• Denkmal für die Opfer des Zwangsarbeitslagers Trawniki
In der kleinen ostpolnischen Ortschaft Trawniki, etwa vierzig Kilometer südöstlich von Lublin, erinnert ein Denkmal an die tausenden jüdischen Zwangsarbeiter, die ab 1942 in Trawniki arbeiten mussten und 1943 während der »Aktion Erntefest« ermordet wurden.
Bild:Trawniki, (o.D.), Auf dem Gelände der Zuckerfabrik von Trawniki war 1942/43 das Zwangsarbeitslager eingerichtet, Scheffler
Trawniki, (o.D.), Auf dem Gelände der Zuckerfabrik von Trawniki war 1942/43 das Zwangsarbeitslager eingerichtet, Scheffler

Bild:Trawniki, 2009, Denkmal für die ermordeten Juden, Tomasz Kowalik
Trawniki, 2009, Denkmal für die ermordeten Juden, Tomasz Kowalik
Der kleine Ort Trawniki liegt im Osten Polens, in der Nähe von Lublin. Im Herbst 1941 ließ der SS- und Polizeiführer Lublin Odilo Globocnik ein SS-Ausbildungslager auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerfabrik in Trawniki errichten. Dort bildete die SS »Hilfswillige« für ihre eigenen Zwecke aus, unter ihnen »Volksdeutsche« aus Osteuropa und antikommunistisch eingestellte sowjetische Kriegsgefangene, darunter besonders viele Ukrainer. Die SS setzte diese als »Trawnikis« bezeichneten Männer für die Bewachung in Konzentrationslagern, aber auch bei Erschießungen von Juden und der sogenannten Partisanenbekämpfung ein. Insgesamt wurden in der Zeit seines Bestehens etwa 4.000 bis 5.000 Trawniki-Männer im Lager ausgebildet. Das Ausbildungslager wurde erst im Sommer 1944 aufgelöst.
Ende 1942 richtete die SS in Trawniki zusätzlich ein Zwangsarbeitslager auf dem Gelände der alten Zuckerfabrik ein. Fast alle Zwangsarbeiter, die in diesem Lager arbeiten mussten, waren polnische Juden. Die Wachmannschaften wurden von dem benachbarten Ausbildungslager gestellt. Eine Bürstenfabrik, die im Ghetto von Międzyrzec Podlaski Zwangsarbeiter beschäftigte, siedelte Ende 1941 mit mehreren Hundert Zwangsarbeitern in das Lager Trawniki über. Im Frühjahr 1943 verlegte die Firma Fritz Schultz, die im Warschauer Ghetto für die Wehrmacht Textilien produzieren ließ, etwa 5.600 jüdische Arbeiter aus dem Ghetto nach Trawniki. Unter ihnen befanden sich viele Mitglieder des Widerstands im Warschauer Ghetto, wie auch Emanuel Ringelblum, Leiter des dortigen Untergrundarchivs. Die Juden arbeiteten in Trawniki weiterhin für die Firma Schultz, bis das Lager im November 1943 bei der »Aktion Erntefest« aufgelöst und die Zwangsarbeiter von SS-Einheiten erschossen wurden: Am 3. November 1943 umstellten Angehörige von SS und SD das Zwangsarbeiterlager, nach und nach führten sie die Juden auf das Gelände des SS-Ausbildungslagers, wo sie sich entkleiden und an eine ausgehobene Grube treten mussten. Dort wurden alle etwa 6.000 Zwangsarbeiter, darunter Frauen und Kinder, von den SS-Männern erschossen. Anschließend wurden ihre Leichen verbrannt.
Bild:Trawniki, (o.D.), Auf dem Gelände der Zuckerfabrik von Trawniki war 1942/43 das Zwangsarbeitslager eingerichtet, Scheffler
Trawniki, (o.D.), Auf dem Gelände der Zuckerfabrik von Trawniki war 1942/43 das Zwangsarbeitslager eingerichtet, Scheffler

Bild:Trawniki, 2009, Denkmal für die ermordeten Juden, Tomasz Kowalik
Trawniki, 2009, Denkmal für die ermordeten Juden, Tomasz Kowalik
In Trawniki wurden im November 1943 etwa 6.000 jüdische Zwangsarbeiter erschossen. Ein kleiner Teil von ihnen stammte aus dem Ghetto Międzyrzec Podlaski, aber der Großteil, etwa 5.600, aus dem Warschauer Ghetto.
Bild:Trawniki, 1942, Häftlinge des Zwangsarbeitslagers vor der Zuckerfabrik, Żydowski Instytut Historyczny
Trawniki, 1942, Häftlinge des Zwangsarbeitslagers vor der Zuckerfabrik, Żydowski Instytut Historyczny

Viele Gebäude des ehemaligen Lagers sind heute noch erhalten, sind jedoch nicht öffentlich zugänglich, da sie sich auf Privatgelände befinden.
Seit den 1960er Jahren erinnert am Ort ihrer Ermordung ein Denkmal an die jüdischen Zwangsarbeiter, die SS-Männer im November 1943 bei der »Aktion Erntefest« erschossen. Allerdings ist auf dem Sockel des Obelisken nicht von Juden, sondern von »Opfern verschiedener Nationalitäten« die Rede. Erst 2001 wurde auf Betreiben des Israelis David Efrati, eines ehemaligen Häftlings des Zwangsarbeitslagers, eine neue Inschrift auf der anderen Seite des Steins angebracht, in der ausdrücklich Juden als Opfer genannt werden. Efrati hatte überlebt, weil er mit einer kleinen Gruppe ins Konzentrationslager Majdanek überstellt worden war, statt bei der »Aktion Erntefest« ermordet zu werden.
Bild:Trawniki, 2009, Die alte Inschrift auf dem Sockel des Denkmals, Tomasz Kowalik
Trawniki, 2009, Die alte Inschrift auf dem Sockel des Denkmals, Tomasz Kowalik

Bild:Trawniki, 2009, Neue Inschrift auf dem Sockel, die ausdrücklich Juden als Opfer ausweist, Tomasz Kowalik
Trawniki, 2009, Neue Inschrift auf dem Sockel, die ausdrücklich Juden als Opfer ausweist, Tomasz Kowalik
Name
Pomnik dla Ofiar Bylego Obozu Pracy Przymusowej
Telefon
+48 (0)81 5856042
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.