• Denkmal für die ermordeten Juden von Ciechanów
Die mittelgroße polnische Stadt Ciechanów wurde während am Anfang des Zweiten Weltkrieges als Zichenau ins Deutsche Reich eingegliedert. Die Stadt sollte im nationalsozialistischen Stil umgestaltet, Polen und Juden aus ihr entfernt werden. Im November 1942 ermordete die SS fast alle Juden aus Ciechanów.
Bild:Zichenau, 1940, Für den Umbau wurden weite Teile der Innenstadt abgerissen, Żydowski Instytut Historyczny
Zichenau, 1940, Für den Umbau wurden weite Teile der Innenstadt abgerissen, Żydowski Instytut Historyczny

Bild:Ciechanów, 2010, Gedenkstein für die ermordeten Juden von Ciechanów, Sławomir Topolewski
Ciechanów, 2010, Gedenkstein für die ermordeten Juden von Ciechanów, Sławomir Topolewski
Ciechanów, dessen Wahrzeichen eine mittelalterliche Burg ist, liegt etwa 80 Kilometer nördlich von Warschau. Nach den polnischen Teilungen Ende des 18. Jahrhunderts kam die Stadt kurzzeitig zu Preußen, danach gehörte sie bis zur Wiederherstellung der polnischen Unabhängigkeit 1918 zum Russischen Reich. Juden lebten seit dem Mittelalter in Ciechanów, im 19. Jahrhundert stellten sie gar die Mehrheit der Stadtbevölkerung. Ihr religiöses Leben war vom Chassidismus geprägt, sie sprachen untereinander Jiddisch. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges lebten etwa 4.650 Juden in der Stadt, damals noch immer fast ein Drittel der Bevölkerung.
Ciechanów wurde bereits in den ersten Tagen des Krieges von der deutschen Wehrmacht überrannt und wenig später in Zichenau umbenannt. Im Oktober 1939 wurde die Region als Regierungsbezirk Zichenau dem Deutschen Reich angegliedert. Im gesamten Regierungsbezirk lebten etwa 900.000 Polen, 80.000 Juden und 11.000 Deutsche. Die deutsche Verwaltung begann kurz darauf damit, Juden und Polen in das besetzte Polen abzuschieben, viele wurden dabei erschossen. Zichenau sollte ab 1941 im nationalsozialistischen Stil umgestaltet werden, dafür wurden große Teile der Stadt abgerissen. Dabei mussten jüdische Frauen und Männer über 14 Jahren beim Umbau Zwangsarbeit leisten. Viele Juden wurden obdachlos, nun lebten sie mit anderen Juden auf engstem Raum in einem Ghetto zusammen. Ihre Lebensbedingungen waren katastrophal, zudem wurden mehrmals Juden öffentlich hingerichtet.
Am 6. November 1942 wurden alle in der Stadt lebenden Juden zusammengetrieben. 1.500 Männer, die für arbeitstauglich befunden wurden, überstellte die deutsche Verwaltung nach Oberschlesien. Am nächsten Tag wurden ältere Männer und Frauen sowie Kranke in der Burg erschossen. Die übriggebliebenen Juden verschleppte die SS in das Ghetto Mielau (polnisch: Mława), und von dort in die Vernichtungslager Treblinka und Auschwitz-Birkenau.
Bild:Zichenau, 1940, Für den Umbau wurden weite Teile der Innenstadt abgerissen, Żydowski Instytut Historyczny
Zichenau, 1940, Für den Umbau wurden weite Teile der Innenstadt abgerissen, Żydowski Instytut Historyczny

Bild:Ciechanów, 2010, Gedenkstein für die ermordeten Juden von Ciechanów, Sławomir Topolewski
Ciechanów, 2010, Gedenkstein für die ermordeten Juden von Ciechanów, Sławomir Topolewski
Von den 4.650 Juden, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Ciechanów wohnten, überlebten nur etwa 200 die deutsche Besatzungszeit. Von den insgesamt 80.000 Juden im gesamten Regierungsbezirk Zichenau überlebten vermutlich höchstens 4.000. Neben Juden wurden auch Tausende Polen aus der Region Opfer von Umsiedlungen, Zwangsarbeit und Massenerschießungen.
Bild:Zichenau, 1941, Juden vor einer Bekanntmachung (vom 18. Januar 1941) über den Abbruch von Gebäuden in Zichenau, PK 689, Ludwig Knobloch, Bundesarchiv, Bild 101I-133-0730-13
Zichenau, 1941, Juden vor einer Bekanntmachung (vom 18. Januar 1941) über den Abbruch von Gebäuden in Zichenau, PK 689, Ludwig Knobloch, Bundesarchiv, Bild 101I-133-0730-13

Bild:Ciechanów, 2010, Inschrift auf dem Gedenkstein für die ermordeten Juden von Ciechanów, Sławomir Topolewski
Ciechanów, 2010, Inschrift auf dem Gedenkstein für die ermordeten Juden von Ciechanów, Sławomir Topolewski
Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es in Ciechanów keine jüdische Gemeinde mehr, von der jüdischen Geschichte der Stadt zeugen nur noch wenige Spuren. Auf dem Gelände des im Krieg geschleiften Neuen Jüdischen Friedhofs wurde Ende der 1950er Jahre ein Gedenkstein in Erinnerung an die ermordeten Juden aus Ciechanów errichtet. Die Initiative dazu kam von einem in Frankreich ansässigem Verein ehemaliger Einwohner von Ciechanów. Die Inschrift in polnischer und hebräischer Sprache lautet: »Hier ruhen die Gebeine von Juden, die durch die hitleristischen Besatzer ermordet wurden. Ehre ihrem Andenken.«
Das bekannteste Denkmal, das in Ciechanów an das Schicksal der Stadt im Zweiten Weltkrieg erinnert, entstand 1988. Es zeigt einen monumentalen Adler – das Wappentier Polens – aus Metall, auf seinen Flügeln sind Reliefs angebracht, die Soldaten zeigen. Auf dem Sockel stehen die Worte: »Kampf, Martyrium, Sieg«. Die Errichtung des Denkmals geht auf eine Initiative eines Vereins von Lokalpatrioten zurück, es wurde vom Bildhauer Henryk Wróblewski entworfen.
Bild:Ciechanów, 2010, Lage des Gedenksteins auf dem Gelände des ehemaligen Neuen Jüdischen Friedhofs, Sławomir Topolewski
Ciechanów, 2010, Lage des Gedenksteins auf dem Gelände des ehemaligen Neuen Jüdischen Friedhofs, Sławomir Topolewski

Bild:Ciechanów, 2011, Das 1988 aufgestellte Denkmal »Kampf – Martyrium – Sieg«, Andrzej Grabowski
Ciechanów, 2011, Das 1988 aufgestellte Denkmal »Kampf – Martyrium – Sieg«, Andrzej Grabowski
Name
Pomnik dla pomordowanych Żydów Ciechanowa
Adresse
ul. Gwardii Ludowej
06-400 Ciechanów
Öffnungszeiten
Die Denkmäler sind jederzeit zugänglich.