• Gedenkstein zur Erinnerung an die Angehörigen der jüdischen Gemeinschaft
In der Kleinstadt Goldap (polnisch: Gołdap) im südlichen Ostpreußen erinnert seit 2001 ein Gedenkstein am früheren Standort der Synagoge an die ausgelöschte Jüdische Gemeinde und an die Opfer des Nationalsozialismus.
Bild:Goldap, o.D., Luftaufnahme vom Marktplatz – der Standort der Synagoge ist markiert, Kreisgemeinschaft Goldap e. V.
Goldap, o.D., Luftaufnahme vom Marktplatz – der Standort der Synagoge ist markiert, Kreisgemeinschaft Goldap e. V.

Bild:Goldap, 2009, Gedenkstein am ehemaligen Standort der Synagoge, Stiftung Denkmal
Goldap, 2009, Gedenkstein am ehemaligen Standort der Synagoge, Stiftung Denkmal
Die Kreisstadt Goldap, am Rande Masurens und der Rominter Heide, lag zu deutscher Zeit im Osten der Provinz Ostpreußen und ist heute Grenzstadt zwischen Polen und dem Königsberger Gebiet der Russischen Föderation. Lebten hier Ende des 19. Jahrhunderts bei knapp 7.200 Einwohnern 80 Juden, waren es 1932/33 nur noch 48 und zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges 1939 bei einer Bevölkerung von über 11.500 lediglich 19. Es gab zwei jüdische Friedhöfe, einen Gebetraum am Markt – im Hof Jahnke – und die Synagoge an der Schul-/Ecke Töpferstraße.
Über das jüdische Leben in Goldap ist nur wenig bekannt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann auch dort die Ausgrenzung der Juden. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 plünderten wahrscheinlich SA-Angehörige jüdische Geschäfte und legten Feuer in der Synagoge, die völlig ausbrannte. Über das weitere Schicksal der Goldaper Juden gibt es nur Mutmaßungen: Einige konnten möglicherweise ins Ausland fliehen, andere verschleppte die SS in die Vernichtung. In beiden großen Transporten aus Ostpreußen – Ende Juni 1942 in die Vernichtungsstätte Malyj Trostenez bei Minsk und Ende August 1942 nach Theresienstadt – befanden sich jüdische Kinder, Frauen und Männern aus Gebieten sämtlicher drei Staatspolizeistellen in der Provinz und daher möglicherweise auch aus Goldap. Das Adressbuch der Stadt aus dem Jahr 1942 führt keine jüdischen Familien mehr an.
Im Spätherbst 1944 besetzte die Rote Armee Goldap. Die Stadt wurde nach schwersten Kämpfen von der Wehrmacht zurückerobert und dabei weitgehend zerstört. Anfang 1945 marschierten die sowjetischen Truppen erneut ein. In der Jahresmitte wurde das südliche Ostpreußen mit Goldap an Polen übergeben. Die wenigen verbliebenen oder heimgekehrten Deutschen wurden in den folgenden Jahren fast ausnahmslos vertrieben und an ihre Stelle Polen angesiedelt. So endete die fast 400-jährige deutsche und so begann die polnische Geschichte Goldaps.
Bild:Goldap, o.D., Luftaufnahme vom Marktplatz – der Standort der Synagoge ist markiert, Kreisgemeinschaft Goldap e. V.
Goldap, o.D., Luftaufnahme vom Marktplatz – der Standort der Synagoge ist markiert, Kreisgemeinschaft Goldap e. V.

Bild:Goldap, 2009, Gedenkstein am ehemaligen Standort der Synagoge, Stiftung Denkmal
Goldap, 2009, Gedenkstein am ehemaligen Standort der Synagoge, Stiftung Denkmal
Über das Schicksal der Goldaper Juden ist so gut wie nichts bekannt. Die meisten, die 1939 noch in Goldap lebten, wurden bis 1942 vermutlich von den Nationalsozialisten ermordet.
Bild:Goldap, 2009, Am Alten Israelitischen Friedhof an der Darkehmer Chaussee (heute: ul. Cmentarna), Stiftung Denkmal
Goldap, 2009, Am Alten Israelitischen Friedhof an der Darkehmer Chaussee (heute: ul. Cmentarna), Stiftung Denkmal
Bereits 1992 errichtete die Kreisgemeinschaft Goldap Ostpreußen e. V. aus Deutschland auf dem Friedhof I einen Stein mit der Aufschrift »Zum Gedächtnis an die 16 Generationen deutscher Bürger, die in Stadt und Kreis Goldap lebten und wirkten«. Diese Widmung schließt laut eigener Aussage auch die jüdischen Einwohner ein. Knapp zehn Jahre später, am 30 Juli 2001, konnte am früheren Standort der Synagoge ein Gedenkstein eingeweiht werden. Magistrat und Stadtverordnetenversammlung des polnischen Städtchens und Kreises Goldap sowie die deutsche Kreisgemeinschaft griffen diese Idee eines gebürtigen Goldapers namens Karl-Heinz Hohmann, der Kontakte nach Israel hergestellt hatte, auf und setzten sie um. Kreisvertreter Stephan Grigat machte bei der Gedenkstunde – in Anwesenheit des Bürgermeisters – im Sommer 2001 deutlich: »Dieser Stein erinnert an deutsche Opfer deutscher Täter in einer früher und auch zur Tatzeit noch deutschen Stadt. Keiner dieser Täter hat sich wohl vorstellen können, dass die ganze Stadt nur sechs Jahre später das Schicksal der Synagoge teilen würde.«
Eine Granittafel auf dem Gedenkstein trägt auf Polnisch, Hebräisch, Englisch und Deutsch die Widmung: »Zur Erinnerung an die Angehörigen der jüdischen Gemeinschaft in Goldap, an die Opfer des Nationalsozialismus in den Jahren 1933–1945. Der Obelisk wurde auf der Stelle der von den Nationalsozialisten während der Kristallnacht am 9./10. November verbrannten Synagoge aufgerichtet.«
Von der ehemaligen Synagoge ist kein Foto bekannt.
Bild:Goldap, 2009, Der 1992 errichtete Gedenkstein für die früheren deutschen Bewohner Goldaps, der auch die Juden einschließt, Stiftung Denkmal
Goldap, 2009, Der 1992 errichtete Gedenkstein für die früheren deutschen Bewohner Goldaps, der auch die Juden einschließt, Stiftung Denkmal

Bild:Goldap, 2009, Viersprachige Inschrift am Gedenkstein am ehemaligen Standort der Synagoge, Stiftung Denkmal
Goldap, 2009, Viersprachige Inschrift am Gedenkstein am ehemaligen Standort der Synagoge, Stiftung Denkmal
Name
kamień pamiątkowy pamięci członków wspólnoty żydowskiej
Adresse
Ecke ul. Szolna / ul. Armii Krajowej
19-500 Gołdap
Öffnungszeiten
Der Gedenkstein ist jederzeit zugänglich.