• Jama – Denkmal für die ermordeten Juden des Minsker Ghettos
Mehrere Denkmale erinnern in der belarussischen Hauptstadt Minsk an die ermordeten Juden des Minsker Ghettos. Zwischen 1941 und 1943 mussten bis zu 80.000 Juden im Ghetto Minsk leben, fast alle wurden ermordet. Bereits 1946 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Ghettos ein Denkmal errichtet.
Bild:Minsk, Winter 1941/42, Die zerstörte Sowjetstraße, Belaruski dzjarshaŭny muzej gistoryi Wjalikaj Ajtschynnaj Wajny
Minsk, Winter 1941/42, Die zerstörte Sowjetstraße, Belaruski dzjarshaŭny muzej gistoryi Wjalikaj Ajtschynnaj Wajny

Bild:Minsk, 2004, Denkmal und Skulpturengruppe, Stiftung Denkmal
Minsk, 2004, Denkmal und Skulpturengruppe, Stiftung Denkmal
Die belarussische Hauptstadt Minsk wurde am 28. Juni 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Drei Wochen später, am 19. Juli 1941 errichtete die deutsche Militärverwaltung auf Befehl des Feldkommandanten Karl Schlegelhofer ein Ghetto für die etwa 80.000 in Minsk lebenden Juden. Gleichzeitig erschoss die SS immer wieder Juden, allein im Juli 1941 bis zu 5.000. Ab Herbst 1941 trafen zudem Transporte mit 7.000 deutschen, österreichischen und tschechischen Juden in Minsk ein. Die SS-Verwaltung hatte zuvor »Platz« im Ghetto geschaffen, in dem sie mehrere Tausend Juden im Wald bei der Vernichtungsstätte Malyj Trostenez erschießen ließ. Bis Ende 1941 kamen weitere 17.000 Juden in Minsk an, die in einen gesonderten Teil des Ghettos ziehen mussten, der nach dem ersten Transport aus Hamburg vom Herbst 1941 »Hamburger Ghetto« genannt wurde. Ab Frühjahr 1942 wurden die Transporte aus dem Deutschen Reich direkt nach Malyj Trostenez umgeleitet, wo die Opfer anschließend im Wald von Blagowschtschina ermordet wurden.
Die Juden im Minsker Ghetto mussten Zwangsarbeit leisten. Immer wieder wurden Juden, die als »arbeitsunfähig« galten, in Malyj Trostenez ermordet. Zwischen dem 28. und 31. Juli 1942 ermordete die SS etwa 10.000 nicht arbeitende Juden aus dem Ghetto. Im Juni 1943 begannen Mordaktionen auch gegen Juden, die Zwangsarbeit leisteten. Im September 1943 löste die SS das Ghetto auf: Die Juden aus dem Minsker Ghetto wurden in Arbeits- und Vernichtungslager deportiert. Die letzten 2.000 in Minsk verbliebenen Juden wurden am 21. Oktober 1943 ermordet.
Bild:Minsk, Winter 1941/42, Die zerstörte Sowjetstraße, Belaruski dzjarshaŭny muzej gistoryi Wjalikaj Ajtschynnaj Wajny
Minsk, Winter 1941/42, Die zerstörte Sowjetstraße, Belaruski dzjarshaŭny muzej gistoryi Wjalikaj Ajtschynnaj Wajny

Bild:Minsk, 2004, Denkmal und Skulpturengruppe, Stiftung Denkmal
Minsk, 2004, Denkmal und Skulpturengruppe, Stiftung Denkmal
Die Zahl der in Minsk ermordeten Juden wird auf 50.000 bis 85.000 geschätzt. Die meisten von ihnen stammten aus Minsk und Umgebung. Auch etwa 24.000 deutsche, österreichische und tschechische Juden wurden hier ermordet, viele von ihnen aus Großstädten wie Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Berlin und Brünn (tschechisch: Brno).
Bild:Minsk, 1941, Jüdinnen im Ghetto, Yad Vashem
Minsk, 1941, Jüdinnen im Ghetto, Yad Vashem

Bild:Minsk, o.D., Obelisk von 1946 mit russischer und jiddischer Inschrift, Stiftung Denkmal
Minsk, o.D., Obelisk von 1946 mit russischer und jiddischer Inschrift, Stiftung Denkmal
An einer ehemaligen Erschießungsstätte auf dem Gelände des Minsker Ghettos, der »Jama« (Grube) entstand auf Initiative von Überlebenden schon 1946 ein Denkmal zu Erinnerung an die hier ermordeten Juden des Minsker Ghettos. An dieser Stelle sind am 2. März 1942 etwa 5.000 Juden aus dem Minsker Ghetto erschossen worden, darunter viele Kinder. Das Denkmal war eines der sehr wenigen in der ehemaligen Sowjetunion, die eine Inschrift auf Jiddisch trugen und ausdrücklich Juden als Opfer des Völkermords nannten: »Ein helles Gedenken auf ewige Zeiten den 5.000 Juden, umgekommen von der Hand der grausamen Feinde der Menschheit - der faschistisch-deutschen Verbrecher, 2. März 1942.«
Während der sowjetischen Zeit drohten die Behörden immer wieder damit das Denkmal zu entfernen oder die gesamte Jama zuschütten zu lassen. Erst 1992, nach der Unabhängigkeit von Belarus, konnten hier Gedenkfeiern abgehalten werden. Mitte der 1990er Jahre entstand eine »Allee der Gerechten der Völker« mit Bäumen, auf denen die Namen von Menschen stehen, die Juden Hilfe leisteten. Im Juli 2000 wurde die Gedenkstätte um ein weiteres Element erweitert: Die Künstler Leonid Lewin und Else Pollack schufen eine Skulptur, die 27 Ghettobewohner zeigt, wie sie vor ihrer Erschießung in die Grube hinabsteigen. Ebenfalls am Beginn der Treppe steht eine Menora aus rötlichem Stein.
Einige Straßen weiter, auf dem Gelände des ehemaligen jüdischen Friedhofs, stehen mehrere Gedenksteine in Erinnerung an deutsche Juden, die nach Minsk deportiert und in Malyj Trostenez ermordet worden sind. Die Gedenksteine erinnern unter anderem an Opfer aus Hamburg, Berlin, Wien und Königsberg.
Bild:Minsk, 2010, Skulpturengruppe am Rand der Grube, Stiftung Denkmal, Sabine Erbstößer
Minsk, 2010, Skulpturengruppe am Rand der Grube, Stiftung Denkmal, Sabine Erbstößer

Bild:Minsk, 2015, Gedenksteine für Opfer aus deutschen Gemeinden, Stiftung Denkmal
Minsk, 2015, Gedenksteine für Opfer aus deutschen Gemeinden, Stiftung Denkmal
Name
Pamjatnik Jama
Adresse
Saslavskaja Straße 35
Minsk
Telefon
+375 (80)172 366 797
Fax
+375 (80)172 849 963
Web
http://minsk-old-new.com/minsk-2881-ru.htm
E-Mail
ujrcrb@tut.by
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.