• Denkmal für die Opfer des Nazismus auf dem jüdischen Friedhof
Auf dem jüdischen Friedhof in Belgrad erinnert seit Beginn der 1950er Jahre ein Denkmal an die über 9.000 Belgrader Juden, die ab 1941 von der deutschen Wehrmacht und der SS ermordet oder in Lager verschleppt wurden.
Bild:Belgrad, 1941, Straßenszene in der besetzten Stadt, Jevrejski istorijski muzej
Belgrad, 1941, Straßenszene in der besetzten Stadt, Jevrejski istorijski muzej

Bild:Belgrad, 2009, Holocaustdenkmal auf dem jüdischen Friedhof, Aleksandar Gaev
Belgrad, 2009, Holocaustdenkmal auf dem jüdischen Friedhof, Aleksandar Gaev
In der serbischen Hauptstadt Belgrad lebten 1941 über 9.000 Juden. Nach dem Angriff der deutschen Wehrmacht und ihrer Verbündeten auf Jugoslawien im April 1941 wurde das Land zerschlagen und unter den Besatzern aufgeteilt. Die Wehrmacht besetzte das serbische Kernland. Sofort gingen die deutschen Besatzungsbehörden gegen Juden vor: Sie wurden vom öffentlichen Leben Schritt für Schritt ausgegrenzt, mussten sich registrieren lassen und eine Kennzeichnung an der Kleidung tragen. Nachdem sich im Sommer 1941 Widerstand gegen die Wehrmacht formierte, nahmen die Deutschen dies zum Anlass, an den Juden »Vergeltung« zu üben: Für jeden getöteten deutschen Soldaten erschossen Wehrmachtsangehörige hundert serbische Männer, für jeden verletzten fünfzig Serben – für die »Vergeltung« wählten die Besatzer vorzugsweise jüdische Männer aus. Jüdische Frauen und Kinder blieben von den Erschießungsaktionen zunächst verschont. Sie wurden jedoch im Winter 1941 in verschiedene Lager deportiert, vor allem in das »Judenlager Semlin« auf dem Belgrader Messegelände (serbisch: Sajmište). Anfang 1942 schickte das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) einen Gaswagen nach Belgrad. In diesem Wagen wurden die etwa 6.500 Häftlinge des Lagers Semlin nach und nach mit Motorabgasen erstickt. Der Großteil von ihnen waren jüdische Frauen und Kinder. Im Sommer 1942 meldete der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) Schäfer an seine Vorgesetzten im RSHA in Berlin: »Serbien ist judenfrei.«
Bild:Belgrad, 1941, Straßenszene in der besetzten Stadt, Jevrejski istorijski muzej
Belgrad, 1941, Straßenszene in der besetzten Stadt, Jevrejski istorijski muzej

Bild:Belgrad, 2009, Holocaustdenkmal auf dem jüdischen Friedhof, Aleksandar Gaev
Belgrad, 2009, Holocaustdenkmal auf dem jüdischen Friedhof, Aleksandar Gaev
Von den über 9.000 Belgrader Juden überlebten nur sehr wenige. In ganz Serbien lebten vor dem Krieg etwa 12.500 Juden, bis auf etwa 2.000 wurden alle jüdischen Männer, Frauen und Kinder von deutschen Einheiten ermordet.
Bild:Belgrad, 1941, Erfassung von Juden zur Zwangsarbeit, Bundesarchiv, Bild 101I-185-0112-34, Neubauer
Belgrad, 1941, Erfassung von Juden zur Zwangsarbeit, Bundesarchiv, Bild 101I-185-0112-34, Neubauer

Bild:Belgrad, o.D., Denkmal für die Opfer des Kladovo-Transports auf dem jüdischen Friedhof von Belgrad, Jevrejska Opština Beograd
Belgrad, o.D., Denkmal für die Opfer des Kladovo-Transports auf dem jüdischen Friedhof von Belgrad, Jevrejska Opština Beograd
Zu Beginn der 1950er Jahre erhielt der Belgrader Architekt Bogdan Bogdanović von der jüdischen Gemeinde Belgrads den Auftrag, ein Denkmal für die Opfer des Holocaust auf dem sephardischen Friedhof zu entwerfen. Das etwa zehn Meter hohe »Denkmal für die jüdischen Opfer des Faschismus« wurde 1952 auf dem Friedhof eingeweiht. An den beiden Flügeln sind ein hebräisches Zitat und ein Davidstern angebracht, zwischen den beiden Flügeln steht eine Menoraskulptur. Das Denkmal auf dem jüdischen Friedhof in Belgrad ist eines der ersten und eines der wenigen Denkmäler, die bereits zu Zeiten des sozialistischen Jugoslawien an die jüdischen Opfer des Holocaust erinnerten. Die jugoslawische Erinnerungskultur war bis in die 1990er Jahre vielmehr vom Gedenken an den Partisanenkampf und der Verehrung kommunistischer Widerstandskämpfer geprägt.
Bild:Belgrad, 2008, Denkmal auf dem jüdischen Friedhof, Marc Schneider
Belgrad, 2008, Denkmal auf dem jüdischen Friedhof, Marc Schneider

Bild:Belgrad, 2009, Ansicht des jüdischen Friedhofs, Aleksandar Gaev
Belgrad, 2009, Ansicht des jüdischen Friedhofs, Aleksandar Gaev
Name
Spomenik žrtvama nacizma na Jevrejskom groblju
Adresse
Mije Kovačevića 1
11000 Beograd
Öffnungszeiten
Der Friedhof ist jederzeit zugänglich.