• Gedenkstätte Vulkan
Seit 1998 erinnert ein Mahnmal an die drei nationalsozialistischen Läger, die 1944/45 in Haslach bestanden und an das Schicksal der Opfer.
Bild:Haslach, 1950, Ehemalige Baracke des Lagers Sportplatz 5 Jahre nach Kriegsende, KZ-Gedenkstätte Vulkan
Haslach, 1950, Ehemalige Baracke des Lagers Sportplatz 5 Jahre nach Kriegsende, KZ-Gedenkstätte Vulkan

Bild:Haslach, 2010, Gedenkstätte Vulkan, Daniela Schaffart
Haslach, 2010, Gedenkstätte Vulkan, Daniela Schaffart
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in der Nähe von Haslach Vorkommen des Gesteins Amphibolit entdeckt, das vor allem im Straßen- und Eisenbahnbau genutzt wird. Im Zuge des Abbaus ab 1911 wurden Stollen durch das Gebirge getrieben, die teilweise mehrere hundert Meter lang waren
1944, als die Alliierten regelmäßig Einsätze gegen deutsche Ziele flogen, war die deutsche Führung bestrebt, die Rüstungsproduktion unter Tage zu verlegen. In einem nie zuvor gesehenen Ausmaß wurden Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Gefangene als Arbeitskräfte herangezogen. Gleichzeitig kam die Front nach der Landung der Alliierten im Sommer 1944 immer näher, so dass die Lager Natzweiler-Struthof und Schirmeck-Vorbruck im Elsass geräumt wurden.
Ab September 1944 entstanden in Haslach drei Lager mit dem Zweck, Motorenteile für die Firma Daimler-Benz in den Stollen zu produzieren. Das erste Lager, Sportplatz genannt, wurde als Außenlager des KZ Natzweiler in einem Lagerschuppen der Wehrmacht direkt im Stadtgebiet eingerichtet. Die ersten 399 Häftlinge waren größtenteils französische Widerstandskämpfer, die unter anderem über das KZ Dachau überstellt wurden. Später kamen 251 Gefangene aus dem KZ Flossenbürg dazu. Die Gefangenen wurden im Straßenbau und beim Ausbau der Stollen eingesetzt. Den fünf Kilometer langen Aufstieg zu den Stollen mussten die Gefangenen täglich zu Fuß zurücklegen. Viele von ihnen starben an Erschöpfung und Krankheiten, die wegen der schlechten hygienischen Bedingungen im Lager grassierten.
Das zweite Lager, »Vulkan«, existierte ab dem 4. Dezember in einem Stollen mit 700 Gefangenen, die größtenteils aus Frankreich und aus der Sowjetunion stammten. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren katastrophal, das Wachpersonal misshandelte die Gefangenen regelmäßig.
Das dritte Lager, »Außenlager Kinzigdamm«, wurde am 10. Dezember 1944 in zwei Baracken am Stadtrand errichtet. Die Gefangenen dieses Lagers wurden ebenfalls in den Stollen, oder bei lokalen Betrieben eingesetzt.
Bild:Haslach, 1950, Ehemalige Baracke des Lagers Sportplatz 5 Jahre nach Kriegsende, KZ-Gedenkstätte Vulkan
Haslach, 1950, Ehemalige Baracke des Lagers Sportplatz 5 Jahre nach Kriegsende, KZ-Gedenkstätte Vulkan

Bild:Haslach, 2010, Gedenkstätte Vulkan, Daniela Schaffart
Haslach, 2010, Gedenkstätte Vulkan, Daniela Schaffart
In den drei Haslacher Lagern waren bis zu ihrer Auflösung im Frühjahr 1945 bis zu 1.700 Gefangene aus 21 Nationen inhaftiert. Die Gefangenen stammten aus Konzentrationslagern, aber auch aus anderen nationalsozialistischen Zwangslagern und aus Kriegsgefangenenlagern. In den drei Haslach-Lagern starben 223 Gefangene an Krankheiten, Erschöpfung oder Misshandlungen. Viele starben an den Todesmärschen nach der Auflösung der Lager im März/April 1945.
Bild:Haslach, 1944, Französische Kriegsgefangene, die bei der Firma Hartsteinwerke Vulkan arbeiteten, KZ-Gedenkstätte Vulkan
Haslach, 1944, Französische Kriegsgefangene, die bei der Firma Hartsteinwerke Vulkan arbeiteten, KZ-Gedenkstätte Vulkan

Bild:Haslach, 1944, Fremdarbeiter aus Holland, KZ-Gedenktsätte Vulkan
Haslach, 1944, Fremdarbeiter aus Holland, KZ-Gedenktsätte Vulkan
Am 21. April 1945 nahmen französische Truppen Haslach ein. 1946 ließ die französische Armee die Massengräber von 210 Opfern der Haslach-Lager öffnen. Sie wurden anschließend auf einem neu angelegten Alliiertenfriedhof feierlich bestattet. Diejenigen, die identifiziert werden konnten, wurden in den folgenden Jahren nach und nach in ihre Heimat überführt. Später wurden 75 Opfer, die bis heute nicht identifiziert werden konnten, in einem Ehrengrab auf dem Haslacher Friedhof bestattet.
1947 wurden Angehörige der ehemaligen Wachmannschaften vor ein französisches Militärgericht gestellt. Karl Buck (1894–1977), in dessen Zuständigkeit die Haslach-Lager fielen und der für seine Brutalität berüchtigt war, wurde zum Tode verurteilt. Seine Strafe wurde später in lebenslängliche Haft umgewandelt. 1955 wurde er an die deutschen Behörden ausgeliefert, die ihn freiließen und 1957 alle Verfahren gegen ihn einstellten.
1948 wurden die Stollen durch die französische Armee gesprengt. In den 1950er Jahren nutzte die französische Armee das Gelände des Lagers Vulkan als Munitionsdepot. In den 1970er Jahren wurde in der Nähe eine kommunale Mülldeponie errichtet.
Die erste Gedenkveranstaltung wurde im Oktober 1970 organisiert, als sich auf dem ehemaligen Gelände des Lagers Sportplatz etwa 300 ehemalige Gefangene, französische Widerstandskämpfer und Mitglieder der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) trafen und eine Gedenktafel an der Baracke einweihten. 1979 wurde die Baracke abgerissen und die Tafel an der Markthalle angebracht, die an ihrer Stelle errichtet wurde.
Bis auf wenige engagierte Bürger interessierte sich vor Ort jahrzehntelang kaum jemand für die Geschichte der Lager in Haslach. In den 1990er Jahren wurde auf Initiative von zwei SPD-Lokalpolitikern beschlossen, am historischen Ort ein Mahnmal entstehen zu lassen. Am 25. Juli 1998 konnte schließlich etwas unterhalb des ehemaligen Steinbruches die Gedenkstätte Vulkan eingeweiht werden. Das zentrale Element ist ein gesenktes Kreuz, das von Steinen umgeben ist. Das Mahnmal stammt vom Haslacher Künstler Frieder Haser. In der Nähe informieren zwölf Informationstafeln über die Geschichte der Lager und das Schicksal der Gefangenen.
In den folgenden Jahren fanden sieben große Gedenkfeiern statt, an denen ehemalige Häftlinge und ihre Familienangehörigen teilnahmen.
Bild:Haslach, 2014, Wege des Erinnerns, Daniela Schaffart
Haslach, 2014, Wege des Erinnerns, Daniela Schaffart

Bild:Haslach, 2014, Inschrift des Mahnmals der Gedenkstätte Vulkan, Daniela Schaffart
Haslach, 2014, Inschrift des Mahnmals der Gedenkstätte Vulkan, Daniela Schaffart
Name
Gedenkstätte Vulkan
Adresse
Breitestraße 4
77716 Haslach im Kinzigtal
Telefon
+49 (0)7832 2015
Fax
+49 (0)7832 969 943
Web
http://www.gedenkstaette-vulkan.de
E-Mail
info@gedenkstaette-vulkan.de
Öffnungszeiten
Die Gedenkstätte ist jederzeit zugänglich.
Angebot
Führungen auf Anfrage