• Alter jüdischer Friedhof
Am Eingang zum alten jüdischen Friedhof der Stadt Priština erinnern »Ehrengräber« an die mehr als 1.000 aus dem Kosovo deportierten Juden.
Bild:Priština, o.D., Historische Postkarte, Stiftung Denkmal
Priština, o.D., Historische Postkarte, Stiftung Denkmal

Bild:Priština, 2007, Ehrengrab auf dem Jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal
Priština, 2007, Ehrengrab auf dem Jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal
Der jüdische Friedhof von Priština, der Hauptstadt des Kosovo, liegt außerhalb des Stadtzentrums auf dem Berg Taukbashçe. Bei der Errichtung des Friedhofs im 19. Jahrhundert zählte die jüdische Gemeinde etwa 1.500 Mitglieder.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Priština – wie der überwiegend von Albanern bewohnte Südwestteil des Kosovo insgesamt – in das vom faschistischen Italien kontrollierte »Groß-Albanien« eingegliedert. Der mehrheitlich von Serben bewohnte nördliche Teil des Kosovo stand unter deutscher Militärverwaltung, der Osten fiel an Bulgarien. Nach dem Angriff auf Jugoslawien im April 1941 hatten deutsche Truppen zunächst auch den Südwesten des Kosovo besetzt. Etwa 500 Juden wurden sofort verhaftet und in das Lager Sajmište bei Belgrad deportiert. Unter ihnen befanden sich auch Juden aus dem Norden des Kosovo und aus dem von Deutschen besetzten Teil Serbiens. Sie hatten versucht, in den von Italien besetzten Süden zu gelangen. Die dortigen italienischen und albanischen Behörden hatten sich zunächst geweigert, Verfolgungsmaßnahmen gegen Juden wie in den deutschen Besatzungsgebieten durchzuführen. Im Frühjahr 1942 lieferte Italien schließlich doch 51 Juden aus dem Kosovo an Deutschland aus. Sie wurden im Lager Banjica bei Belgrad erschossen.
Nach Italiens Waffenstillstandsabkommen mit den Alliierten im September 1943 wurde ganz »Groß-Albanien« von deutschen Truppen besetzt. Im Anschluss wurden auch im Kosovo Verfolgungsmaßnahmen gegen Juden durchgeführt. Zu ihnen gehörte die Verhaftungsaktion der 21. Gebirgsdivision der Waffen-SS »Skanderbeg«, die aus albanischen Freiwilligen und Zwangsrekrutierten bestand: Am 14. Mai 1944 verhaftete sie 300 bis 400 Juden in Priština und in Gjakova. Von dort wurden die Verhafteten, überwiegend jüdische Flüchtlinge, in das in Norddeutschland gelegene Konzentrationslager Bergen-Belsen verschleppt. Nur etwa 100 von ihnen sollen überlebt haben. Priština wurde 1944 von Partisanen befreit und gehörte später als Teil der serbischen Teilrepublik zu Jugoslawien. Von den kosovarischen Juden überlebte weniger als die Hälfte den Holocaust. Die meisten von ihnen emigrierten zwischen 1948 und 1952 nach Israel.
Bild:Priština, o.D., Historische Postkarte, Stiftung Denkmal
Priština, o.D., Historische Postkarte, Stiftung Denkmal

Bild:Priština, 2007, Ehrengrab auf dem Jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal
Priština, 2007, Ehrengrab auf dem Jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal
Erinnert wird an mehr als 1.000 Juden, die im Kosovo verhaftet oder an Deutschland ausgeliefert wurden und von denen einige hundert ums Leben gekommen sind. Unter ihnen befanden sich viele jüdische Flüchtlinge.
Bild:Priština, 2009, Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof, Ivan Safyan Abrams
Priština, 2009, Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof, Ivan Safyan Abrams
Als der jüdische Friedhof von Priština 1967 unter Denkmalschutz gestellt wurde, standen noch 57 Grabsteine. Die letzte Beisetzung fand in den 1980er statt. An die aus »Groß-Albanien« Deportierten erinnern »Ehrengräber« am Eingang.
Die Jüdische Gemeinde in Priština war 1944 wiedergegründet worden. Die Bemühungen um das jüdische Leben der Stadt endeten jedoch 1999: Während des Kosovo-Krieges flüchteten die Juden Prištinas – wie alle anderen Nicht-Albaner und Serben – aus der Stadt, deren Verwaltung nach dem Krieg die UNO übernahm. Nur in der Stadt Prizren leben heute noch Juden.
Bild:Priština, 2009, Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof für Jakob A. Chaim, »geb. 1919, getötet 1944«, Ivan Safyan Abrams
Priština, 2009, Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof für Jakob A. Chaim, »geb. 1919, getötet 1944«, Ivan Safyan Abrams

Bild:Priština, 2009, Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof, Ivan Safyan Abrams
Priština, 2009, Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof, Ivan Safyan Abrams
Name
Varrezat e vjetra çifute