• Alte Synagoge Erfurt
Seit 2009 besteht das Museum in der Alten Synagoge in Erfurt. Neben Sachzeugnissen jüdischer Kultur spiegelt die Baugeschichte der Synagoge selbst die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Erfurt wider.
Bild:Erfurt, 10. November 1938, Anwohner und Schaulustige vor der ausgebrannten Großen Synagoge in Erfurt nach der Reichspogromnacht, Stiftung Topographie des Terrors
Erfurt, 10. November 1938, Anwohner und Schaulustige vor der ausgebrannten Großen Synagoge in Erfurt nach der Reichspogromnacht, Stiftung Topographie des Terrors

Bild:Erfurt, 2009, Alte Synagoge, Stadtverwaltung Erfurt
Erfurt, 2009, Alte Synagoge, Stadtverwaltung Erfurt
Erfurt zählte im Hochmittelalter zu einem der bedeutenden Zentren jüdischen Lebens in Europa. Die jüdische Gemeinde, zu denen viele Gelehrte und Händler gehörten, gestaltete das wirtschaftliche und geistige Leben der Stadt wesentlich mit. Diese Blütezeit des jüdischen Lebens endete mit dem Pogrom von 1349. Nachdem die Bevölkerung die Juden 1485 endgültig aus der Stadt vertrieb, lebten bis zum 19. Jahrhundert keine Juden mehr in Erfurt. Erst unter preußischer Herrschaft kamen jüdische Kaufleute nach Erfurt zurück und erhielten die gleichen Rechte wie Christen. Im Jahr 1840 weihten Erfurter Juden eine neue Synagoge ein. Da diese für die schnell wachsende Gemeinde schnell zu klein wurde, errichtete die Gemeinde 1884 die prachtvolle Große Synagoge. Die Gemeinde wuchs weiterhin schnell. 1853 lebten 191 Juden in Erfurt, im Jahr 1900 waren es 782. Nach der Machtübernahme durch die NSDAP riefen Nationalsozialisten zum Boykott jüdischer Geschäfte auf. Bis 1936 sank die Zahl der in Erfurt lebenden Juden auf 660. In der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 zerstörten Nationalsozialisten die Große Synagoge. 197 jüdische Männer wurden in Haft genommen und anschließend in das KZ Buchenwald gebracht. In den Kriegsjahren deportierten SS und Gestapo nahezu alle noch in Erfurt verbliebenen Juden in Konzentrationslager und Ghettos im Osten.
Nach dem Krieg kamen vereinzelt Juden nach Thüringen und gründeten neue jüdische Gemeinden in Erfurt und Umgebung. Allerdings emigrierte in den folgenden Jahren der Großteil jener Überlebenden im Zuge der politischen Entwicklung nach Israel. Bis auf die jüdische Gemeinde in Erfurt, die nach Berlin zweitgrößte der DDR, wurden alle Gemeinden in Thüringen aufgelöst. Auch die 1952 eingeweihte Synagoge in Erfurt verwaiste immer mehr. 1988 zählte die jüdische Gemeinde Erfurts nur noch 30 Mitglieder.
Bild:Erfurt, 10. November 1938, Anwohner und Schaulustige vor der ausgebrannten Großen Synagoge in Erfurt nach der Reichspogromnacht, Stiftung Topographie des Terrors
Erfurt, 10. November 1938, Anwohner und Schaulustige vor der ausgebrannten Großen Synagoge in Erfurt nach der Reichspogromnacht, Stiftung Topographie des Terrors

Bild:Erfurt, 2009, Alte Synagoge, Stadtverwaltung Erfurt
Erfurt, 2009, Alte Synagoge, Stadtverwaltung Erfurt
Die Ausstellung in der Alten Synagoge behandelt anhand von Baumodellen, Kunstgegenständen und Handschriften jüdisches Leben im Erfurt des Mittelalters.
Bild:Erfurt, 2009, Ausstellung in der Alten Synagoge, Stadtverwaltung Erfurt
Erfurt, 2009, Ausstellung in der Alten Synagoge, Stadtverwaltung Erfurt

Bild:Erfurt, 2009, Ausstellung im Obergeschoss der Alten Synagoge, Stadtverwaltung Erfurt
Erfurt, 2009, Ausstellung im Obergeschoss der Alten Synagoge, Stadtverwaltung Erfurt
Die Alte Synagoge mit ihren ältesten Bauteilen aus dem 11. Jahrhundert gilt als die älteste, bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa. Die Tatsache, dass das Gebäude die Jahrhunderte überdauerte, liegt vor allem daran, dass sein ursprünglicher Zweck in Vergessenheit geriet. Nach dem Pogrom von 1349, bei dem an der Synagoge schwere Schäden entstanden waren, wurde der Bau während der folgenden 500 Jahren als Lagerhaus genutzt. Im späten 19. Jahrhundert wurde er zu einem Wirtshaus umgestaltet. Im Obergeschoss entstand ein Tanzsaal, dessen an Stuckfiguren und farbiger Bemalung reiche Ausstattung noch weitgehend erhalten ist. Die Zwischendecke wurde durch eine Empore ersetzt, im Erdgeschoss befanden sich eine Küche sowie ein Gastraum. Im Keller und Erdgeschoss gab es Kegelbahnen.
Infolge der Restaurierungsarbeiten Anfang der 1990er Jahre gelang es, die verschiedenen Funktionen des Gebäudes in den vergangenen neun Jahrhunderten sichtbar zu machen. Im Jahr 2009 eröffnete die Stadt ein Museum im Gebäude. Die wertvollen Exemplare der Dauerausstellung, wie z.B. von der Erfurter Gemeinde stammende hebräische Handschriften, rücken die jüdische Kultur des Mittelalters in den Mittelpunkt der Ausstellung in der Alten Synagoge.
Neben der Alten Synagoge erzählen zwei weitere Synagogen vom jüdischen Leben in Erfurt. Die 1840 erbaute Kleine Synagoge wurde lediglich bis 1884 als Synagoge genutzt. Anschließend diente sie als Lager- und Wohnhaus und überlebte somit die Zerstörungswut der Nationalsozialisten. 1884 weihte die jüdische Gemeinde die Große Synagoge ein, einen Kuppelbau mit 500 Plätzen. Die Nationalsozialisten zerstörten diese in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938. Auf demselben Grundstück entstand 1952 die Neue Synagoge, der einzige Synagogenneubau in der DDR.
Bild:Erfurt, 2009, Keller der Alten Synagoge aus dem 14. Jahrhundert, Stadtverwaltung Erfurt
Erfurt, 2009, Keller der Alten Synagoge aus dem 14. Jahrhundert, Stadtverwaltung Erfurt

Bild:Erfurt, 2009, Stuckfigur im Tanzsaal, Stadtverwaltung Erfurt
Erfurt, 2009, Stuckfigur im Tanzsaal, Stadtverwaltung Erfurt
Name
Alte Synagoge Erfurt
Adresse
An der Stadtmünze 4/5
99084 Erfurt
Telefon
+49 (0)361 655 160 8
Fax
+49 (0)361 655 166 9
Web
http://www.alte-synagoge.erfurt.de
E-Mail
altesynagoge@erfurt.de
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10:00 - 18:00.
Angebot
Dauerausstellung zur mittelalterlichen Geschichte des jüdischen Lebens in Erfurt, Audioguides, Führung nach Anmeldung