• Gedenkstätte Bergen-Belsen
In der Nähe des Ortes Bergen, in der südlichen Lüneburger Heide, bestand von 1940 bis 1942 ein Kriegsgefangenenlager und von 1943 bis 1945 das Konzentrationslager Bergen-Belsen, in dem kurz vor Ende des Krieges Zehntausende Häftlinge aus anderen Lagern starben. Seit 1952 erinnert eine Gedenkstätte an das Schicksal der Kriegsgefangenen und der KZ-Häftlinge.
Bild:Bergen-Belsen, April 1945, Das Konzentrationslager unmittelbar nach der Befreiung, Yad Vashem
Bergen-Belsen, April 1945, Das Konzentrationslager unmittelbar nach der Befreiung, Yad Vashem

Bild:Lohheide, 2007, Obelisk aus dem Jahr 1947, Ronnie Golz
Lohheide, 2007, Obelisk aus dem Jahr 1947, Ronnie Golz
Erstmals wurden 1940 nach dem Frankreichfeldzug 600 französische und belgische Kriegsgefangene aus dem »Stalag (Mannschaftsstammlager) XI B Fallingbostel« in den Ort Belsen zum Bau von Kasernen gebracht. Im Frühjahr 1941 errichtete die Wehrmacht in Bergen das »Stalag XI C (311) Bergen-Belsen« als so genanntes Russenlager für den bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion. Von Juli bis Anfang November 1941 trafen etwa 21.000 Kriegsgefangene aus der Sowjetunion ein. Im Lager waren die Gefangenen sich selbst überlassen, sie hausten in selbst gebauten Erdhöhlen, Laubhütten und Zelten. Seuchen breiteten sich aus. Nach Ausbruch einer Fleckfieberepidemie unter den Gefangenen im November 1941 lieferte die Wehrmacht zusätzlich kranke Häftlinge aus der Region in das »Stalag XI C« ein. Bis zum Frühjahr 1942 starben etwa 13.500 sowjetische Kriegsgefangene: Sie verhungerten, erfroren oder erlagen Krankheiten. Im Mai 1942 zählte die Wehrmacht nur noch etwa 2.000 Kriegsgefangene in Bergen-Belsen. Im April 1943 übernahm die SS Teile des Lagers und richtete ein »Aufenthaltslager« für jüdische Geiseln ein. Nur wenige von ihnen kamen frei. Das Kriegsgefangenenlazarett des »Stalag« blieb als zentrales Lazarett für die gesamte Umgebung bis Januar 1945 bestehen. Ab 1944 führte die SS das Lager als Konzentrationslager für kranke und schwache Zwangsarbeiter. Ende 1944 trafen immer weitere Transporte aus östlich gelegenen Lagern ein, die vor der näher rückenden Front evakuiert wurden. Dadurch stieg die Zahl der Häftlinge in Bergen-Belsen rasant von etwa 15.000 im Dezember 1944 auf über 40.000 am 1. März 1945 an. Viele Häftlinge starben bald nach ihrer Ankunft im Lager. Allein im März 1945 gab es über 18.000 Tote, unter ihnen Anne Frank und ihre Schwester Margot. Am 15. April 1945 befreiten die Briten das KZ im Rahmen eines lokalen Waffenstillstands. Als die Soldaten das Lager betraten, trafen sie auf tausende verwesende Leichen und sterbende Menschen auf dem Gelände.
Bild:Bergen-Belsen, April 1945, Das Konzentrationslager unmittelbar nach der Befreiung, Yad Vashem
Bergen-Belsen, April 1945, Das Konzentrationslager unmittelbar nach der Befreiung, Yad Vashem

Bild:Lohheide, 2007, Obelisk aus dem Jahr 1947, Ronnie Golz
Lohheide, 2007, Obelisk aus dem Jahr 1947, Ronnie Golz
Die Gesamtzahl der Opfer unter den Kriegsgefangenen liegt bei etwa 19.500 Toten. Infolge der Fleckfieberepidemie im Winter 1941/42 starben bis zum Frühjahr 1942 etwa 13.500 sowjetische Kriegsgefangene. Bis 1945 starben 6.000 weitere sowjetische Soldaten. Im Austauschlager befanden sich von Juli 1943 bis Dezember 1944 insgesamt etwa 14.000 jüdische Häftlinge, nur ein kleiner Teil von ihnen kam tatsächlich frei. In das ab März 1944 eingerichtete Konzentrationslager brachte die SS zunächst mehrere tausend Zwangsarbeiter aus anderen Lagern, die zu schwach für die Arbeit waren. Ab Ende 1944 trafen immer mehr »Evakuierungstransporte« mit jüdischen Frauen aus Auschwitz ein. Von Dezember 1944 bis Februar 1945 allein kamen zwischen 40.000 und 50.000 Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern nach Bergen-Belsen, von den Gefangenen waren zwei Drittel Frauen. Noch unmittelbar nach der Befreiung durch die Briten am 15. April 1945 starben von den 55.000 Überlebenden etwa 14.000 an den Folgen der Krankheiten und der katastrophalen Lebensbedingungen in Bergen-Belsen. Die Gesamtzahl der Opfer, die im Konzentrationslager Bergen-Belsen starben, wird auf 55.000 geschätzt.
Bild:Bergen-Belsen, April 1945, Zwischen den Toten die wenigen Überlebenden, Imperial War Museum London
Bergen-Belsen, April 1945, Zwischen den Toten die wenigen Überlebenden, Imperial War Museum London

Bild:Lohheide, 2007, Das 1946 von Überlebenden eingerichtete Denkmal für die jüdischen Opfer, Ronnie Golz
Lohheide, 2007, Das 1946 von Überlebenden eingerichtete Denkmal für die jüdischen Opfer, Ronnie Golz
Nach der Befreiung des Lagers durch britische Truppen blieb das Lager vorerst bestehen: Die britische Armee musste die etwa 55.000 Überlebenden in unmittelbarer Nähe der Front versorgen. Ein Nothospital mit etwa 14.000 Betten wurde in der Nähe des Lagers eingerichtet. Trotz aller Anstrengungen starben noch 14.000 völlig entkräftete ehemalige Häftlinge. Am 21. Mai 1945 wurde das gesamte Lager evakuiert, die Baracken vollständig abgebrannt – auch um die weitere Ausbreitung von Seuchen zu verhindern. Die ehemaligen Häftlinge lebten fortan als »Displaced Persons« (DP) in einem Lager auf dem Truppenübungsplatz in Bergen-Hohne. Ab 1946 wurde dieses Lager vollständig zu einem jüdischen »DP-Camp«. Hier lebten etwa 12.000 Juden, die auf die Rückkehr in ihre Heimatländer oder auf ihre Auswanderung warteten. Diese Überlebenden errichteten 1946 ein erstes Mahnmal zum Gedenken an die jüdischen Opfer. Im Sommer 1950 wurde das »DP-Camp« aufgelöst. Das ehemalige Lagergelände wurde in eine parkähnliche Landschaft umgestaltet, die Gedenkstätte in der Trägerschaft des Landes Niedersachsen im November 1952 eröffnet. Ein kleines Dokumentenhaus mit einer Dauerausstellung entstand 1966, im Jahr 1990 wurde ein Dokumentationszentrum und eine umfangreiche Ausstellung eröffnet. 2000 erfolgte die Eröffnung des Hauses der Stille, das der Besinnung und dem Gedenken dienen soll. Ein Neubau des Dokumentationszentrums und eine völlig überarbeitete Ausstellung, die auch das Kriegsgefangenenlager und das »DP-Camp« thematisiert, eröffneten 2007.
Bild:Lohheide, 2008, Der Eingangsbereich des Dokumentationszentrums, Klemens Ortmeyer
Lohheide, 2008, Der Eingangsbereich des Dokumentationszentrums, Klemens Ortmeyer

Bild:Lohheide, 2008, Dauerausstellung im Dokumentationszentrum, Klemens Ortmeyer
Lohheide, 2008, Dauerausstellung im Dokumentationszentrum, Klemens Ortmeyer
Bild:Lohheide, 2008, Dauerausstellung im Dokumentationszentrum, Klemens Ortmeyer
Lohheide, 2008, Dauerausstellung im Dokumentationszentrum, Klemens Ortmeyer
Bild: Lohheide, 2008, Detailansicht des Dokumentationszentrums, Klemens Ortmeyer
Lohheide, 2008, Detailansicht des Dokumentationszentrums, Klemens Ortmeyer
Bild: Lohheide, 2008, Neubau des Dokumentationszentrums, Klemens Ortmeyer
Lohheide, 2008, Neubau des Dokumentationszentrums, Klemens Ortmeyer
Bild:Lohheide, 2007, Grabstein für die Schwestern Margot und Anne Frank, Ronnie Golz
Lohheide, 2007, Grabstein für die Schwestern Margot und Anne Frank, Ronnie Golz
Bild: Lohheide, 2007, Massengrab auf dem Gelände der Gedenkstätte, Ronnie Golz
Lohheide, 2007, Massengrab auf dem Gelände der Gedenkstätte, Ronnie Golz
Bild:Lohheide, 2007, Im Inneren des Hauses der Stille, Ronnie Golz
Lohheide, 2007, Im Inneren des Hauses der Stille, Ronnie Golz
Name
Gedenkstätte Bergen-Belsen
Adresse
Anne-Frank-Platz
29303 Lohheide
Telefon
+49(0)5051 475 9-0
Fax
+49(0)5051 475 9-118
Web
http://www.bergenbelsen.de
E-Mail
Bergen-Belsen@stiftung-ng.de
Öffnungszeiten
April bis September: 10.00 bis 18.00
Oktober bis März: 10.00 bis 17.00
Am 24., 25., 26. und 31. Dezember sowie am 1. Januar geschlossen.
Angebot
Führungen, Studientage, internationale Jugendworkcamps, Deutsch-Israelische Jugendbegegnungen, Bibliothek