• Erinnerung an die ermordeten Juden von Pinsk
In Pinsk und Umgebung erinnern mehrere Denkmäler an die bis zu 27.000 Juden, die in der Stadt 1941 und 1942 ermordet wurden.
Bild:Pinsk, vor 1939, Panorama der Stadt, Tomasz Wiśniewski Collection
Pinsk, vor 1939, Panorama der Stadt, Tomasz Wiśniewski Collection

Bild:Pinsk, 2011, Das 1992 beim Waldstück Dobraja Wolja errichtete Denkmal für die Opfer der Massenerschießungen von 1942, Vadim Akopyan
Pinsk, 2011, Das 1992 beim Waldstück Dobraja Wolja errichtete Denkmal für die Opfer der Massenerschießungen von 1942, Vadim Akopyan
Die Stadt Pinsk liegt in der Region Polesien im Süden von Belarus. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in der damals polnischen Stadt ungefähr 30.000 Juden, fast 70 Prozent der Bevölkerung. Im September 1939 wurde die Stadt zunächst durch die Sowjetunion besetzt.
Am 4. Juli 1941 eroberte die deutsche Wehrmacht Pinsk. Bald darauf wurde ein Judenrat eingesetzt. Anfang August rückte das SS-Kavallerieregiment 2 unter dem Kommando von Franz Magill ein. Zwischen dem 5. und 8. August 1941 erschossen die Männer des Kavallerie-Regiments zwischen 4.000 und 8.000 jüdische Männer zuerst in der Nähe des Dorfes Posenitschi sowie wenige Tage später in der Nähe des Dorfes Kosljakowitschi.
Am 1. Mai 1942 mussten die bis dahin am Leben gebliebenen Pinsker Juden auf Befehl der deutschen Besatzungsverwaltung in ein Ghetto umziehen. Hier lebten bis zu 20.000 Menschen auf engstem Raum. Das Ghetto existierte nur ein halbes Jahr. Zwischen dem 29. Oktober und dem 1. November erschoss der Sicherheitsdienst der SS (SD) auf direkten Befehl von Heinrich Himmler die etwa 20.000 Juden an bereits ausgehobenen Gruben, etwa zehn Kilometer vom Ghetto entfernt. Eine Gruppe, der es zuvor gelang, Waffen zu beschaffen, leistete Widerstand. Einigen wenigen gelang es, zu den Partisanen zu fliehen.
Bild:Pinsk, vor 1939, Panorama der Stadt, Tomasz Wiśniewski Collection
Pinsk, vor 1939, Panorama der Stadt, Tomasz Wiśniewski Collection

Bild:Pinsk, 2011, Das 1992 beim Waldstück Dobraja Wolja errichtete Denkmal für die Opfer der Massenerschießungen von 1942, Vadim Akopyan
Pinsk, 2011, Das 1992 beim Waldstück Dobraja Wolja errichtete Denkmal für die Opfer der Massenerschießungen von 1942, Vadim Akopyan
Nahezu die gesamte jüdische Bevölkerung von Pinsk fiel den Mordaktionen der SS zum Opfer. Die Zahl der Opfer kann nur geschätzt werden: Vermutlich kamen in Pinsk zwischen 16.000 und 26.0000 Juden gewaltsam ums Leben. Einige Schätzungen liegen sogar noch höher. Auch die Opferzahlen der ersten Massenerschießung durch das SS-Kavallerieregiment 2 konnten nur ungenau festgestellt werden: Man geht von 4.000, möglicherweise bis zu 8.000 ermordeten jüdischen Männern aus.
Bild:Bei Pinsk, 6. August 1941, Leichen von jüdischen Männern, die tags zuvor von Angehörigen des SS-Kavallerieregiments 2 ermordet wurden, Privatbesitz, Erich Mirek
Bei Pinsk, 6. August 1941, Leichen von jüdischen Männern, die tags zuvor von Angehörigen des SS-Kavallerieregiments 2 ermordet wurden, Privatbesitz, Erich Mirek

Bild:Posenitschi, 2014, Denkmal für die Opfer der Massenerschießung im August 1941 am Straßenrand, Avner
Posenitschi, 2014, Denkmal für die Opfer der Massenerschießung im August 1941 am Straßenrand, Avner
1964 wurde in einem Waldstück namens »Dobraja Wolja« in der Nähe eines stilleglegten Flugplatzes nördlich von Pinsk ein Denkmal errichtet, das an die Massenerschießungen von Zivilisten aus Pinsk im Herbst 1942 erinnerte, ohne jedoch zu erwähnen, dass es sich bei den Opfern größtenteils um Juden handelte. 1992 wurde auf Druck der jüdischen Gemeinde von Pinsk die Stele durch ein neues Denkmal mit drei Gedenksteinen ersetzt, die auf Jiddisch, Hebräisch und Belarussisch Juden, aber auch an die Partisanen und Kriegsgefangenen erinnern, die dort ermordet wurden. An der Straße, die zum Denkmal führt, weist ein Schild den Weg zum »Denkmal für die Opfer des Holocaust«.
Im gleichen Jahr wurde ein weiteres Denkmal errichtet. Es befindet sich an der Puschkinstraße auf dem Gelände eines in den 1970er Jahren zerstörten jüdischen Friedhofs und erinnert an die Opfer des Ghettos, das sich ebenfalls dort befand. Die Inschrift nennt neben Juden auch »Zigeuner«, Haftgefangene, Partisanen und Widerstandskämpfer als Opfer. Unter der belarussischen Inschrift ist eine weitere Tafel in hebräischer und jiddischer Sprache angebracht.
Weiter westlich, in der Nähe des Stadtteils Kozljakowitschi, wurde 1993 ein Gedenkstein eingeweiht. Hier befand sich eine Massenerschießungsstelle, an der 1941/42 Tausende Juden, Kriegsgefangene und Häftlinge aus Pinsker Gefängnissen ermordet wurden.
Am Ort der Massenerschießungen von Juden in der Nähe des Dorfes Posenitschi befindet sich ein ähnlicher Gedenkstein. Während die Inschrift in hebräischer und jiddischer Sprache an die 8.000 am 5. August 1941 ermordeten jüdischen Männer erinnert, ist in der belarussischen Inschrift von »26.000 Opfern des Genozids und Kriegsgefangenen« die Rede.
Bild:Pinsk-Kozljakowitschi, 2012, Denkmal für die Opfer der Massenerschießungen von 1941/42, Avner
Pinsk-Kozljakowitschi, 2012, Denkmal für die Opfer der Massenerschießungen von 1941/42, Avner

Bild:Pinsk, 2012, Denkmal in der Puschkinstraße für die Opfer des Ghettos, Avner
Pinsk, 2012, Denkmal in der Puschkinstraße für die Opfer des Ghettos, Avner
Name
Pamjat ubytich ewrejam Pinska
Telefon
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Fax
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Web
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E-Mail
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Öffnungszeiten
Die Denkmäler sind jederzeit zugänglich