• Denkmal »Gebet«
Auf Initiative Überlebender wurde 2009 auf dem Marktplatz von Międzyrzec Podlaski eine Skulptur aufgestellt. Sie erinnert an die über 17.000 Juden, die deutsche Einheiten 1942/43 von dort in die Gaskammern von Treblinka oder zur Zwangsarbeit verschleppt haben.
Bild:Międzyrzec Podlaski, 1942, Das Ghetto in Międzyrzec, Staatsarchiv Hamburg, 213-12 Staatsanwaltschaft Landgericht - Nationalsozialistische Gewaltverbrechen, Nr. 21, Bd. 45
Międzyrzec Podlaski, 1942, Das Ghetto in Międzyrzec, Staatsarchiv Hamburg, 213-12 Staatsanwaltschaft Landgericht - Nationalsozialistische Gewaltverbrechen, Nr. 21, Bd. 45

Bild:Międzyrzec Podlaski, 2009, Skulptur »Gebet«, Naphtali Brezniak
Międzyrzec Podlaski, 2009, Skulptur »Gebet«, Naphtali Brezniak
Im zentralpolnischen Międzyrzec Podlaski (deutsch auch: Meseritz, jiddisch: Mezeritch) 130 Kilometer östlich von Warschau lebten vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 12.000 Juden, 75 Prozent der Bevölkerung. Erst zu Beginn der »Aktion Reinhardt«, der planmäßigen Ermordung aller Juden im besetzten Polen (Generalgouvernement), wurde am Ort ein Ghetto eingerichtet. Mitte 1942 zählte die Jüdische Soziale Selbsthilfe 17.490 Juden am Ort, darunter einige tausend Flüchtlinge. Międzyrzec wurde zum größten Durchgangslager in die Vernichtung im damaligen Distrikt Lublin.
Während der ersten »Aktion« am 25./26. August 1942 trieben Angehörige der SS-Sicherheitspolizei und des Hamburger Polizeibataillons 101 sowie ukrainische Helfer um die 10.000 jüdische Kinder, Frauen und Männer zusammen, ließen sie stundenlang auf dem Marktplatz kauern und dann in Viehwaggons nach Treblinka verschleppen. Juden, die später Leichen einsammeln und begraben mussten, zählten 960 Getötete in Międzyrzec, die bereits während der Razzia, auf dem Marktplatz und auf dem Weg zu den Zügen, erschossen worden waren. Es folgten weitere sieben »Aktionen«. Im Rahmen der letzten erschossen Sicherheitspolizisten Mitte Juli 1943 die letzten etwa 170 Juden dieser Kleinstadt, dann wurde die Große Synagoge gesprengt und Międzyrzec für »judenfrei« erklärt.
Bild:Międzyrzec Podlaski, 1942, Das Ghetto in Międzyrzec, Staatsarchiv Hamburg, 213-12 Staatsanwaltschaft Landgericht - Nationalsozialistische Gewaltverbrechen, Nr. 21, Bd. 45
Międzyrzec Podlaski, 1942, Das Ghetto in Międzyrzec, Staatsarchiv Hamburg, 213-12 Staatsanwaltschaft Landgericht - Nationalsozialistische Gewaltverbrechen, Nr. 21, Bd. 45

Bild:Międzyrzec Podlaski, 2009, Skulptur »Gebet«, Naphtali Brezniak
Międzyrzec Podlaski, 2009, Skulptur »Gebet«, Naphtali Brezniak
Über 17.000 Juden aus Międzyrzec Podlaski und aus anderen polnischen Städten sowie aus Westeuropa Deportierte wurden 1942/43 von deutschen Polizei- und SS-Einheiten und ukrainischen Helfern in die Gaskammern von Treblinka, einige wenige zur Zwangsarbeit verschleppt. Nur wenige Juden aus Międzyrzec überlebten.
Bild:Międzyrzec Podlaski, 1942, Juden müssen vor ihrer Verschleppung stundenlang auf dem Marktplatz ausharren, Staatsarchiv Hamburg, 213-12 Staatsanwaltschaft Landgericht - Nationalsozialistische Gewaltverbrechen, Nr. 21, Bd. 45
Międzyrzec Podlaski, 1942, Juden müssen vor ihrer Verschleppung stundenlang auf dem Marktplatz ausharren, Staatsarchiv Hamburg, 213-12 Staatsanwaltschaft Landgericht - Nationalsozialistische Gewaltverbrechen, Nr. 21, Bd. 45

Bild:Międzyrzec Podlaski, 2005, Denkmal für ermordete Juden auf dem Jüdischen Friedhof, Waldemar Pepa
Międzyrzec Podlaski, 2005, Denkmal für ermordete Juden auf dem Jüdischen Friedhof, Waldemar Pepa
2009, nach Jahren der Vorbereitung und der Annäherung an die heute fast ausschließlich katholische Stadtbevölkerung, gelang es Überlebenden und Nachkommen aus der israelischen »Landsmannschaft Mezeritch« auf dem Marktplatz von Międzyrzec Podlaski ein Denkmal zu enthüllen, das an die ermordeten und verschollenen jüdischen Kinder, Frauen und Männer erinnert. Die Skulptur der israelischen Künstlerin Yael Artzi trägt den Titel »Modlitwa« [deutsch: Gebet] und greift das Motiv der auf ihren Abtransport wartenden Juden auf. Zur Einweihung am 4. August 2009 kamen weit über hundert Personen aus der ganzen Welt angereist, die in dieser Stadt ihre Familienwurzeln haben. Auch auf dem Jüdischen Friedhof von Międzyrzec befinden sich zwei Denkmäler für die ermordeten Juden.
Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas veröffentlichte im April 2011 mit den Erinnerungen Naphtali Brezniaks unter dem Titel »Birkenland. Gespräche mit meinem Vater Moshe« erstmals die Stimme eines Überlebenden aus Międzyrzec auf Deutsch.
Bild:Międzyrzec Podlaski, 2009, Naphtali Brezniak neben der Skulptur »Gebet«, Naphtali Brezniak
Międzyrzec Podlaski, 2009, Naphtali Brezniak neben der Skulptur »Gebet«, Naphtali Brezniak

Bild:Międzyrzec Podlaski, 2009, Skulptur »Gebet« und der Marktplatz im Winter, Naphtali Brezniak
Międzyrzec Podlaski, 2009, Skulptur »Gebet« und der Marktplatz im Winter, Naphtali Brezniak
Name
Pomnik »Modlitwa«
Adresse
Pl. Jana Pawła II
Międzyrzec Podlaski
Web
http://cmentarze-zydowskie.pl/miedzyrzecpodl.htm
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.