• Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz
In einer Villa im Berliner Stadtteil Wannsee fand am 20. Januar 1942 eine Besprechung zwischen hochrangigen SS-Funktionären und Vertretern der Reichsregierung zum Thema »Endlösung der Judenfrage« statt. Die Gedenkstätte »Haus der Wannsee-Konferenz« informiert am historischen Ort über die Konferenz und über den Völkermord an den europäischen Juden.
Bild:Berlin, um 1930, Villa Am Großen Wannsee 56-58, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Berlin, um 1930, Villa Am Großen Wannsee 56-58, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz

Bild:Berlin, 2002, Haus der Wannsee-Konferenz, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Berlin, 2002, Haus der Wannsee-Konferenz, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Am 20. Januar 1942 trafen sich auf Einladung des Chefs des Reichssicherheitshauptamtes Reinhard Heydrich in einer Villa am Großen Wannsee ranghohe Angehörige der SS und der Polizei sowie Vertreter aller wichtigen Ministerien zu einer Konferenz. Auf dieser Konferenz sollte die Ermordung der europäischen Juden zwischen den führenden staatlichen Stellen koordiniert werden. Historiker vermuten, dass Reinhard Heydrich außerdem seine persönliche Position als Organisator der »Endlösung« stärken wollte.
Heydrichs Mitarbeiter Adolf Eichmann hielt in einem erhalten gebliebenen Protokoll die besprochenen Tagesordnungspunkte fest. Hier verwendete er viele verschleiernde Bezeichnungen. So ist in dem Protokoll die Rede von einer »natürlichen Verminderung« unter den jüdischen Arbeitern, die beim Straßenbau im Osten eingesetzt werden sollten. Der überlebende Teil dieser Juden sollte dagegen »entsprechend behandelt« werden. In der Geschichtswissenschaft wurde der 20. Januar 1942 aufgrund der Inhalte des Eichmann-Protokolls lange als das Datum bewertet, an dem die Nationalsozialisten den Mord an den Juden Europas beschlossen. Tatsache ist jedoch, dass zu diesem Zeitpunkt die »Endlösung« bereits in vollem Gang war und der Beschluss darüber schon früher gefasst wurde. In den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten in Polen und der Sowjetunion wurden bereits seit dem Sommer 1941 hunderttausende Juden von SS-Einsatzgruppen und einheimischen Kollaborateuren erschossen. Unzählige jüdische Familien aus dem »Deutschen Reich« hatte die SS schon vor der »Wannsee-Konferenz« in die Lager und Ghettos im Osten deportiert. Dort waren viele von ihnen in Gaskammern oder Gaswagen erstickt worden. Die Konferenz am 20. Januar 1942 sollte letztendlich dazu dienen die Zusammenarbeit aller an der Vernichtungsaktion beteiligten Dienststellen zu koordinieren.
Bild:Berlin, um 1930, Villa Am Großen Wannsee 56-58, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Berlin, um 1930, Villa Am Großen Wannsee 56-58, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz

Bild:Berlin, 2002, Haus der Wannsee-Konferenz, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Berlin, 2002, Haus der Wannsee-Konferenz, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Etwa 5,4 bis sechs Millionen europäische Juden wurden im Holocaust ermordet. Laut dem Protokoll der Wannsee-Konferenz war geplant, bis zu elf Millionen Juden in ganz Europa zu ermorden.
Bild:Berlin, 2002, Die Villa am Wannsee, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Berlin, 2002, Die Villa am Wannsee, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz

Bild:Berlin, 2020, Blick in die Dauerausstellung, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Svea Hammerle
Berlin, 2020, Blick in die Dauerausstellung, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Svea Hammerle
Nach verschiedenen Zwischennutzungen diente die Villa zwischen 1952 und 1988 als Schullandheim des Berliner Bezirks Neukölln. Bereits in den achtziger Jahren gab es jedoch Pläne in dem ehemaligen SS-Gästehaus eine Gedenkstätte einzurichten. Schließlich konnte aufgrund der Zusammenarbeit verschiedener Träger 1992 am fünfzigsten Jahrestag der Wannsee-Konferenz die Gedenkstätte eingeweiht werden. Zum Trägerverein der Gedenkstätte gehören unter anderem das Land Berlin, der Bund, der Zentralrat der Juden in Deutschland, die beiden großen Kirchen, die Arbeitsgemeinschaft der Verfolgtenverbände und das Deutsche Historische Museum.
Die Gedenkstätte ist vor allem für ihr vielfältiges pädagogisches Angebot bekannt. Die Freiflächen des Grundstückes sind in die Konzeption der Gedenkstätte mit einbezogen. Hier können wechselnde Freiluftausstellungen gezeigt werden.
Im Januar 2020 wurde die neue Dauerausstellung »Die Besprechung am Wannsee und der Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden« der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Vergleich zur früheren Dauerausstellung des Hauses ist sie inklusiver und leichter zugänglich gestaltet. Sie konzentriert sich vor allem auf die Rolle der 15 Teilnehmer der Wannsee-Konferenz, bietet aber insgesamt einen Überblick zur Geschichte des Holocaust und greift Themen wie Antisemitismus und Ausgrenzung auf.
Bild:Berlin, 2020, Blick in die Dauerausstellung, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Svea Hammerle
Berlin, 2020, Blick in die Dauerausstellung, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Svea Hammerle

Bild:Berlin, 2020, Blick in die Dauerausstellung, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Svea Hammerle
Berlin, 2020, Blick in die Dauerausstellung, Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Svea Hammerle
Name
Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz
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