen Judentums informiert. Nur ein halbes Jahr später eröffnete im November 2012 das Jüdische Museum und Toleranzzentrum Moskau. Das Museum wurde in der Bachmetewskij-Garage eingerichtet, einem ehemaligen Busdepot aus dem Jahr 1927, das vom russischen Architekten Konstantin Melnikow entworfen wurde und als Meisterwerk des russischen Konstruktivismus gilt. Die Museumsgründung wurde vor allem durch Spenden aus Russland und dem Ausland finanziert und vom russischen Präsidenten Wladimir Putin politisch und finanziell unterstützt. Mit Baukosten von 50 Millionen Dollar und mit etwa 8.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche ist es vermutlich das größte Museum Europas dieser Art. Es vermittelt vor allem jüdische Kultur und Religion allgemein sowie die Geschichte der Juden im ehemaligen Zarenreich, ihr Leben zwischen Schtetl und Assimilation sowie ihr Los in der Sowjetunion und während der deutschen Besatzung. Besonderheiten sind ein 4D-Kino und zahlreiche Multimediastationen, mit denen die Besucher interaktiv jüdischer Kultur und Geschichte begegnen können.
Bild:Moskau, 2013, Schwerpunkt Assimilierung: Interaktive Inszenierung eines Cafés in Odessa, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Moskau, 2013, Schwerpunkt Assimilierung: Interaktive Inszenierung eines Cafés in Odessa, Barbara Kirshenblatt-Gimblett

Bild:Moskau, 2013, Interaktive Figur des jiddischsprachigen Schriftstellers Scholem Alejchem, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Moskau, 2013, Interaktive Figur des jiddischsprachigen Schriftstellers Scholem Alejchem, Barbara Kirshenblatt-Gimblett
Name
Ewrejskij muzej i zentr tolerantnosti
Adresse
ul. Obraszowa, 11
127055 Moskwa
Telefon
+7 495 645-05-50
Web
http://www.jewish-museum.ru/
E-Mail
info@jewish-museum.ru
Öffnungszeiten
Sonntag-Donnerstag 10.00 bis 22.00,
Freitag 10.00 bis 15.00.
An Samstagen und jüdischen Feiertagen geschlossen.
Angebot
Ausstellung, Buchhandlung, pädagogische Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene