• Denkmal für die Opfer des »Zigeunerlagers Hodonin«
In Hodonin bei Kunstadt (tschechisch: Hodonín u Kunštátu) steht in der Nähe des ehemaligen »Zigeunerlagers Hodonin« ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer.
Bild:Hodonin, um 1943, Baracken im »Zigeunerlager Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury
Hodonin, um 1943, Baracken im »Zigeunerlager Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury

Bild:Hodonin, 1997, Der Künstler Eduard Oláh bei Arbeiten zur Errichtung des Denkmals für die Opfer des»Zigeunerlagers Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury
Hodonin, 1997, Der Künstler Eduard Oláh bei Arbeiten zur Errichtung des Denkmals für die Opfer des»Zigeunerlagers Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury
Am 15. März 1939 besetzte die deutsche Wehrmacht die Überbleibsel der Tschechoslowakei, das Gebiet wurde am Tag darauf als »Protektorat Böhmen und Mähren« vom Dritten Reich einverleibt. Kurz danach fing im Protektorat die Verfolgung von Juden und von Sinti und Roma an. Einer Zählung zufolge wohnten 1940 6.540 »Zigeuner« im Protektorat. Das Innenministerium des Protektorats fing in November 1939 damit an, deren Ansiedlung voranzutreiben. Ab August 1940 errichteten die Protektoratsbehörden insgesamt sechs Zwangsarbeitslager für »Asoziale«, darunter im böhmischen Lety bei Pisek und im mährischen Hodonin bei Kunstadt. In Hodonin wurden auch viele Roma ohne Arbeit oder festen Wohnsitz inhaftiert, sie stellten etwa 20 Prozent aller Häftlinge dort. Nach der Verordnung zur »Bekämpfung der Zigeunerplage« vom 10. Juli 1942 wurde die gesamte Romabevölkerung Böhmens und Mährens als Rasse verfolgt. In August 1942 wurden die Roma durch die örtlichen Behörden registriert. Nichtsesshafte wurden in die in »Zigeunerlager« umgewandelten Lager Hodonin und Lety gebracht. Mehr als 1.300 Roma waren nun im Lager Hodonin inhaftiert, das von tschechischen Gendarmen bewacht wurde und dem Innenministerium des Protektorats unterstellt war. Am 7. Dezember 1942 deportierte die deutsche Kriminalpolizei im Protektorat (Kripo) ungefähr 75 Häftlinge aus Hodonin nach Auschwitz ins Stammlager. Mit Heinrich Himmlers Erlass vom 16. Dezember 1942 fing die massenhafte Deportation der Roma nach Auschwitz-Birkenau an, wo im Frühjahr 1943 ein »Zigeunerfamilienlager« errichtet wurde. Am 21. August 1943 wurden fast alle Häftlinge aus Hodonin dorthin verschleppt. Die Deportationen plante die deutsche Kripo, diese wurden durch die Protektoratsbehörden und ihre Gendarmerie durchgeführt. Im Dezember 1943 wurde das Lager in Hodonin aufgelöst.
Bild:Hodonin, um 1943, Baracken im »Zigeunerlager Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury
Hodonin, um 1943, Baracken im »Zigeunerlager Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury

Bild:Hodonin, 1997, Der Künstler Eduard Oláh bei Arbeiten zur Errichtung des Denkmals für die Opfer des»Zigeunerlagers Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury
Hodonin, 1997, Der Künstler Eduard Oláh bei Arbeiten zur Errichtung des Denkmals für die Opfer des»Zigeunerlagers Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury
Im »Zigeunerlager Hodonin« starben etwa 200 Roma wegen schlechter Haftbedingungen, Krankheiten oder Misshandlungen durch die Wachmannschaft. Etwa 850 Häftlinge des Lagers deportierte die Kripo in Zusammenarbeit mit den Protektoratsbehörden nach Auschwitz. Von den ungefähr 5.500 aus dem Protektorat deportierten Roma überlebten lediglich etwa 500.
Bild:Hodonin, um 1943, Kinder im Krankenrevier des »Zigeunerlagers Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury
Hodonin, um 1943, Kinder im Krankenrevier des »Zigeunerlagers Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury

Bild:Hodonin, um 1943, Gefangene Roma im »Zigeunerlager Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury
Hodonin, um 1943, Gefangene Roma im »Zigeunerlager Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury
Nach dem Krieg richtete die sowjetische Armee ein Militärkrankenhaus auf dem Gelände des ehemaligen Lagers ein. 1946 wurde hier ein einfaches Holzkreuz aufgestellt, das an die »Opfer des Nazismus« erinnerte, ohne Erwähnung, dass es sich bei den Opfern um Roma handelte. Von 1948 bis 1950 diente das Gelände als Arbeitslager für Verfolgte der stalinistischen Diktatur. Später wurde hier eine Erholungseinrichtung gebaut, die bis ins 21. Jahrhundert hinein Gäste empfing. Erst 1997 erfolgte auf Initiative des Museums für Romakultur in Brünn (tschechisch: Brno) die Einweihung eines Denkmals für die Opfer des »Zigeunerlagers Hodonin«. Es entstand durch die Unterstützung der Stadtverwaltung von Kunstadt und die Regierung der Tschechischen Republik. Der Bildhauer Eduard Oláh schuf das Denkmal, das am Ort der Massengräber etwa 150 Meter vom ehemaligen Lager entfernt errichtet wurde.
1998 wurde auf dem Friedhof in Černovice, wo 73 Häftlinge begraben sind, eine Gedenktafel für die Opfer des ehemaligen »Zigeunerlagers Hodonin« angebracht.
Im Dezember 2009 hat die tschechische Regierung das Gelände gekauft, um dem Gedenken an die Opfer einen angemessenen Rahmen zu schaffen. Am Ort soll ein Zentrum für Bildung und Konferenzen zur Verfolgung der Roma errichtet werden.
Bild:Hodonin, 1960er Jahre, Das 1946 aufgestellte Holzkreuz in Erinnerung an die »Opfer des Nazismus«, Archiv Muzea romské kultury
Hodonin, 1960er Jahre, Das 1946 aufgestellte Holzkreuz in Erinnerung an die »Opfer des Nazismus«, Archiv Muzea romské kultury

Bild:Hodonin, o.D., Gedenktafel bei einem Massengrab in der Nähe des ehemaligen Lagers, Archiv Muzea romské kultury
Hodonin, o.D., Gedenktafel bei einem Massengrab in der Nähe des ehemaligen Lagers, Archiv Muzea romské kultury
Name
Památník romským obětem v Hodoníně u Kunštátu
Adresse
Hodonín 60, okres Blansko
67971 Hodonín u Kunštátu
Telefon
+420 775 403 155
Web
https://hodoninpamatnik.cz/
E-Mail
hodonin@rommuz.cz
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
Ausstellung vom April bis Oktober mittwochs bis sonntags 09:00 bis 17:00