• Denkmal für die ermordeten Juden bei Tschukiw
In der Nähe des Dorfes Tschukiw erinnert ein Denkmal an die ermordeten jüdischen Gefangenen des Zwangsarbeiterlagers, das die SS 1942 und 1943 dort betrieb.
Bild:Tschukiw, 2019, Ansicht des Massengrabs mit dem neuen Denkmal, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Tschukiw, 2019, Ansicht des Massengrabs mit dem neuen Denkmal, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko

Bild:Tschukiw, 2019, Detailansicht des neuen Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Tschukiw, 2019, Detailansicht des neuen Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Tschukiw ist ein Dorf sechs Kilometer südlich von Nemyriw. Es wurde am 21. Juli 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Wenige Kilometer südlich von Tschukiw verlief die Grenze zu Transnistrien, dem rumänisch besetzten Gebiet der Ukraine. Im Frühjahr 1942 richtete die SS ein Zwangsarbeitslager in Tschukiw für jüdische Häftlinge ein. Mit einer ganzen Reihe solcher Lager sollte der Bau der strategisch wichtigen »Durchgangsstraße IV« von Przemyśl bis nach Dnepropetrowsk (heute: Dnipro) und Stalino (heute: Donezk) im Osten der Ukraine vorangetrieben werden. Da die meisten Juden in den deutsch besetzten Gebieten bereits ermordet worden waren oder ihre Ermordung bereits geplant wurde, griff die SS auf Juden in rumänischen Ghettos in Transnistrien zurück. Da die Lebensbedingungen für die Juden in den dortigen Ghettos meist extrem schlecht waren, glaubten viele den deutschen Versprechungen und meldeten sich freiwillig für die Arbeit. Viele nahmen auch ihre Familienangehörigen mit.
Die SS hat das Lager in Tschukiw in einem alten Schulgebäude untergebracht und mit einem Stacheldraht umzäunt. Die Lebensbedingungen waren katastrophal und die Arbeit ohne ausreichende Ausrüstung hart und gefährlich. Krankheiten breiteten sich aus. Ab September 1942 erschossen Einheiten der SS immer wieder Gefangene aus den Zwangsarbeitslagern, vor allem Kinder und Ältere, so auch am 14. September, als die SS bis zu 300 Juden in der Nähe von Nemyriw ermordete. Anfang Februar führte die SS Selektionen in fünf Zwangsarbeitslagern entlang des Straßenbauprojekts durch: alle, die als »arbeitsunfähig« eingestuft wurden sowie alle über 40 wurden verschleppt und am 5. Februar in der Nähe von einem Flugplatz bei Tschukiw erschossen, insgesamt etwa 300 Personen.
Im Frühjahr erschoss die SS eine weitere Gruppe von etwa 200 Juden am Friedhof von Tschukiw. Wahrscheinlich stand die Mordaktion im Zusammenhang mit der Auflösung des Zwangsarbeitslagers in Tschukiw, die zur gleichen Zeit stattfand.
Bild:Tschukiw, 2019, Ansicht des Massengrabs mit dem neuen Denkmal, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Tschukiw, 2019, Ansicht des Massengrabs mit dem neuen Denkmal, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko

Bild:Tschukiw, 2019, Detailansicht des neuen Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Tschukiw, 2019, Detailansicht des neuen Denkmals, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
1942 und 1943 ermordeten deutsche Einheiten hunderte jüdische Zwangsarbeiter und ihre Angehörigen in Tschukiw. Die meisten von ihnen stammten aus den rumänischen Gebieten Bessarabien und der Bukowina. Allein am Flugplatz in Tschukiw ermordete die SS etwa 300 Juden Anfang Februar 1943.
Bild:Tschukiw, 2019, Massengrab und neues Denkmal, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Tschukiw, 2019, Massengrab und neues Denkmal, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko

Bild:Tschukiw, 2019, Die Umrisse des Massengrabs, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Tschukiw, 2019, Die Umrisse des Massengrabs, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Nur sehr wenigen Gefangenen gelang die Flucht aus den Lagern der »Durchgangsstraße IV«. Eine von ihnen war Rachel Milner aus Czernowitz, die kurz nach dem Krieg einen kurzen Bericht über ihre Erfahrungen dort verfasst hat. Dieser Bericht sollte im »Schwarzbuch« erscheinen, das die beiden Schriftsteller Wassili Grossman und Ilja Ehrenburg über das Schicksal der sowjetischen Juden herausbringen wollten. Das Buch durfte in der Sowjetunion jedoch nicht erscheinen und wurde erst Jahrzehnte später veröffentlicht.
Bei den Massengräbern am ehemaligen Flugplatz in Tschukiw gab es lange kein Zeichen der Erinnerung. Auch nach der Unabhängigkeit der Ukraine fühlte sich niemand für die Mordstätten zuständig, was wahrscheinlich damit zusammenhing, dass die Opfer nicht aus der Gegend stammten. Immerhin wurde die Fläche, wo sich die Gräber befinden, nicht für die Landwirtschaft genutzt, so dass über die Gräber Bäume wachsen durften.
Im Rahmen des Projekts »Erinnerung bewahren«, das bei der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin angesiedelt ist, wurden 2016 und 2017 nicht-invasive archäologische Untersuchungen durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass es beim ehemaligen Flugplatz mindestens drei Massengräber gibt. In einem nächsten Schritt wurde dort Ort ein Denkmal errichtet und die Umrisse der Massengräber durch Steine sichtbar gemacht. Zudem informiert eine Stele auf Ukrainisch, Englisch und Hebräisch über das Schicksal der jüdischen Gefangen im Zwangsarbeitslager Tschukiw. Das Denkmal wurde im September 2019 eingeweiht.
Bild:Tschukiw, 2019, Informationsstele, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Tschukiw, 2019, Informationsstele, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko

Bild:Tschukiw, 2019, Neues Denkmal am Massengrab, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Tschukiw, 2019, Neues Denkmal am Massengrab, Stiftung Denkmal, Anna Voitenko
Name
Пам’ятник для вбитих євреїв у Чукові
Web
https://www.erinnerungbewahren.de/tschukiw/
E-Mail
info@erinnerung-bewahren.de
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.